Die Friedrichstraße zwischen Karlstraße und Metzstraße ist für Radfahrer gesperrt. Der Grund: Der Geh- und Radweg vor der Baustelle des ehemaligen Trapp-Geschäftshauses ist nicht zu benutzen. Autos und Motorräder dagegen dürfen dort weiter auf der Friedrichstraße fahren. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) fordert: Es sollte genau umgekehrt sein. „Für Autos gibt es Möglichkeiten, diese Stelle zu umfahren. Stattdessen sollen jetzt Radfahrer einen 300 Meter langen Umweg durch die Fußgängerzone nehmen“, sagt ADFC-Kreisvorsitzender Bernhard Glatthaar.

Durchfahrtsverbot gilt von Osten aus ab der Schanzstraße

Seit Freitag verbietet ein weiteres Schild, dass Radfahrende vor dem Trapp-Haus auf die Fahrbahn wechseln. Vor Ort ist allerdings zu beobachten, dass vor allem Radfahrer von Westen aus diese Möglichkeit weiter nutzen, obwohl die Fahrbahn wenig Platz für Radler und Autos bietet. „Das ist dann gleich eine Ordnungswidrigkeit“, kommentiert Glatthaar.

Von Osten aus gilt das Durchfahrtsverbot schon ab der Schanzstraße. „Radfahrende dürfen ab hier die Geschäfte nicht mehr anfahren“, kritisiert Glatthaar. Doch auch von der Fußgängerzone aus umgehen immer wieder Radelnde die Zwangskurve durch die Innenstadt und wechseln stattdessen mit den Fußgängern die Straßenseite.

Bernhard Glatthaar kritisiert, dass in der Fußgängerzone bereits ab Schanzstraße für Radfahrer die Durchfahrt verboten ist.
Bernhard Glatthaar kritisiert, dass in der Fußgängerzone bereits ab Schanzstraße für Radfahrer die Durchfahrt verboten ist. | Bild: Corinna Raupach

Grundsätzliche Kritik an Planung für Friedrichstraße

Die Friedrichstraße ist nicht nur eine Hauptverkehrsstraße Friedrichshafens, sie ist auch Teil des Bodensee-Radwegs. Im Sommerhalbjahr drängeln sich auf dem Streifen südlich der Straße Alltagsradler, Familienurlauber, radelnde Ausflugsgruppen und Pedelecfahrer. Dazu kommen Fußgänger und Touristen, die – oft mit Koffern – vom Bahnhof zum See oder in die Innenstadt unterwegs sind.

„Der Rad- und Fußverkehr wird an der wichtigsten Verkehrsachse der Stadt drei Jahre lang massiv benachteiligt, während der Kfz-Verkehr weiter durch die Friedrichstraße rollt“, sagt Glatthaar. Die aktuelle Sperrung soll laut Ankündigung der Stadt bis voraussichtlich 14. April dauern. An der Stelle des Trapp-Hauses wird allerdings ein Neubau entstehen, der bis Ende 2024 stehen soll.

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Sperrung für Autos fand im Gemeinderat keine Mehrheit

Glatthaar verweist auf Diskussionen um die Friedrichstraße im vergangenen Sommer. „Als die B 31-neu geöffnet wurde, hieß es, damit wird die Innenstadt entlastet. Auf der Friedrichstraße sollten Fußgänger und Radfahrer mehr Raum bekommen“, sagt er. Das sei jedoch nicht geschehen.

Schon damals stand eine Sperrung der Friedrichstraße zwischen Karl- und Metzstraße zur Diskussion. „Busse, Anlieger und Radler sollten weiter durchfahren dürfen. Aber vom reinen Durchgangsverkehr würde die Straße mit einer sehr überschaubaren Maßnahme effektiv entlastet“, erklärt Glatthaar. Dieser Vorschlag fand im Bauausschuss eine knappe Mehrheit, wurde jedoch im Gemeinderat abgelehnt. Vor allem das Stadtforum hatte sich aus Sorge um Umsatzeinbußen im Handel dagegen ausgesprochen.

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Dass jetzt aber dieses Teilstück für Radfahrer gesperrt wird, nennt Bernhard Glatthaar „unfassbar“. „Für die B 31-neu ist viel Geld ausgegeben und viel Natur kaputt gemacht worden“, sagt er. Autofahrer hätten jetzt die Möglichkeit, das Stadtzentrum zu umfahren. Zumindest für die Zeit der Baustelle am Trapp-Haus sollte aus seiner Sicht daher die Friedrichstraße an dieser Stelle für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. So komme auch den anderen Verkehrsgruppen die versprochene Entlastung zu.

„Die Umleitung für die Radfahrer ist zumutbar“

Die Stadtverwaltung sieht allerdings keinen Spielraum für eine andere Verkehrslenkung. „Wir haben uns zur Führung der Radfahrer in diesem Bereich viele Gedanken gemacht und die verschiedenen Umlenkungsmöglichkeiten und Sperrungen abgewogen“, teilt eine Sprecherin der Stadt auf SÜDKURIER-Anfrage mit.

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„Eine komplette Sperrung der Fahrbahn für den motorisierten Fahrzeugverkehr kommt nicht in Betracht“, heißt es aus dem Rathaus weiter. „Bei einer Sperrung der gesamten Friedrichstraße in diesem Bereich wird der Verkehr sowie der Busverkehr verlagert und neue Beeinträchtigungen entstehen, unter anderem für den ÖPNV und den Verkehr zum Beispiel in der Eugenstraße.“ Aus Sicherheitsgründen habe sich die Verwaltung auch dagegen entschieden, die Radfahrer auf die Fahrbahn auszuleiten.

„Die Umleitung für die Radfahrer ist zumutbar, zudem wird die Verkehrssicherheit aufrechterhalten“, so die Einschätzung. Sobald sich in Absprache mit der Baufirma eine Möglichkeit ergebe, den Radverkehr an der Baustelle verkehrssicher vorbeizuführen, werde dies umgesetzt, sicherte die Sprecherin zu.

Bernhard Glatthaar (links) und Roland Merz vom ADFC fordern mehr Platz für Radler und eine Durchfahrtsperre für Autos auf der ...
Bernhard Glatthaar (links) und Roland Merz vom ADFC fordern mehr Platz für Radler und eine Durchfahrtsperre für Autos auf der Friedrichstraße. | Bild: Corinna Raupach

Dem ADFC genügt das nicht, weder in der aktuellen Situation noch grundsätzlich. „Im Prinzip muss es eine gute Lösung für die ganze Friedrichstraße geben“, sagt der ADFC-Vizevorsitzende Roland Merz. Immer wieder habe die Stadtverwaltung sich vorgenommen, den einstigen Prachtboulevard wieder aufleben zu lassen. Der Durchgangsverkehr verhindere jedoch jede Aufenthaltsqualität – und das schade nicht nur den Radlern und Fußgängern, sondern auch Geschäften und Gaststätten.