Der derzeitige Landeplatz des Rettungshubschraubers ist direkt am Klinikum Friedrichshafen. Die Investition in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro für eine Verlegung gen Norden ist umstritten. Das teilt der Medizin Campus Bodensee (MCB) in einer Pressemitteilung mit. Für Volker Wenzel, Chefarzt des MCB für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, ist die Sache klar: Der Standort des Rettungshubschraubers muss in Friedrichshafen bleiben.
Im November vergangenen Jahres konnte Wenzel sowohl den Häfler Gemeinderat als auch den Kreistag des Bodenseekreises davon überzeugen – entgegen der Empfehlung des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement München. Das baden-württembergische Innenministerium plane, dem Gutachten zur Flugrettung in Baden-Württemberg zu folgen, teilt Wenzel in einer Pressemitteilung des MCB mit. „Deshalb müssen wir dem Gutachten widersprechen“, ist Wenzel überzeugt. Wir klären die wichtigsten Fragen zur Verlegung des Rettungshubschrauber-Standorts.
Warum soll der Rettungshubschrauber am Standort Friedrichshafen überhaupt verlegt werden?
Hintergrund ist ein Gutachten des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement München zur Struktur- und Bedarfsanalyse. Dieses wurde vom Innenministerium zur Luftrettung in Baden-Württemberg im August 2018 in Auftrag gegeben. Die Gutachter sind zu dem Entschluss gekommen, dass der Standort von „Christoph 45“ von Friedrichshafen nach Norden in den Landkreis Ravensburg verlegt werden soll. In der Beschreibung der Online-Petition heißt es: „Der neue Standort soll zwischen sieben und 13 Kilometer beziehungsweise zwei bis vier Flugminuten nördlich des aktuellen Standortes am Klinikum Friedrichshafen liegen.“
Was spricht für eine Verlegung des Rettungshubschrauber-Standortes?
Ein Argument, das laut dem Gutachten dafür spricht, ist die Verbesserung des Aktionsradius. Notfallorte im Kreis Sigmaringen, die bisher bei einem Einsatz nicht innerhalb von den vorgeschriebenen 20 Minuten zu erreichen seien, wären so besser zu erreichen. Versorgungslücken könnten somit geschlossen werden. Ein weiteres Argument: Der Bodensee selbst habe im bisherigen Einsatzradius ein geringes Notfallaufkommen. Und der neue Standort wirke sich nur gering auf den Bodenseekreis, den Landkreis Konstanz und Ravensburg aus. Zudem sei der neue Landeplatz weniger nebelanfällig als in Friedrichshafen.

Warum befürworten Klinikum sowie die Stadt- und Kreisräte den Erhalt des Landeplatzes in der Zeppelinstadt?
Die Liste der Punkte, die aus Sicht des Klinikums, dem Gemeinderat und dem Kreistag dagegen sprechen, den Hubschrauber-Standort zu verlegen, ist lang. Die Wesentlichen Argumente im Überblick:
Wie kann man an der Online-Petition teilnehmen?
Das Klinikum Friedrichshafen wirbt um Unterschriften im Internet auf der Plattform „open Petiton“. Die Petition heißt „Christoph 45 bleibt hier!“ Erforderliche Angaben zur digitalen Unterschrift sind folgende: Name, Adresse und Wohnort. Freiwillig kann zusätzlich angegeben werden, warum die Petition als wichtig erachtet wird, ob eine Betroffenheit zum Thema besteht und wie dringlich die Unterschriftensammlung nach eigenem Ermessen ist. Hier gelangen Sie zur Internetseite.
Alternativ besteht die Möglichkeit, einen Unterschriftenbogen auszudrucken, von Hand zu unterschreiben und bis zum 4. Juli per Post an folgende Adresse zu senden: Prof. Dr. Volker Wenzel, Röntgenstraße 2, 88048 Friedrichshafen. Der Bogen kann auch eingescannt oder fotografiert per E-Mail an v.wenzel@klinikum-fn.de geschickt werden.
Wie begründen Bürger aus dem Bodenseekreis ihre Unterschrift für den Verbleib des Rettungshuber-Standorts?
Ein Auszug der Kommentare auf der Onlineplattform open Petition zeigt, dass auch hier mehrere Gründe genannt werden. Ein Bürger aus Immenstaad schreibt: „Da ich an der B 31 wohne und oft genug schwere Unfälle mitbekomme, bei denen es auf jede Minute ankommt.“ Eine Häflerin findet, dass das Geld für dringendere Investitionen eingesetzt werden sollte:
„Es gibt ein gut funktionierendes System hier! Warum unweit von hier eine neue Flugwacht aufbauen und viel Geld verschwenden. Christoph 45 wird hier gebraucht!“Eine Häflerin zur Begründung ihrer Unterzeichnung
Dass der Rettungshubschrauber im Notfall vor allem schnell am Einsatzort ist, findet ein Unterzeichner der Petition aus Nonnenhorn wichtig. „Da ich primär bei Helfer vor Ort fahre und im Ernstfall froh über jede Minute bin, in der die Hubschrauber-Besatzung früher da ist.“
Wie viele Menschen haben die Petition schon unterzeichnet und wie viele Unterschriften werden insgesamt benötigt?
Insgesamt haben bereits 3118 Menschen unterschrieben, davon 2832 in Baden-Württemberg (Stand: Freitagmorgen). Damit die Aktion Wirkung zeigt, müssen sich 21 000 Menschen für den Verbleib des Standortes engagieren. Erst dann wird der Landtag von Baden-Württemberg von der Plattform Open Petition um Stellungnahme gebeten.
Bisher scheint die Verlegung des Rettungshubschraubers für viele Menschen im Bodenseekreis ein wichtiges Thema zu sein, für das sie sich einsetzen möchten. Innerhalb der ersten 36 Stunden hätten sich bereits mehr als 1800 Menschen der Forderung des Klinikums angeschlossen, heißt es in einer Pressemitteilung des Klinikums. „Das ist ein ganz toller Start, aber wir brauchen noch viel mehr Unterschriften“, animiert Chefarzt Volker Wenzel.