Die fetten Jahre sind für die ZF erst einmal vorbei. Und ZF-Vorstandsvorsitzender Wolf-Henning Scheider erwartet auch keine Erholung auf das Niveau von 2019 bis einschließlich 2023. „Daher werden wir uns anpassen müssen, in dem wir die Kapazitäten weltweit herunterfahren und unsere Investionen genau prüfen und priorisieren“, erklärte Scheider in einer Pressekonferenz am Freitag.

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„Der Raum für eine Dividendenzahlung ist sehr eng“

Das Unternehmen kämpft mit einem Umsatzrückgang von knapp 27 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis liegt bis Ende Juni bei einem Verlust von 177 Millionen Euro. Damit liegt es nun auch nahe, dass in diesem Jahr die Dividendenzahlung von 18 Prozent des Gewinns an die beiden Gesellschafter, die Zeppelin-Stiftung und die Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup-Stiftung äußerst dünn ausfällt, wenn nicht sogar ganz. „Unser Netto-Ergebnis für das ganze Jahr 2020 wird wohl negativ ausfallen – daher ist der Raum für eine Dividende auch sehr eng“, sagte Wolf-Henning Scheider. Für 2019 zahlte das Unternehmen noch knapp 60 Millionen Euro an die Zeppelin-Stiftung. Deren Ausgaben steigen Jahr für Jahr. Die größten Anteile haben, so berichtete Oberbürgermeister Andreas Brand im Mai, das Klinikum mit zehn Millionen Euro, die Kitas mit 21 Millionen Euro, die Zeppelin-Universität mit 6,3 Millionen Euro, das Zeppelin-Museum mit zwei Millionen Euro und die Sportförderung mit 1,4 Millionen Euro.

Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG
Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG | Bild: Felix Kaestle

Vermögen der Ferdinang gGmbH könnte zum Einsatz kommen

Mit einem negativen Ergebnis der ZF Friedrichshafen AG ist also auch der Stiftungshaushalt der Stadt Friedrichshafen betroffen. Im Herbst soll ein neuer Doppelhaushalt für 2021/22 aufgestellt werden. Schon jetzt ist absehbar, dass die Kassen knapper werden. Vielleicht muss dann schon in diesem Jahr auf das Vermögen der Ferdinand gGmbH zurückgegriffen, werden, in das seit 2016 ein Teil der Dividenden der Stiftungsunternehmen gesteckt wurde, um auch in schlechten Zeiten handlungsfähig zu bleiben. Dieses Vermögen bezifferte die Stadt im Mai auf rund 153 Millionen Euro.

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Neubau am Forschungs- und Entwicklungszentrum auf Eis gelegt

ZF will weiter Kosten einsparen. Aus diesem Grund wurde auch ein geplanter Neubau am Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) in Friedrichshafen zurück gestellt. „Das Projekt ist derzeit auf Eis gelegt“, bestätigte ZF-Konzernsprecher Christoph Horn. Ein weiterer Grund dafür sei aber auch, dass immer mehr Mitarbeiter aus dem Home Office arbeiten. „Daher wurde der Neubau auch im Hinblick auf diese Tatsache neu bewertet“, so Chrstoph Horn. Eigentlich wollte ZF mit dem Neubau einen zweistelligen Millionenbetrag investieren, um dringend benötigte Büros zu bauen.

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Auslastung in Häfler Werken ist unterschiedlich

Die Lage in den Häfler ZF-Werken ist derzeit sehr heterogen. Auf der einen Seite gingen zahlreiche Aufträge ein. „Friedrichshafen profitiert von der hohen Nachfrage aus China von Traxxon-Getrieben“, sagte ZF-Chef Scheider. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Bereiche, die nicht viel zu tun haben. „Davon betroffen ist etwa der Bereich Elektromontage“, erläuterte Pressechef Christoph Horn. Daher bewege sich der Standort Friedrichshafen derzeit in einem schwierigen Spannungsfeld. Insgesamt beurteilt der Vorstandsvorsitzende die Lage des Konzerns als kritisch. „Wir befinden uns in einer sehr ernsten Situation“, so Scheider.

Hygienemaßnahmen in der Montage ZF Friedrichshafen Werk 2.
Hygienemaßnahmen in der Montage ZF Friedrichshafen Werk 2. | Bild: Felix Kästle

7500 Stellen in Deutschland sollen weichen

Bis 2025 will das Unternehmen 15 000 Stellen abbauen, die Hälfte davon in Deutschland. Erst vor wenigen Wochen präsentierte das Unternehmen aber für die deutschen Standorte den neuen Tarifvertrag Transformation. Der sieht keine betriebsbedingten Kündigungen bis Ende 2022 vor. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit Maßnahmen wie Altersteilzeit oder Aufhebungsverträgen auf einem guten Weg sind“, so ZF-Chef Wolf-Henning Scheider.

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