Sechs Schülerinnen von fünf Häfler Schulen sind mit dem Coronavirus infiziert. Alle Betroffenen waren gemeinsam auf einer privaten Geburtstagsfeier, bei der infizierte Reiserückkehrer aus Risikogebieten dabei waren. Das gab Bernhard Kiß, Leiter des Gesundheitsamtes Bodenseekreis, am Freitagmittag bei einer Pressekonferenz im Friedrichshafener Rathaus bekannt. Die Schülerinnen und deren Familien wurden in Quarantäne geschickt, waren allerdings zuvor noch in den Schulen und auch an ihren Arbeitsstellen in Kontakt mit vielen hunderten anderen Menschen.
Schülerinnen von fünf Schulen sind infiziert
Bei den Schülerinnen handelt es sich um zwei Siebtklässler der Gemeinschaftsschule Graf Soden, eine Neuntklässlerin der Droste-Hülshoff-Schule, eine Neuntklässlerin der Pestalozzi-Schule sowie um eine Schülerin der Kursstufe 1 des Graf-Zeppelin-Gymnasiums (GZG) und eine Schülerin der 1. Kursstufe der Hugo-Eckener-Schule. Weiterhin gibt es laut Gesundheitsamt zwei bestätigte Corona-Fälle in den Familien der Schülerinnen. „Gesundheitlich geht es den Infizierten momentan recht gut. Einige haben gar keine Symptome, andere haben leichte Beschwerden“, berichtet Kiß.
Das Amt geht davon aus, dass sich bis zu 200 Schüler und Lehrer in Friedrichshafen mit dem Coronavirus infiziert haben könnten. Ob größere Betriebe oder Unternehmen in Friedrichshafen durch die Eltern ebenfalls betroffen sein könnten, ist noch unbekannt.
Gesundheitsamt: „Schüler und Lehrer sollen sich testen lassen“
„Wir haben einen dringenden Rat und der heißt: testen lassen“, wurde Bernhard Kiß deutlich. Das Gesundheitsamt verfolge auch alle weiteren Kontaktpersonen der Infizierten genau zurück. Weitere Angaben zu der Geburtstagsfeier, die zulässig war, wollte Kiß aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht machen.
Bei der Feier waren Reiserückkehrer
„Im Moment sind Reiserückkehrer die Infektionsquelle Nummer eins, bei allen Fällen im Bodenseekreis. Besonders betroffen sind Reisende, die aus Länder wie Serbien, Kosovo und Nordmazedonien zurückkommen,“ erklärt Kiß.
Und wie geht es nun an den betroffenen Schulen weiter? Alle Schüler und Lehrer, die Kontakt mit den Infizierten hatten, wurden laut Kiß im Laufe des Freitags benachrichtigt: „Wir haben ein Informationsschreiben verschickt. Dort steht beschrieben, wie sich die Schüler und Lehrer nun verhalten sollen. Wir empfehlen dringend, dass sich die Betroffenen testen lassen.“
Um das Risiko der Ansteckungsgefahr zu minimieren, hat das Gesundheitsamt mit den Schulen verschiedene Maßnahmen ausgearbeitet. „Hier müssen wir unterscheiden, denn die Situation ist in jeder Schule eine andere“, so Kiß.
GZG-Schüler erzählen, was sie bewegt
Die Schüler der Kursstufe 1 des GZG sind bereits am Freitag nicht zur Schule gekommen. Wie ein Schüler der zweiten Kursstufe heute Mittag auf dem Schulhof erzählte, hatte sich der Corona-Fall an der eigenen Schule bereits gestern Abend über die sozialen Netzwerke wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Schüler der Kursstufen stecken in den Vorbereitungen für die mündlichen Prüfungen.
„Wir haben nicht gewusst, was wir machen sollen“
Ein Schüler, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, erzählt gegenüber dem SÜDKURIER: „Wir haben den ganzen Vormittag gar nicht gewusst, was wir machen sollen.“ Noch in dieser Woche saß er mit der infizierten Mitschülerin gemeinsam mit Schülern in einem Kurs im Klassenzimmer. Da die Kursstufen auch mit Schülern des Karl-Maybach-Gymnasiums zusammengewürfelt sind, gab es während der Schulwoche viele Kontakte. Seine Eltern, beide in Präsenzberufen tätig, haben sich am Freitag vorsorglich von der Arbeit abgemeldet und Urlaub genommen. Mittags informierte das Gesundheitsamt die Familie: Alle Schüler, die als Kontaktpersonen zweiten Grades gelten, können sich freiwillig testen lassen.
„Natürlich mache ich das“, sagt der Schüler, „aber ich wundere mich schon darüber, warum niemand gemerkt hat, dass meine Mitschülerin mit den bereits als infiziert getesteten Schülern zusammen war. Wäre das vorher klar gewesen, hätten wir uns das alle sparen können und sie wäre bestimmt zuhause geblieben statt in die Schule zu kommen.“
Bis zu den Ferien Homeschooling für Kursstufe 1
Die Schulleitung des GZG hat am Freitagnachmittag beschlossen, sich an die Empfehlungen des Gesundheitsamtes zu halten und die Schüler bis zu den Sommerferien von Zuhause aus zu unterrichten.

Weil es zwischen dem GZG und dem Karl-Maybach-Gymnasium (KMG) eine Kooperation in der 1. Kursstufe gibt, sind auch die betroffenen Schüler des KMG am Freitag zuhause geblieben. Schulleiter Christoph Felder betont aber, dass es aktuell keine Verdachtsfälle gibt. „Wir können bis jetzt froh sein und hoffen, dass es so bleibt.“
Digitaler Unterricht für Kursstufe der Hugo-Eckener-Schule
Auch die betroffenen Schüler der Hugo-Eckener-Schule sind am Freitag nicht zum Unterricht erschienen. „Alle, die Kontakt zur infizierten Schülerin hatten, wurden noch am Donnerstagabend direkt per Mail informiert“, sagt Schulleiterin Sabine Harsch. „Wir haben Glück, dass die Wege mittlerweile kurz sind.“ Bis zu den Sommerferien sollen die Schüler der Kursstufe 1 digital unterrichtet werden.

Alles beim Alten in Gemeinschaftsschule Graf Soden und Droste-Hülshoff-Schule
Normal geht der Unterricht stattdessen an der Gemeinschaftsschule Graf Soden weiter. Denn die zwei infizierten Schülerinnen der 7. Klasse waren in den vergangenen 14 Tagen nicht in der Schule und hatten somit auch keinen Kontakt zu ihren Mitschülern. „Wir haben unsere 7. Klasse in zwei Gruppen eingeteilt, die sich mit dem Präsenzunterricht an der Schule abwechseln“, erklärt Schulleiterin Iris Engelmann. Auch an der Droste-Hülshoff-Schule gab es keinen Kontakt der Infizierten mit den Mitschülern.
9. Klasse der Pestalozzi-Schule bleibt am Freitag zuhause
Wie Wolfgang Schüssler, Leiter der Pestalozzi-Schule, bei der Pressekonferenz erklärte, blieben die 20 Schüler und fünf Lehrer der 9. Klasse am Freitag vorsorglich zuhause. Ob der Unterricht ab Montag wieder regulär stattfindet, werde in den kommenden Tagen beraten.
So sieht die Situation an weiteren Häfler Schulen aus
Corona-Verdachtsfälle gibt es auch an anderen Häfler Schulen. Die Gemeinschaftsschule Schreienesch etwa schickte seit den Pfingstferien vier Schüler und alle, die mit diesen Kontakt hatten, nach Hause. „Corona-Fälle haben wir aber noch nicht“, sagt Marion Heidak von der GMS Schreienesch. Von den vier bekannten Fällen seien drei bereits negativ getestet worden. Ein Ergebnis steht noch aus.
An der Grundschule in Fischbach wurde laut Stadtverwaltung am heutigen Freitag ein Verdachtsfall bekannt. Bis das Testergebnis vorliegt, gehen die Schüler der betroffenen Klasse vorsorglich nicht in die Schule, die Eltern wurden von der Schulleitung informiert, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
Ein anderes Bild zeichnet die Bodensee-Schule St. Martin. Auch hier gibt es Verdachtsfälle, allerdings deutlich mehr. Drei bis vier Kinder würden täglich nach Hause geschickt, weil sie Erkältungssymptome haben. Den Überblick zu behalten sei schwer, sagt Isabella Emhardt, Rektorin der Bodensee-Schule. „Häufig gibt es auch Geschwisterkinder an anderen Schulen, die müssen wir dann informieren.“ Umgekehrt müsste sie informiert werden, wenn es entsprechende Fälle gebe, zu denen ihre Schüler Kontakt hatten. „Ich kann nur hoffen, dass alle sehr offen kommunizieren“, sagt Emhardt. Die Schüler zuhause nimmt sie per Video oder über Online-Lernplattformen mit in den Unterricht, sodass sie nicht ganz fehlen. Auch die Realschule St. Elisabeth meldet keine Corona-Fälle.
13 akute Corona-Fälle im Kreis
Mittlerweile steigt die Zahl der Corona-Infizierten im Bodenseekreis wieder leicht an. Wie es auf der Homepage der Landkreisverwaltung heißt, gelten aktuell 13 Menschen als infiziert; am Mittwoch waren es noch fünf. 33 Menschen im Bodenseekreis befinden sich in häuslich angeordneter Quarantäne.