Vier bis fünf Wochen müsse man warten, 60 Euro bezahlen und dann bekomme man auch „ganz sicher“ einen Reisepass. Was für gebürtige Deutsche ganz normal klingt, ist für Abdullah Alsayed etwas Neues. Begeistert schildert er den Vorgang. Der gebürtige Syrer ist seit Kurzem eingebürgert. „Für den syrischen Pass musste ich 300 Euro bezahlen, deutlich länger warten und war auch dann nicht sicher, ob er überhaupt bei mir ankommt“, schildert er. Obendrein sei der Pass nur zwei Jahre lang gültig.

Wie funktioniert eine Einbürgerung? Das zeigen wir am Beispiel der Familie. Der Weg zur deutschen Staatsbürgerschaft lässt sich so zusammenfassen: Nachweis über eine Vollzeitstelle, Unterlagen aus Syrien und Berlin, 255 Euro Gebühr pro Erwachsenem und 51 Euro Gebühr pro Kind. Doch der Reihe nach.

Seine Frau Aya hatte den Flüchtlingsstatus

Da Abdullah Alsayed kein anerkannter Flüchtling ist, hält es der deutsche Staat für „zumutbar“, dass er einen gültigen Reisepass beschafft, um diesen dann als Teil der Unterlagen vorzulegen. Daher musste er für diesen Schritt nach Berlin zur syrischen Botschaft fahren. Seine Frau Aya wiederum hatte den Flüchtlingsstatus, als sie den Antrag stellte und konnte daher immerhin auf diesen Schritt verzichten.

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Und noch einen Schritt in der Antragstellung, der sehr langwierig sein kann, durften die beiden überspringen. „Wir konnten uns unsere Geburtsurkunden aus Syrien schicken lassen, ohne sie vorher auf der deutschen Botschaft in Beirut legalisieren zu lassen, führt die 31-Jährige aus. Knapp drei Monate hätten sie auf die Ausstellung dieser Dokumente und die Post warten müssen. Doch immerhin der Weg nach Beirut und die damit verbundenen Kosten seien weggefallen.

Eine Einbürgerungsurkunde der Bundesrepublik Deutschland liegt auf einem Tisch.
Eine Einbürgerungsurkunde der Bundesrepublik Deutschland liegt auf einem Tisch. | Bild: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Die beiden haben nämlich in Deutschland geheiratet und bereits für die Eheschließung einen Zivilregisterauszug legalisiert vorlegen müssen. Daher wissen sie auch, dass der Vorgang der Legalisierung eine Stolperfalle bietet. „Wenn sich etwas im Verfahren verzögert und man die Unterlagen zu spät vorlegt, muss die Legalisierung erneuert werden“, erklärt der 36-Jährige. Nur sechs Monate lang behalte diese ihre Gültigkeit.

Im November kam die positive Entscheidung

Die Einbürgerung insgesamt habe deutlich länger gedauert: Im Mai 2021 haben die beiden die Anträge endlich stellen können, im November kam dann die positive Entscheidung; nun sind Aya, Abdullah, Sohn Taim und Tochter Tala Deutsche. Schon im Vorjahr hätten sie die Voraussetzungen erfüllt, wären lange genug in Deutschland gewesen mit einem gültigen Aufenthaltstitel (acht Jahre sind das regulär, auf sechs Jahre kann die Zeit bei besonderer Integrationsleistung verkürzt werden), hatten genug Deutschkenntnisse vorzuweisen und ein Modul des Integrationskurses mit mehr als der Mindestpunktzahl bestanden.

Dieses kann nämlich den Einbürgerungstest ersetzen. Ihr Wissen zu Deutschland unter Beweis zu stellen, war dabei ganz offensichtlich die kleinste Hürde: Aya lag mit 31 von 33 Punkten weit über den erforderlichen 17 Punkten und auch Abdullah konnte 24 Punkte vorweisen.

Doch dann kam Corona und der Familienvater verlor seinen Job, mit dem er bislang Frau und Kinder ernähren konnte. Ohne festen Job ist keine Einbürgerung möglich und so musste er sich in Geduld üben. “Eigentlich habe ich fast zehn Jahre lang gewartet, also war das seit 2020 nur noch kurz“, ergänzt er lachend. Denn seit 2013 sei er in Deutschland und ihm sei früh klar gewesen, dass er bleiben wolle. “Hier gibt es Freiheit, Demokratie, man kann seine Meinung äußern“, sagt er. Seine Frau Aya, die seit 2015 in Friedrichshafen lebt, ergänzt: “Ich möchte auch unbedingt wählen gehen, sobald es die ersten Wahlen gibt. Auch wenn wir beide uns noch mit den Parteien genauer befassen müssen.“

31-Jährige leitet einen kleinen Frauentreff

Seit Kurzem leitet die 31-Jährige einen kleinen Frauentreff in der Paulinenstraße, beantwortet dort Fragen, übt Deutsch mit den Frauen und hofft auf viele Besucherinnen. Außerdem ist sie als Sprachmittlerin ehrenamtlich für Behörden vor Ort aktiv. „Es ist wichtig, wenn man in einem Land lebt, dort die Sprache, die Kultur und die Menschen kennenzulernen“, sagt sie. Die Staatsbürgerschaft sei ein weiterer Schritt auf diesem Weg.

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So hätten sie sofort die Anträge gestellt, sobald ein neuer fester Job gefunden war – dazwischen stand noch ein zweiter Jobverlust durch die Corona-Krise – und immerhin nur zweieinhalb Wochen auf ihren Termin zur Antragstellung warten müssen. “Das ging ganz schnell hier in Friedrichshafen“, lobt Abdullah Alsayed. Von Bekannten in anderen Bundesländern wisse er, dass diese oft deutlich länger warteten.