Mit 96,6 Prozent billigten die Mitglieder der Volksbank Meßkirch vor 14 Monaten die Fusion mit der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG. Vorstandsmitglied David Winterhalder hatte damals versichert, dass es durch die Fusion keine Entlassungen von Mitarbeitenden geben wird, alle Geschäftsstellen für vier Jahre erhalten bleiben und für vier Jahre eine Arbeitsplatz-Standortgarantie für die Mitarbeitenden besteht. „Die Standort- und Filialgarantie gilt ohne Wenn und Aber“, erklärt der Meßkircher Banker, der nunmehr Vorstandsmitglied der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG ist, im SÜDKURIER-Gespräch. Er widerspricht Gerüchten, wonach etliche Beschäftigte die Bank seit Juni 2024 verlassen hätten.

Zusätzliche Stellen in Meßkirch geschaffen

David Winterhalder ist Mitglied des Vorstandes der Voba Schwarzwald-Donau-Neckar eG und seit 27 Jahren bei der Volksbank Meßkirch, wo er ...
David Winterhalder ist Mitglied des Vorstandes der Voba Schwarzwald-Donau-Neckar eG und seit 27 Jahren bei der Volksbank Meßkirch, wo er auch seine Ausbildung absolvierte. | Bild: Volk, Siegfried

Der 47-Jährige, der sich in fast drei Jahrzehnten vom Azubi der Volksbank Meßkirch, in die Vorstandestage hochgearbeitet hat, macht deutlich: „Es gab keine betriebsbedingten Kündigungen.“ Er bestätigt, dass 2024 – im Jahr der Fusion – zehn Mitarbeiter gekündigt haben, verweist aber darauf, dass es im Bankenbereich eine überdurchschnittliche Fluktuation gebe, besonders ausgeprägt bei der jüngeren Generation. Auch 2022 habe man neun Mitarbeiter verloren, ergänzt der Diplom-Bankbetriebswirt, dass man in den vergangenen 14 Monaten etwas über dem Durchschnitt gelegen habe. „Für Fusionen haben wir einen guten Wert“, weist er darauf hin , dass in Meßkirch zusätzlich eine Firmenkundenassistenzstelle und ein Posten für den Auslandszahlungsverkehr geschaffen wurde.

Große Einheit kann alle Generationen bedienen

„Die Fusion bringt uns neue Möglichkeiten“, ist David Winterhalder überzeugt, denn als Teil der Großbank mit einem Bilanzvolumen von 2,7 Milliarden Euro könne die Struktur geschaffen werden, um künftig für alle Generationen da zu sein. Die im Regionalen verankerten Volks- und Raiffeisenbanken müssten wie die Sparkassen einem veränderten Kundenverhalten und der Digitalisierung gerecht werden. Vornehmlich junge Leute würden Online-Banking bevorzugen, während die ältere Klientel noch gern in die Bank komme und das persönliche Gespräch suche. „So wie der Kunde es wünscht“, bringt er den Anspruch auf den Punkt.

Digitaler Kreditvertrag wird entwickelt

Als Projekt wird nach seinen Angaben derzeit der digitale Kreditvertrag entwickelt. Also, Kunden, die zur Vertragsunterzeichnung eines Darlehensvertrages nicht extra in die Filiale kommen wollen, können künftig ihre Unterschrift zu Hause leisten. „Die Beratung erfolgt natürlich weiter im persönlichen Gespräch“, ist Winterhalder der Hinweis wichtig, dass dieses Vorhaben unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen umgesetzt wird. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz, kurz KI, soll Mitarbeiter von drögen Routinearbeiten entlasten, aber KI entscheide nicht über die Vergabe von Krediten. Der Kundenkontakt ist ein hohes Gut der Voba und deshalb hat man einen bankeigenen Telefonservice installiert und sich der Dienste eines auswärtigen Call-Centers entledigt.

Gleitzeitmodelle und Lebensarbeitszeitkonto

Dank der Fusion könne man den Beschäftigten durch Gleitzeitmodelle oder die Einrichtung eines Lebensarbeitszeitkontos attraktive Angebote machen, womit es gelungen sein, abwanderungswillige Mitarbeitende zu halten und bei vakanten Stellen mehr Bewerbungen als bisher zu bekommen. Im kommenden Jahr wird eine Umsetzung über mobiles Arbeiten folgen, kündigt Winterhalder an. Insgesamt nehme er in der Bank eine gute Stimmung wahr. Auch für die Kunden gab es durch die Fusion Vorteile wie bessere Konditionen bei Termineinlagen und bei der Kreditvergabe an Unternehmen könne man nun größere Volumina bedienen. Bei gewerblichen Konten wurden nach seinen Angaben bei den Soll- und Überziehungszinsen die Standardkonditionen der Altkonten 1:1 übernommen. Für neu eröffnete Konten gelte das gültige Preis- und Leistungsverzeichnis der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG.

Vorstandsmitglied nennt Gründe für Fusion

Im SÜDKURIER-Gespräch nennt David Winterhalder nochmals Gründe, die zur Fusion führten wie geänderte Rahmenbedingungen im Bankenmarkt, weiter steigende gesetzliche Anforderungen und regulatorische Anforderungen, Fachkräftemangel, wandelndes Kundenverhalten und die Digitalisierung. Diese Herausforderungen seien für kleine Häuser nicht mehr zu stemmen, auch deshalb habe man 2023 mit der Volksbank Pfullendorf fusionieren wollen, was bekanntlich scheiterte.

Regionalbanken sind Stützen

Die Vorgaben der Bankenaufsicht setzen den Regionalbanken weiter zu, berichtet das Vorstandsmitglied, dass es Änderungen bei Risikobewertung geben soll. Demnach soll ein hochriskantes Aktiengeschäft gleich bewertet werden wie eine solide Baufinanzierung. Winterhalder kann diese Pläne nicht nachvollziehen, die den Bedürfnissen der Großbanken geschuldet sind: „Wir Regionalbanken waren doch in der Krise der Stabilitätsanker.“ Klar ist für ihn, dass die Verwurzelung der Volksbank in der Region und das Vertrauensverhältnis zu den Kunden, die entscheidenden Faktoren sind, unterstützt durch die administrativen und finanziellen Vorteile, die die Volksbank Meßkirch durch die Fusion mit der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar eG nutzen kann.