Für sieben Kunstwerke nahm sich Ute Hartmann von der Stabsstelle Kultur und Archiv des Landratsamts Sigmaringen ausführlich Zeit bei der Führung durch die aktuelle Ausstellung „KunstFREIHEIT – Meine Kunst. Mein Thema“ in der Kreisgalerie im Schloss Meßkirch. Zurzeit sind 80 Arbeiten von ebenso vielen Künstlerinnen und Künstlern zu sehen. Es wird ein breites Panoptikum des Kunstschaffens im Landkreis Sigmaringen präsentiert, mit Arbeiten von Freizeit- bis zu professionellen Künstlerinnen und Künstlern. Mit den Teilnehmern entwickelte Hartmann ein reges Gespräch über die Wirkung und Interpretation der sieben von ihr ausgewählten Werke.

Werbung für Kujnstfreiheit
Im Treppenhaus des Schlosses vor dem Bild von Regula Gebhardt, das auf dem Ausstellungsflyer abgebildet ist, machte Hartmann zuerst Station. Sie erklärte, warum das Team der Stabsstelle Kultur und Archiv gerade jenes ausgewählt hatte, um für die Ausstellung Werbung zu machen. Es passe gut zum Gedanken der Kunstfreiheit und damit allgemein zur Freiheit, die es stets zu verteidigen gelte – zu jeder Zeit und in jedem Alter.

Immer der Nase nach
Am Relief „Nase“ forderte Hartmann die Gäste der Führung auf, ihre Eindrücke zu schildern und das mitzuteilen, was ihnen zum Thema Nase einfällt: Die Beiträge reichten von „Ich kann dich nicht riechen“, über „der Nase nach“ bis zu Bemerkungen wie „Die Nase ist in Aufregung“, da die Künstlerin Sabine Gerstenmaier die vorderen Nasenflügel mächtig gestaltet und teils mit roter Farbe versehen hat. Es machte den Teilnehmenden sichtlich Vergnügen, ihre Wahrnehmung mitzuteilen.
Metallketten ohne Schwere
Auch die Installation „Stadtgespräch“ gab zu allerhand Interpretationen Anlass. Die aufgefächerten Bücher, deren Seiten in Farbe getaucht sind, wurden als Menschen interpretiert, die sich unterschiedlich intensiv miteinander unterhalten. „Es passiert im Detail unheimlich viel“, war als Bemerkung zu hören. Hartmann erzählte, dass diese Installation die Kinder des Kinderworkshops sehr angeregt habe. Bei der Arbeit „Kreatur“ des kürzlich verstorbenen Gerold Nothdurft erstaunte, wie leicht die Skulptur aus schweren verschweißten Metallketten wirkt. „Für mich ist die Arbeit absolut schlüssig“, erklärte eine Besucherin, denn es befreie beispielsweise, wenn man die Ketten der Konvention ablege.
Perfekt trotz Flecken und Falten
Fasziniert betrachtete die Gruppe das kleine Objekt aus Nussbaum von Regina Dichmann. Es wirkt filigran, wie eingedreht, „als würde es gleich zu atmen beginnen“, empfand Hartmann. „Man bekommt den Eindruck, es könnte sich entfalten“, äußerte eine Teilnehmerin ihren Eindruck. Für Hartmann ist es der Umgang mit Perfektion, denn es wirke perfekt durch die Flecken, Kanten und Falten und nicht trotz dieser Eigenschaften. Viele entdeckten eine Verbindung der kleinen Holzskulptur zu Musik und Tönen.

Der zweite Blick
Das abstrakte Bild von Martina Oster brauchte ein paar Erklärungen, um einige der Führungsgäste zu überzeugen. Während es die einen spontan schön fanden, äußerten andere ihr Missfallen, doch je länger das Gespräch darüber dauerte, umso mehr nahm das Gemälde die Betrachter für sich ein. Es überzeuge durch eine Mehrschichtigkeit, die meist nicht auf den ersten Blick wahrgenommen werde, so Hartmann.
Sichtbar gemachter Klang
Als Letztes befasste sich die Gruppe mit dem Kunstobjekt von Ursula Haupenthal „... auf halbem Weg ... den Mond ...“. Hartmann erläuterte, dass die Künstlerin ihre Objekte für Performances nutze und mit ihnen Musik erzeuge. Das Objekt sei sozusagen ein Momentum, das einen kleinen Moment festhalte. „Es handelt sich um die Sichtbarmachung von Klang“, erläuterte Hartmann. Das weiße Pulver, das sich auf die schwarze und die metallische Fläche kreisförmig verteile, verbinde die Sphären. „Es ist wie beim menschlichen Erleben: Wir haben Anteil an verschiedenen Welten“, beschrieb Hartmann. Die Führung gestaltete sich sehr kurzweilig, sodass sich viele nach eineinhalb Stunden wunderten, wie schnell die Zeit vergangen ist, mit den Betrachtungen und Interpretationen.
Künstlergespräch am 12. September
Die Ausstellung „KunstFREIHEIT – Meine Kunst. Mein Thema“ in der Kreisgalerie endet mit einem Künstlergespräch: Am Freitag, 12. September, um 15 Uhr können Besucherinnen und Besucher mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch kommen. Bisher haben sich bereits 40 Kunstschaffende dazu angemeldet. Im direkten Austausch ergeben sich neue Möglichkeiten, mehr über die Inhalte und Techniken, aber auch über die Kunstwerke und die Menschen dahinter zu erfahren.