Unter den runden Verkehrszeichen sind dann zusätzliche Tafeln angebracht, auf denen „Lärmschutz“ steht. So will die Stadt ihrem Ziel näher kommen, eine Balance zwischen gleichberechtigter Mobilität und guter Lebensqualität für alle herzustellen. Grundlage ist der Lärmaktionsplan, den der Gemeinderat im vergangenen Jahr – genauer gesagt im Mai 2024 – beschlossen hat.

Ende des vergangenen Jahres wurden denn die ersten Tempo-30-Schilder angebracht, beispielsweise in Litzelstetten, am Zähringerplatz, in der Allmannsdorfer Straße, der Radolfzeller Straße sowie der Riedstraße. Auf einzelnen Abschnitten wie der Fürstenbergstraße (Buhlenweg bis Wollmatinger Straße), der Wollmatinger Straße (Fürstenbergstraße bis Zähringerplatz) und der Mainaustraße (Glärnischstraße bis Staader Straße) wurde Tempo-40 für den Lärmschutz ausgewiesen.

Bild 1: Tempo-30-Zonen in Konstanz: Einwohner ärgert das Vorgehen der Stadt
Bild: Schönlein, Ute

Nun besteht die neue Regelung seit einigen Monaten. Deshalb wollten wir von unseren Abonnenten wissen: Haben Sie daran gewöhnt, in der Stadt ihr Auto nur noch auf 30 km/h beschleunigen zu dürfen? Oder trauern Sie den Tempo-50-Zeiten hinterher? Daraufhin haben uns zahlreiche Leserinnen und Leser ihre Meinung in Schreiben an die Redaktion geschildert. Hier sind ihre Eindrücke.

  • Claudia Waldschütz aus Konstanz meint, Tempo 40 sei die bessere Variante: „Mein Auto und ich, wir können uns nicht daran gewöhnen. Auf 30 km/h ‚beschleunigen‘, das klingt eher wie ein Witz! Noch dazu schleichen etliche Leute seither mit Tempo 20, vermutlich aus Angst, sie könnten mal zu schnell sein. Sinnvoller wäre es meiner Meinung nach, am Ortseingang Tempo 40 für die ganze Stadt vorzugeben, bis auf ganz wenige Ausnahmen. Dann würde der Schilderwald deutlich kleiner, vor allem wenn dann auch gleich noch die Lärmschutz-Schilder entfernt würden, denn beide müssen im Augenblick nach jeder Kreuzung wiederholt werden. Der Schildermacher verdient auf alle Fälle gut an der momentanen Regelung. Der Verkehr würde wieder flüssiger und die Busse hätten auch weniger Probleme ihre Fahrpläne einzuhalten.“
  • Die Konstanzerin Petra Hofmann findet, dass das Geld lieber in Straßensanierung gesteckt werden sollte. Sie meint: „Also ganz ehrlich. Es war nicht so einfach, sich daran zu gewöhnen. Aber ich halte die unterschiedlichen Tempozonen für lächerlich. Und die unnötige Geldausgabe für die Schilder. Warum nicht einfach eine Geschwindigkeitsbegrenzung mit einem Schild für die betroffene Straße? Und dann einheitlich entweder 30 oder 40. Ich fahre täglich und mir ist aufgefallen, dass sich einige nicht an die Geschwindigkeiten halten. Es ist echt komisch: Konstanz jammert, es habe kein Geld, aber für die Schilder ist Geld da. Warum nicht lieber die Straßen reparieren?“
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  • Reinhold Lühmann aus Konstanz fragt sich, ob das wirklich etwas in puncto Lärmschutz bringt. Er schreibt: „Am meisten stört an den Tempo-30-Schildern, dass man via Zusatzschild ständig angelogen wird. Der Konstanzer Gemeinderat hatte vor einiger Zeit festgestellt, der SÜDKURIER berichtete ausführlich darüber, dass Tempo 30 in Sachen Lärmschutz praktisch gar nichts bringt. Also weiß man es besser und hat in Wahrheit andere Absichten. Die wahre Intention kennt nur der Gemeinderat selbst.“
  • Auch Michael Scholtz lebt in Konstanz und stört sich besonders am Poserlärm in Tempo-30-Zonen. Er meint: „Wer im Straßenverkehr nicht mit höchster Aufmerksamkeit die Schildervielfalt der Geschwindigkeitsanzeigen beachtet, überschreitet manchmal ungewollt die zulässige Höchstgeschwindigkeit und es kommt zu häufigem Bremsen und Beschleunigen. Beispiel: Reichenaustraße, wo ab Mediamarkt stadtauswärts aus einer 30iger wieder eine 50iger-Zone wird. Diese Regelung gilt nur tagsüber, ab 22 bis 6 Uhr gilt auch hier 30 km/h. Lärmschutz ist das Argument, wobei man sich fragt, wieso die Anwohner in der 50iger Zone tagsüber keinen Lärmschutz genießen dürfen. Aber wie steht es denn wirklich mit dem Lärmschutz? Die Lärmschutzinitiative Konstanz hat an einem Freitagnachmittag rund 30 Minuten an zwei Stellen in der viel befahrenen Reichenaustraße die Schallpegel gemessen, und zwar mit kalibrierten, professionellen Messgeräten. Eine Messung wurde vor der Moschee (30 km/h-Zone), eine zweite versetzt vor dem Bodenseeforum (50 km/h-Zone) vorgenommen. Das Ergebnis: die 50iger Zone war 2 bis 3 dB ‚lauter‘, also ein geringer, vermutlich vernachlässigbarer Unterschied. Man könnte also an diesen oder ähnlich gelagerten Straßenabschnitten als Kompromiss durchgehend 40 km/h vorgeben. Das Umweltministerium in Stuttgart hat vor einigen Jahren eine Initiative zur Reduzierung von Motorradlärm ins Leben gerufen. Durch den Einsatz von Lärmdisplays wurden an viel befahrenen Schwarzwaldstraßen nachweisbare Lärmreduktionen erzielt. In England und Frankreich können Autofahrer und Biker zur Kasse gebeten, wenn sie mit einer Lautstärke von über 85dB gemessen werden. Aber solange es in Deutschland keine gesetzliche Grundlage für Lärmblitzer gibt, die bereits in einigen Städten Europas einschließlich Berlin getestet wurden, ist keine Besserung zu erwarten. Immerhin, Baden-Württemberg würde sie gerne einsetzen. Schließlich zeigen die Ergebnisse aus Berlin, dass 53 % der Motorräder, 33 % der Busse/Lkws und immerhin noch 19 % der Pkws einen Schalldruck von über 83 dB emittierten. Diese Daten aus dem Berliner Pilotprojekt sollten Strafverfolgung für Poserlärm ermöglichen, Straßen mit auffälligem Verhalten gemeldet und gezielt kontrolliert werden. Weitere Messungen an Durchgangsstraßen von Konstanz sind geplant.“
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  • Marco Knöpfle hofft hingegen auf Lärmblitzer: „Ich habe mich als Autofahrer schnell an die neuen Tempo-30-Strecken gewöhnt und bin als Anwohner einer solchen Zone froh über die Verringerung des Verkehrslärms. Als Autofahrer, aber auch als Fußgänger und Radfahrer freue ich mich über das entspanntere Unterwegssein. Nicht daran gewöhnen kann ich mich daran, dass sich zu viele Verkehrsteilnehmer noch nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Insbesondere diejenigen nicht, welche bereits mit lauten Fahrzeugen unterwegs sind, wie die Tuningfreunde, aber auch einige Motorrad- und Rollerfahrer. Diese Gruppen sollten verstärkt in die Geschwindigkeitskontrollen einbezogen werden. Außerdem sollte Konstanz ‚Lärmblitzer‘ anschaffen, um die extra lauten Vehikel gezielter aus dem Verkehr zu ziehen. Denn es kann eigentlich nicht sein, dass gerade in der Nacht einzelne Knatterfreunde bei ihrer Fahrt hunderte Menschen aus dem Schlaf schrecken.“
  • Der Konstanzer Bernd Eisenbarth stört sich am Schilderwald. Er meint: „Tempo 30 flächendeckend ist zu langsam, Tempo 50 zu schnell. Leider ist die Verwaltung zu einem vernünftigen Kompromiss, nämlich Tempo 40, nicht in der Lage oder nicht willens. Im Übrigen scheint immer noch genug Geld vorhanden zu sein, da nach jeder Einmündung ein Tempo-30-Schild mit Zusatz ‚Lärmschutz‘ (als ob es eine Rechtfertigung bräuchte) aufgestellt worden ist. Immerhin: Schilderwälder sind auch Wälder.“
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  • Cornelia Oppe aus Konstanz empfindet den Schilderwald als irritierend. Sie findet: „30 km/h ist auf Dauer schwer einzuhalten. Der niedrige Gang, der nötig ist, ist auch nicht gerade der leiseste. Mein Vorschlag ist generell 40 km/h im Stadtgebiet einzuführen und den massiven irritierenden und teuren Schilderwald abzuschaffen.“
  • Der Konstanzer Carsten Aschpurwis schreibt in seinem Leserbrief: „Lärm-Reduzierung oder besser reduzierte Schallemission sind ein komplexes Thema, das mit einer Geschwindigkeitsreduzierung nur bedingt erreichbar ist. Nur die Abroll- und Wind-Geräusche hängen direkt mit der Emission zusammen, wobei letzteres unter 50 km/h wohl vernachlässigbar ist. Motordrehzahl und Auspuffanlage sowie Schaltverhalten beziehungsweise Zwischengas treiben den Lärm und das Zerren an den Nerven – meiner Meinung nach. Das wird aber in den Städten nicht kontrolliert. Hier liegt dann der Fokus auf Motorrädern und Tunern beziehungsweise auf Männern (?), die einen Klappenauspuff und gesteuerten Fehlzündungen brauchen. Kleine Anekdote am Rande: Wenn ich mit meinem Wagen 30 fahren soll, muss ich in den dritten Gang und habe dann eine Motordrehzahl von 2000 rpm. Mit 40 könnte ich im vierten Gang bei 1500 rpm – also leiser – fahren.“
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