Mit einem Essen haben Rotary-Clubs in Friedrichshafen jüngst den Mitarbeitern des Medizin Campus Bodensee Danke gesagt: Danke für alles, was sie in den vergangenen beiden Pandemie-Jahren geleistet haben. Wir haben mit mehreren Mitarbeitern des Klinikums Friedrichshafen und der Klinik Tettnang gesprochen: Wie haben sie die vergangenen beiden Pandemie-Jahre erlebt?
Zunächst leihweise, nun dauerhaft auf Intensivstation
Katja Scheider war eigentlich Krankenschwester im OP. Wie zwei Jahre Corona für sie bedeuten? „Ich habe meinen neuen Arbeitsbereich gefunden“, sagt sie. Zu Beginn der Pandemie habe sie sich auf die Intensivstation „ausleihen“ lassen. „Da war ich Helferlein“, sagt sie und grübelt kurz, „oder nein: Zuarbeiter, das trifft es.“ Es brauche schließlich eine sehr lange Ausbildungszeit bis zur Intensivpflegerin – und da stecke sie auch heute noch mittendrin.
Seit vergangenem März sei sie nicht mehr „ausgeliehen“, sondern habe die Station dauerhaft gewechselt. „Überzeugt hat mich zum einen das Arbeitsfeld, also dass ich einmal wieder mit wachen Patienten gearbeitet habe, im OP hat man das ja nicht“, beschreibt Scheider. „Und zum anderen das Team; da besteht einfach ein wahnsinniger Zusammenhalt.“ Für sie habe die Pandemie also auf jeden Fall einen positiven Nebeneffekt gehabt.
Eine Zeit der Lieferschwierigkeiten
Sabrina Strobel kehrte mitten in der Coronazeit – im Sommer 2021 – nach ihrer Elternzeit wieder zurück zur Arbeit. Wie die Zeit für sie war? „Ich verbinde sie vor allem mit Lieferschwierigkeiten“, sagt die 37-Jährige.
In den Hochzeiten der Pandemie, als nur Notfälle operiert wurden, sei die Arbeit „auch nicht so prickelnd“ gewesen. Die übrige Zeit sei es wichtig gewesen, vor jeder Operation zu prüfen, ob die benötigten Materialien überhaupt lieferbar seien. Als wenig belastend habe sie die Umstellung auf FFP2- statt OP-Masken erlebt: „Das ist schon anders, aber man gewöhnt sich dran.“
Betriebsratsvorsitzender: „Sie haben Großes geleistet“
Matthias Schlunke hat als Betriebsratsvorsitzender den Überblick über die Sorgen und Nöte der Mitarbeiter. Er sagt: „Eigentlich waren die Themen, die an uns herangetragen wurden, dieselben. Sie waren nur jeweils verschärft.“
Die Zeit sei nicht nur für die Gesellschaft eine enorme Belastung gewesen, sondern auch für die Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Sein Fazit: „Sie haben Großes geleistet trotz der ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen, die durch die Situation zusätzlich erschwert wurden.“
„Letztlich kam es dreimal anders, als erwartet“
Martin Eble hat bis zum Jahreswechsel den Krisenstab geleitet und bezeichnet die Corona-Jahre als „besonders intensiv und prägend“; das gelte in jeglicher Hinsicht. Eine Pandemie zähle zu den schwierigsten Katastrophenszenarien, die auftreten könnten. Es gebe andere Szenarien, die entweder zeitlich oder räumlich deutlich begrenzter seien.
Bei der Pandemie hätten sie es mit vielen unbekannten und auch unplanbaren Faktoren zu tun gehabt. „Letztlich kam es dreimal anders, als erwartet“, fasst er zusammen. Doch bei all den Herausforderungen habe es auch Positives gegeben. Als „sehr bewegend“ beschreibt Eble, was möglich gewesen sei, „obwohl das Gesundheitssystem bereits stark herunterreguliert war“. Sie hätten etwa angefangen, interdisziplinär zu arbeiten, sowie Fachfremde ausgebildet und geschult.
„Wir haben uns immer unterstützt“
Gabi Dannemann ist Krankenschwester in der Endoskopie in Tettnang. Wie die Corona-Jahre waren? „Isoliert“, sagt sie, das falle ihr als Erstes ein. Das Gefühl der Schutzkleidung, die sie beim Arbeiten immer tragen mussten.
„Normalerweise hatten wir nur diesen dünnen Mundschutz, während der Coronazeit mussten wir auf FFP2-Masken umstellen, zusätzlich Schutzbrille oder Visier tragen und lange Schutzkittel.“ Das sei beim Arbeiten deutlich anstrengender gewesen als normalerweise. Positiv habe sie den Zusammenhalt empfunden: „Der war das Wichtigste im Team, wir haben uns immer unterstützt.“
Nach und nach infizierten sich auch viele Mitarbeiter
Auch Sonja Nell ist Krankenschwester in Tettnang. Ihre Station sei zur Isolierstation umgebaut worden, „wir waren sonst eine normale Abteilung“. Das sei zwar anstrengend gewesen, auch weil bis auf eine kleine Gruppe sich nach und nach alle Mitarbeiter infiziert hätten. Zwischenzeitlich sei ja sogar die Klinik in Tettnang deshalb geschlossen worden.
„Das war eine Riesenherausforderung“, sagt sie, „aber ich habe es auch als positiv für uns empfunden, denn wir haben zusammengehalten.“ Sie führt aus: „Wenn einer ausfiel, sprang sofort der Nächste ein. Da gab es keine Diskussionen.“ Auch ihre Leiterin Franziska Vollmer sei großartig gewesen, habe alle betreut, allen geholfen und alle im Blick gehabt.
„Es hatte auch etwa sehr Verbindendes“
Christiane Zirkel ist im Sozialdienst im Häfler Klinikum tätig. Die Zeit habe sie als sehr arbeits- und zeitintensiv empfunden: „Die Einschränkungen haben unsere Arbeit erschwert.“ Gerade Verlegungen nach draußen seien komplizierter geworden. Faktoren hierbei seien geschlossene Pflegeheime und Ambulanzen oder Aufnahmestopps in Einrichtungen gewesen.

„Und die direkte Arbeit wurde vor allem durch die Maske schwieriger“, sagt sie, „denn Mimik ist einfach wichtig.“ Doch auch sie kann etwas Positives an der zurückliegenden Zeit sehen: „Es hatte auch etwas sehr Verbindendes. Durch die Pandemie hatten auf einmal alle ein gemeinsames Thema; egal ob alt oder jung, arm oder reich.“
Bindeglied nach draußen, als Besuche untersagt waren
Andrea Spiegelhalter ist während der Coronazeit auf die IMC – „intermediate care“ (Überwachungsstation) – gewechselt. Sie beschreibt die zwei Jahre als „anstrengend, belastend, aber auch weiterentwickelnd“. Das sei einerseits anstrengend gewesen, da sie die Arbeit auf Station als eigentliche OP-Schwester nicht gewohnt gewesen sei und die Schichtarbeit als alleinerziehende Mutter erst einmal organisieren haben müssen, aber dann habe es „richtig Spaß“ gemacht: „Wir waren ein bunt zusammengewürfeltes Team.“

Auch habe sie das Pech oder das Glück gehabt, drei gute Bekannte auf Station gehabt zu haben und pflegen zu müssen. „Das hat mich zwar belastet, aber ich wusste, das ist eine gute Belastung. Ich war sozusagen ihr Bindeglied nach außen. Man durfte ja damals auch keinen Besuch haben.“
Dankesessen für mehr als 500 Mitarbeiter
Für Robert Bauer, Clubmeister des Rotary-Clubs Friedrichshafen und Gastronom, ist es selbstverständlich, dass er die Bewirtung beim Dankesessen regelt. Organisiert haben es die Rotary-Clubs Friedrichshafen, Friedrichshafen-Tettnang und Friedrichshafen-Lindau. Etwas mehr als 500 Mitarbeiter des Medizin Campus Bodensee werden an diesem Tag bewirtet, 150 davon bekommen ihr Essen direkt auf die Station gebracht.

Das Unwetter, das sich während der Veranstaltung im Freien schließlich anbahnt, nimmt Bauer mit Humor, während es Regentropfen unters Vordach weht. „Das hat seinen besonderen Reiz und gehört vielleicht auch dazu“, sagt er und wischt sich lachend die Regentropfen von seiner Brille.