Der Blick auf die Zahlen ist ernüchternd. Im Geschäftsjahr 2021 hat die Klinikum Friedrichshafen GmbH im Betrieb ein Minus von 6 Millionen Euro eingefahren, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr (minus 2,7 Mio). Zwar steht unterm Strich ein Jahresüberschuss von 1,15 Millionen Euro. Aber nur, weil die Stadt ihrem Krankenhaus mit rund 7 Millionen Euro aus Stiftungsgeldern erneut unter die Arme greift.
Ohne Finanzspritze großes Defizit
Dank dieser Finanzspritze sieht auch das Ergebnis für den Medizin Campus Bodensee (MCB) am Ende mit einem Überschuss von 350.000 Euro zumindest schön aus. Tatsächlich schließen die Klinik Tettnang (minus 1,4 Millionen Euro) und die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ: minus 400.000 Euro) das Jahr 2021 mit einem Defizit ab.
„70 Prozent der deutschen Kliniken stecken in den roten Zahlen“, relativierte Geschäftsführer Franz Klöckner am Montagabend im Gemeinderat das Ergebnis. Denn besser werden auch die Zahlen für das Jahr 2022 nicht, das fast zu Ende ist. Aktuell sei mit einem Minus von 11,5 Millionen Euro für den MCB zu rechnen, 3,5 Millionen mehr als vor Jahresfrist angenommen.

Ursachen dafür gibt es viele, erklärte Franz Klöckner. Das beginnt beim Hacker-Angriff im Januar, der Klinikbetrieb und Verwaltung erst lahm legte, dann monatelang beeinträchtigt hatte. So waren die Versorgungszentren zwei Monate nicht arbeitsfähig, erklärte der Klinikchef das hier zu erwartenden Minus von rund 600.000 Euro auch für 2022.
Dazu kommen Probleme, mit denen sich alle Krankenhäuser herum schlagen. Es mangelt an Fachkräften, trotzdem steigen die Personalkosten. Die Gewerkschaften fordern 10,5 Prozent mehr Lohn. Energie kostet mehr, staatliche Corona-Hilfen laufen aus. All das sorgt für riesige Löcher im Budgetplan.

Ein Ende der Durststrecke ist für Franz Klöckner vorerst nicht absehbar, im Gegenteil. „2023 wird noch spannender, die Schieflage noch größer“, erklärte er. Um jederzeit zahlungsfähig zu bleiben, genehmigte der Rat am Montag die Aufstockung des Kreditrahmens bei der Stadt um drei auf 12 Millionen Euro.
Am Ende stimmte der Gemeinderat auch dem Jahresabschluss 2021 zu – nach nur zwei Sachfragen aus dem Gremium und ohne Fraktionserklärungen. Wie die Stadt als Hauptgesellschafter mit dieser Entwicklung und all den Herausforderungen für beide Klinikstandorte umzugehen gedenkt, kam nicht zur Sprache.