Marode Schulhöfe, veraltete Klassen- und Fachräume, fehlende Mensen und Turnhallen: An den Häfler Schulen gibt es einen Investitionsstau. Darum sollte eigentlich jede noch so kleine Investition, die in Kitas, Schulen und damit in Kinder und Bildung fließt, beklatscht werden. Im Fall der Lüftungsfilter, die Friedrichshafen im vergangenen Jahr für 1,7 Millionen Euro angeschafft hat, ist das anders.
Es scheint nämlich, wie leider so oft in der Pandemie, dass Maßnahmen mit großem staatlichen Aufwand umgesetzt wurden, die eigentlich fragwürdig sind. Hier besonders ärgerlich, denn die Stadt und der Gemeinderat hätte wissen können, dass diese Lüfter eine echte Fehlinvestition sind – und das Geld anderweitig besser aufgehoben wäre.
Sowohl das Umweltbundesamt als auch das hiesige Gesundheitsamt Bodenseekreis hatte vom Kauf dieser Geräte abgeraten. Beide sahen den Nutzen der Geräte nie als erwiesen an und sollten damit Recht behalten. Wie Recherchen der Süddeutschen Zeitung schließlich ergaben, waren sogar viele Luftfilterstudien von Herstellern gesponsert. Zudem sind die Lüfter echte Stromfresser und sollten spätestens jetzt in Zeiten Versorgungsknappheit vom Netz. Doch der öffentliche Druck war groß, schließlich sollten Viren aus Schulen bleiben (utopisch!) und besorgte Eltern, Lehrer und Wähler beruhigt werden. Politischer Aktionismus, getrieben durch eine erregte Öffentlichkeit – das geht nie gut.
Friedrichshafen bleibt am Ende auf hohen Kosten sitzen, auch wenn es fast 1,3 Millionen Euro Fördergelder gab. Denn der Betrieb der Geräte ist kostspielig (6000 Euro monatlich!) und abschalten darf niemand – weil die Fördermittel an einen dreijährigen Betrieb gekoppelt sind. Das wirkt – angesichts des Investitionsstaus in Schulen – gerade zu grotesk.