Jetzt ist es nur noch Formsache: Stimmen die Gesellschafter kommende Woche den Empfehlungen des Aufsichtsrats zu, bekommt die Sana Kliniken AG mit Sitz in München den Zuschlag für das externe Management des Medizin-Campus Bodensee. Wichtigstes Ziel dieser Maßnahme: Die Sanierung des schwer angeschlagenen Klinikverbunds. Der Kostenfaktor: 3,04 Millionen Euro binnen der nächsten vier Jahre, finanziert aus Mitteln der Zeppelin-Stiftung.

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„Vier Bewerber waren im Rennen, Sana hat uns aufgrund seiner Erfahrungen überzeugt“, erläutert der Häfler Oberbürgermeister Andreas Brand, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbunds, bei einem Pressegespräch im Klinikum Friedrichshafen am Donnerstagnachmittag. Gleich vorweg macht er deutlich: „Wir wollen nicht privatisieren!“ Es gehe keinesfalls um einen Verkauf des MCB – weder jetzt, noch längerfristig. Gerade erst sind im Klinikum Friedrichshafen rund 120 Mitarbeitende über ihr neues Management informiert worden. Auch in Tettnang fand eine Mitarbeiterversammlung statt. Die Nachricht ist also noch frisch – und dennoch nicht überraschend.

Für 2023 wird ein Defizit von 16,5 Millionen Euro erwartet

Bereits Ende vergangenen Jahres hat der Aufsichtsrat beschlossen, sich mit Hilfe von externen Managern zu konsolidieren. Seit Jahren fährt der MCB Millionenverluste ein – und trotz vieler Beratungen und einem großen Sparprogramm gelingt es nicht, die laufenden Ausgaben durch die laufenden Einnahmen zu decken. Allein für 2023 wird ein Defizit von rund 16,5 Millionen Euro erwartet. Jahr für Jahr springt die Zeppelin-Stiftung in die Presche – damit soll Schluss sein.

„Um uns herum beginnt das Krankenhaussterben“

„Um uns herum beginnt das Krankenhaussterben“, betont Geschäftsführer Franz Klöckner, „wir sind tief überzeugt, diese schwierige Situation nur mit einem privaten Partner zu schaffen.“ Mit Mirko Papenfuß wird ab September ein Sana-Manager als zweiter Mann in die Geschäftsführung treten und gemeinsam mit Klöckner eine 16-wöchige Analysephase einleiten.

Das Ziel: Bis zum 1. Januar 2024 soll eine Strategie feststehen, mit der der Medizin-Campus in Zeiten der Krankenhausreform eine Zukunft hat. Darin wird es zum einen um Einsparungspotenziale durch Synergieeffekte, beispielsweise beim Einkauf, gehen, zum anderen aber auch um Erlössteigerungen durch die Stärkung medizinischer Profile.

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Ambulante Operationen gibt es nur noch in Tettnang

Doch was genau heißt das für die Patienten der beiden Kliniken? „Zunächst erstmal nichts, aber wir machen keinen Hehl daraus, dass, sich etwas ändern könnte, wenn die medizinische Strategie feststeht“, sagt Brand. Bereits im Vorfeld haben die Chefärzte der Kliniken Pläne erarbeitet, die beispielsweise vorsehen, dass alle planbaren ambulanten Eingriffe künftig nur noch in Tettnang stattfinden. Das können gynäkologische Operationen sein, aber auch ambulante Unfallchirurgie. Auch Kinder sollen künftig ausschließlich in Tettnang ambulant operiert werden. „Dort haben wir dienstags und donnerstags sieben nahezu neue OP-Säle zur Verfügung“, erklärt der Medizinische Direktor Professor Jochen Wöhrle.

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Schwerkranke werden in Friedrichshafen betreut

Im Klinikum Friedrichshafen sollen so mehr Kapazitäten für die Schwerkranken geschaffen werden: Schlaganfall- und Herzinfarktpatienten beispielsweise, aber auch Menschen mit schweren Operationen und Intensivüberwachung werden ausschließlich hier betreut. Auch die Zertifizierung von neuen Zentren, beispielsweise ab September als Heart-Failure-Unit für Kranke mit Herzinsuffizienz, soll neue Patienten bringen.

„Am Ende ist es doch nicht wichtig, ob jemand für eine Operation fünf Kilometer länger fahren muss, sondern, dass er optimal behandelt wird“, betont Klöckner. Beim Thema Kreißsääle ist Klöckner sehr klar: „Wir können Tettnang gar nicht schließen, weil wir überhaupt nicht wissen, wo diese 1000 Geburten dann stattfinden sollen.“ Heißt: Die beliebte Geburtsklinik wird – zumindest nach dem aktuellen medizinischen Konzept – auf jeden Fall erhalten bleiben.

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Und was ändert sich für die Mitarbeitenden?

„Unser Haus bleibt komplett eigenständig, an den Arbeitsverträgen und Konditionen ändert sich nichts“, erläutert Klöckner. Gibt es Einsparungen in der Verwaltung? Schließlich geht es bei einem externen Management auch immer um Synergieeffekte? „Es wird keine automatischen Nachbesetzungen mehr in der Führungsstruktur geben“, erklärt Klöckner. Geht ein Chef in Rente, springen möglicherweise also bald Sana-Regionalmanager ein.