Das Foto spricht Bände. Die Freude ist groß über die Kartons, die die fünf Soldaten der ukrainischen Streitkräfte an der Straße auspacken. Bei dieser Lieferung sind 50 Erste-Hilfe-Sets dabei, um Wunden zu versorgen – wertvolles Material für Kämpfer hinter der Frontlinie.
Notfall-Sets für die Streitkräfte
Die Gürteltaschen für den Notfall wurden in Markdorf beim Medizin-Fachhändler Solugen gepackt, eine von vielen, vielen Spenden. „Wir haben gleich noch einmal 100 nachbestellt“, sagt Hans Walter Vollert, Chefarzt der Frauen- und Geburtsklinik in Friedrichshafen. Er organisiert und koordiniert seit Ende Februar die Transporte zusammen mit Mykhailo Volianiuk und Daria Shchybria. Das ukrainische Ärtze-Ehepaar arbeitet seit über einem Jahr am Klinikum Friedrichshafen. Beide wollen ihren Landsleuten von hier aus helfen, so gut es geht.
Die Notfall-Sets waren Teil der inzwischen sechsten Hilfslieferung mit medizinischem Material, die das Klinikum Friedrichshafen bisher in die Westukraine geschickt hat – ein Transport pro Woche seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs. Ohne die Unterstützung aus der ganzen Region wäre das nicht möglich gewesen. „Die Spendenbereitschaft ist überwältigend“, staunt der Mediziner fast jeden Tag.

Rechne man alles zusammen, was an Geld- und Sachspenden für ihre Aktion „von Klinik zu Klinik“ bisher zusammen kam, liegt der Betrag inzwischen bei rund 250.000 Euro. „Das meiste davon ist schon in der Ukraine“, so Vollert. Sämtliche Lieferungen gehen an das Militärkrankenhaus in der Westukraine, in dem der Vater von Mychailo Volianiuk Chirurg ist. Dazu gehören Großspenden wie die der Stettener Firma Starmed, die einen mobilen OP-Tisch im Wert von 80.000 Euro geliefert hat.
Oder jene großzügige Spende der Meersburger Gruppe Frauenselbsthilfe Krebs, die 50.000 Euro aus einer Erbschaft zur Verfügung gestellt hat, um dringend benötigte, aber schwer zu beschaffende Medikamente für Krebspatienten in die Ukraine zu schicken. Dazu zählen auch die 23.000 Euro, die allein der Rotary-Club Friedrichshafen bei seinen Mitgliedern eingesammelt hat.
Viel zu tun für den Schatzmeister des Vereins
Weitere rund 100.000 Euro gingen inzwischen auf dem Konto der Freunde und Förderer des Klinikums ein, darunter allein 17.000 Euro von der Markdorfer Narrenzunft. „Ein enormer Betrag“, staunt auch Josef Weißhaupt, ehemaliger Kämmerer der Stadt Friedrichshafen, der heute die Gelder des Vereins verwaltet und kaum nachkommt mit dem Ausstellen von Spendenquittungen.

Inzwischen haben Hans-Walter Vollert und alle Mitstreiter die ersten Dankschreiben erhalten. Für die Krebsmedikamente, die Patienten der onkologischen Klinik Zhytomyr erhielten, bedankte sich Direktor Igor Sabadash bei den Helfern aus dem Bodenseekreis. „In dieser für die Ukraine schwierigen Zeit, in der immer mehr Menschen Hilfe brauchen und die ganze Welt sich in einem verzweifelten Kampf vereint, um den Schwächsten – den Krebspatienten – zu helfen, geben Sie nicht nur materielle Werte, sondern auch die Hoffnung, dass wir gemeinsam alle Probleme überwinden werden“, schrieb er.
Hilfebedarf in der Ukraine wächst
Tatsächlich werde der Hilfsbedarf in der Ukraine immer größer, sagt Hans-Walter Vollert. Er versuche aktuell, einen Stromgenerator für das Militärkrankenhaus zu besorgen, aber es gebe keinen, der kurzfristig lieferbar wäre. Der Chefarzt hofft nun, über Kontakte zur MTU in Friedrichshafen doch einen aufzutreiben. Ein zweites Problem sei der Transport von Medikamenten, die ununterbrochen gekühlt werden müssen. „Aber auch da bin ich dran“, sagt er.

Umso wichtiger sei, dass die Spendenbereitschaft der Menschen hier nicht nachlässt. „Ich bin froh, dass unsere Aktion immer weitere Kreise zieht“, sagt Hans-Walter Vollert. So lädt das Sinfonieorchester Friedrichshafen am Sonntag, dem 1. Mai, zu einem Benefizkonzert ein. Die Matinee mit Musik von Mendelssohn Bartholdy, Josef Suk oder Ernest Bloch beginnt um 11 Uhr in der katholischen Kirche St. Verena in Meckenbeuren-Kehlen. Alle Spenden gehen an den Klinikum-Förderverein für weitere medizinische Hilfslieferungen in die Ukraine.
Spenden für die Ukraine-Hilfe „Von Klinik zu Klinik“ können weiterhin auf das Konto der Freunde und Förderer des Klinikums Friedrichshafen überwiesen werden: DE07 6905 0001 0024 2432 14 bei der Sparkasse Bodensee.