Für Assistenzarzt Mykhailo Volianiuk rückt die Front in seiner Heimat immer näher gen Westen und damit an das Militärkrankenhaus heran, in dem sein Vater Chefarzt ist. „Der Zivilflughafen in Lytzk westlich von Kiew wird bombardiert. Das Ziel kann nur sein, die humanitäre Hilfe abzuschneiden“, berichtet der junge Mediziner aus der Ukraine.
Ständiger Kontakt in die Westukraine
Er hält in diesen Tagen ständig Kontakt mit seinem Vater und Freunden dort. Der Vater und andere Familienmitglieder befinden sich dort mitten im Krieg, Sorgen und Ängste sind entsprechend groß. Das Militärkrankenhaus Chernivtsi erhält direkt aus Friedrichshafen Hilfslieferungen mit medizinisch notwendigem Material. Nachschub vor allem für Verletzte, der dringend gebraucht wird. Auch das ist Anlass für ständigen Kontakt.
Am Freitagnachmittag packte Mykhailo Volianiuk mit einigen Kollegen aus dem Krankenhaus auf dem Wirtschaftshof des Klinikums in Friedrichshafen wieder einen Transporter. Es ist der dritte binnen 14 Tagen, den sie dank überwältigender Spendenbereitschaft auf den Weg brachten.

Bis unters Dach stapelten sie Kisten und Kartons von etwa fünf Paletten an Hilfsgütern – von Verbandsmaterial und Medikamenten über chirurgisches Besteck oder Infusionskanülen bis hin zu Beatmungsgeräten und einem weiteren Defibrillator. „Mit dem Material könnte man ein kleines Krankenhaus komplett versorgen, inklusive Mini-OP“, erzählt Hans-Walter Vollert. Dazu kommt diesmal aber auch Kindernahrung sowie medizinisch passendes Material für die Jüngsten.
Großes Netzwerk hilft
Der Chefarzt der Frauenklinik in Friedrichshafen nutzt seit Ausbruch des Krieges seine vielfältigen Kontakte in der Bodenseeregion, um Hilfsgüter und Spendengeldern für die Ukraine-Hilfe des jungen Kollegen und seiner Ehefrau, die Assistenzärztin in der Frauenklinik ist, zu akquirieren. So wurde der Transporter diesmal über einen Patienten des Häfler Onkologen Helmut Oettle zur Verfügung gestellt.
Die Spenden laufen über das Konto der Freunde und Förderer des Klinikums Friedrichshafen (Konto: DE07 6905 0001 0024 2432 14 bei der Sparkasse Bodensee). „Unser Schatzmeister hat viel zu tun“, sagte Hans-Joachim Simmendinger, Vorsitzender des Fördervereins. Bis Freitag gingen über 36.000 Euro ein. Nicht dabei sind weitere 20.000 Euro, die die Rotarier in Friedrichshafen zugesagt haben, sowie 5000 Euro von Rotary Markdorf, freut sich Hans-Walter Vollert.
Allerdings werde es zusehends schwieriger, die im Militärkrankenhaus erstellte Liste an medizinisch notwendigem Material abzuarbeiten. Sowohl Horst Haberl, der das Lager im Klinikum Friedrichshafen leitet, als auch Helmut Hirsch, der Ärztebedarf liefert, berichten von Schwierigkeiten beim Nachschub. Im Großhandel sei Vieles ausverkauft oder nicht mehr binnen weniger Tage lieferbar. „Und unser eigenes Lager ist sehr viel leerer geworden“, so Haberl.
Weitere Transporte geplant
Noch ist der Transporter, der diesmal über Rumänien direkt zur ukrainischen Grenze fährt, unterwegs. Am Mittwoch soll er in Chernivtsi eintreffen. „Wir wollen die Versorgung weiter aufrecht erhalten“, so Vollert. Die beiden Ärzte planen bereits weitere Lieferungen. Sie könnten zusichern, dass das Material im Militärkrankenhaus landet. Bei Bedarf soll es von dort aber auch an die Front weitergeleitet werden.