Die Messe Friedrichshafen meldet für 2021 ein positives Jahresergebnis. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei und dennoch ist es uns gelungen, mit den richtigen strategischen Entscheidungen das Unternehmen für die Zukunft gut zu präparieren“, erklärt Messegeschäftsführer Klaus Wellmann in einer Pressemitteilung.
Messegeschäft erneut mit angezogener Handbremse
Das Ergebnis überrascht auf den ersten Blick, weil der Umsatz von 16,6 Millionen Euro zwar deutlich über dem Niveau des ebenfalls durch Corona geprägten Vorjahres (2020: 6,2 Millionen Euro) liegt. Aber vor der Pandemie hatte die Messe immer mehr als 30 Millionen Euro pro Jahr umgesetzt.

Im vergangenen Jahr konnten lediglich fünf von 13 eigenen Messen sowie 32 Gastveranstaltungen stattfinden konnten. Mehr waren es 2020 ebenfalls nicht. Auch die Besucherzahlen sind ähnlich. Mit knapp 175.000 Besuchern kamen nur wenig mehr als im Vorjahr, als rund 157.000 gezählt wurden. Zwar hat sich die Zahl der ausstellenden Unternehmen von knapp 1500 im Jahr 2020 auf 3410 mehr als verdoppelt. Aber dieser Effekt ist im Wesentlichen der Großmesse Fakuma zu verdanken. Die Kunststoffmesse, die als Gastveranstaltung läuft, bot allein knapp 1500 Aussteller und 30.000 Fachbesucher im Jahr 2021 auf.
Miete von über 40 Millionen Euro bezahlt
In der Summe meldet die Messe Friedrichshafen trotzdem ein positives Jahresergebnis von 2,2 Millionen Euro. Im Vorjahr stand noch ein dickes Minus von 5,6 Millionen Euro nach Steuern in der Bilanz. Und 2021 komme die Messe ohne finanzielle Unterstützung durch den Hauptgesellschafter, die Stadt Friedrichshafen, aus, heißt es in der Mitteilung. 2020 brauchte die Messe noch eine Finanzspritze von 5 Millionen Euro, die als Kapitaleinlage für Liquidität sorgte.

Mehr noch: Nachdem 2020 keine Miete an die Besitzgesellschaft der Messe überwiesen werden konnte, ist jetzt von einer „hohen Mietzahlung“ für 2021 die Rede. Auf Nachfrage nennt Prokurist Stefan Mittag eine Summe von „mehr als 40 Millionen Euro“. In den vergangenen zehn Jahren vor Corona wurden im Schnitt rund 8 Millionen Euro Miete gezahlt.
Lukrativer Verkauf der Eurobike-Anteile
Dass die Messe Friedrichshafen trotz nach wie vor deutlich reduziertem Messegeschäft in Summe mit positiven Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2021 kommt, liegt an der Gründung der Fairnamic GmbH. Messe Friedrichshafen und Messe Frankfurt führen die Fahrradmesse Eurobike nach 29 Jahren in Friedrichshafen in Frankfurt gemeinsam fort. Die Premiere am neuen Messeplatz ist am 13. Juli. Aus dem Verkauf ihrer Anteile hat die Messe Friedrichshafen also ordentlich Kapital geschlagen, was die enorm hohe Mietzahlung erst ermöglicht hat. Dieser Einmal-Effekt wirkt sich zudem positiv auf die Geschäftszahlen im Jahr 2021 aus. Wie viele Millionen die Messe Frankfurt überwiesen hat, beziffert die Geschäftsleitung nicht. „Wir haben Stillschweigen vereinbart“, so Stefan Mittag.

Pandemie noch nicht vorbei
Auch für 2022 rechnet die Messe Friedrichshafen mit Umsatzeinbußen, werde aber voraussichtlich ohne Hilfe des Hauptgesellschafters auskommen. Geschäftsführer Klaus Wellmann spricht von „vorsichtigem Optimismus“, noch befinde man sich mitten in der Pandemie. Durch das bis März geltende Veranstaltungsverbot mussten in diesem Jahr bereits sieben Messen abgesagt oder verschoben werden. Was im Herbst und Winter wird, bleibt abzuwarten.
„Wetten, dass...?“ kommt am 19. November
Im zweiten Halbjahr stehen laut Messekalender 21 Veranstaltungen auf dem Programm – inklusive der Eurobike in Frankfurt. Zu den Highlights gehört sicher die Fernsehübertragung von „Wetten, dass…?“ am 19. November. Parallel veranstaltet die Landes-SPD an diesem Wochenende ihren Parteitag auf der Messe Friedrichshafen. Das werde für die doppelte „deutschlandweite Medienpräsenz“ sorgen, freut sich die Messe auf diesen Coup.
Neue Gast-Messen im Programm
Für das nächste Jahr stehen laut Messe bereits drei neue Gastveranstaltungen auf dem Programm. Ende März geht die Messe Poolgarden an den Start, die weniger um Pools denn größere und große Schwimmbecken im Fokus hat. Im Juni folgen die Spiel doch, die sich an den Endverbraucher mit digitalen und analogen Angeboten richtet. Premiere soll auch die Saw Expo feiern, eine Industriemesse im Fachbereich Metallbearbeitung.
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