Der erste Prozesstag ist nach gerade einmal 30 Minuten schon vorüber. Die Anklage wird verlesen, anschließend vertagt. Im Strafverfahren, das am Freitag vor dem Landgericht Ravensburg begonnen hat, geht es um die Frage, was sich in der Nacht vom 6. auf den 7. Dezember vergangenen Jahres nach einer Taxifahrt in Friedrichshafen zugetragen hat.
Aus Sicht der Staatsanwaltschaft hat ein 36-Jähriger versucht, aus niedrigen Beweggründen einen Menschen mit einem Messer zu töten und anschließend Beamte der Polizei angegriffen. Der Mann muss sich wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit versuchter gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung vor Gericht verantworten.
Was war geschehen?
Der Angeklagte hatte sich im Dezember nach einer Weihnachtsfeier ein Taxi genommen. Laut Staatsanwalt Florian Brütsch war der Mann angetrunken, hatte zudem Marihuana konsumiert. „Der Taxifahrer sollte ihn zunächst zu einer Bank bringen“, so der Staatsanwalt. Seine Zahlungswilligkeit habe der Mann durch das Vorzeigen eines 20-Euro-Scheins signalisiert. Der Taxifahrer fuhr den Mann also zu einer Bankfiliale in einen Häfler Stadtteil.
„Hier erkundigte sich der 36-Jährige, ob der Taxifahrer auch Gras als Zahlungsmittel akzeptiere, was dieser ablehnte“, heißt es in der Anklage. Er sei also ausgestiegen und habe suggeriert, am Automaten Geld abzuheben, anschließend nach Hause gefahren worden. „Dabei hatte er seinen Geldbeutel sowie den 20-Euro-Schein zu diesem Zeitpunkt bereits irgendwo verloren“, betonte Staatsanwalt Brütsch. Der Taxifahrer sollte ihm daher in die Wohnung folgen, wo der Mann ihn angeblich bezahlen wollte.
Sein Geld erhielt er aber auch dort nicht. Als der Taxifahrer dem 36-Jährigen daraufhin ankündigte, die Polizei zu rufen, soll er von ihm getreten und beleidigt worden sein. Schließlich soll der Angeklagte mit einem Messer mehrfach Stichbewegungen in Richtung seines Kopfes ausgeführt und angedroht haben, ihn zu töten. Der Taxifahrer konnte ausweichen und rannte davon.
Beamte von Landes- und Bundespolizei rückten an. Der Staatsanwaltschaft zufolge umstellten sie aufgrund eines Missverständnisses zunächst das falsche Gebäude, sodass ein Beamter mit dem Rücken zur Wohnung des Angeklagten stand. Dieser hatte die Polizisten entdeckt und „fasste den Beschluss, den Beamten körperlich anzugreifen, um anschließend zu fliehen“, sagte der Staatsanwalt. Dafür nahm er ein Klappmesser aus seiner Bauchtasche.
Polizist kann Messerstichen ausweichen
„Der Angeklagte stürmte aus der Tür und stach mindestens zweimal in Richtung des Bauchs des Beamten. Dem gelang es, nach hinten auszuweichen, ansonsten wäre er lebensgefährlich verletzt worden“, resümierte der Staatsanwalt. Die Polizei konnte den Angreifer schließlich überwältigen. Er wurde dem Haftrichter vorgeführt und sitzt seither in Untersuchungshaft.
Verteidiger Uwe Runge gab an, dass sein Mandant im weiteren Prozessverlauf Angaben machen wird. Die Sitzung wird am 12. Juni ab 8.30 Uhr fortgesetzt.