In insgesamt 49 Jahren bei der Feuerwehr hat Louis Laurösch unglaublich viel erlebt. Es gibt aber Einsätze, die sich dem 62-Jährigen, der das Kommando in Kürze an abgibt, besonders eingeprägt haben. Besonders eine Nacht im Juli 2002, Laurösch war gerade im zweiten Jahr Stadtbrandmeister in Friedrichshafen, wird er niemals vergessen. „Flugzeugabsturz – aber es hört sich nicht nach einer Übung an“, hatte der Diensthabende seinen Chef an jenem Montagabend informiert. Nahe Überlingen waren ein russisches Passagierflugzeug und Frachtflugzeug zusammengestoßen.

„Das war ein prägendes Ereignis“

Weder der Kreisbrandmeister, noch der zuständige Kommandant waren zu diesem Zeitpunkt im Landkreis und so musste der stellvertretende Kreisbrandmeister Louis Laurösch die Leitung des technischen Einsatzes übernehmen. „Das war ein prägendes Ereignis. In der Nacht habe ich zeitweise über 1000 Einsatzkräfte aus allen möglichen Organisationen geführt“, erinnert er sich. Erst am frühen Morgen, als die Polizei die Einsatzleitung übernommen hatte, konnte Laurösch die über Kilometer voneinander entfernten Einsatzstellen selbst abfahren und sich ein Bild machen. Auch nach 19 Jahren ist seine Betroffenheit zu spüren. „Diese Eindrücke vergisst man nicht.“

Ein weiteres Datum, das sich eingeprägt hat: der Abend vor dem Jahreswechsel 2018/2019. Ein Mann hatte mehrere Fahrzeuge im Parkhaus am See angezündet und Feuer in einem nahegelegenen Geschäft gelegt, in derselben Nacht hatte bereits eine Lagerhalle im Bereich des Stadtbahnhofs gebrannt. „Das war eine gewaltige Herausforderung, zeitgleiche Einsatzstellen von dieser Dimension mitten in der Stadt“, erinnert sich Louis Laurösch.

Großeinsatz in der Häfler Innenstadt: In der Nacht vor dem Jahreswechsel brannte es zeitgleich im Parkhaus am See und in einem Geschäft ...
Großeinsatz in der Häfler Innenstadt: In der Nacht vor dem Jahreswechsel brannte es zeitgleich im Parkhaus am See und in einem Geschäft in der Karlstraße. Vom Adenauerplatz aus wurde damals der Einsatz von rund 90 Feuerwehrkräften koordiniert. (Archivbild) | Bild: Christina Bömelburg
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Außergewöhnlich war die Räumung des Bodenseecenters nach einer Bombendrohung im Januar 2009, die sich dann zum Glück als Fehlalarm entpuppte. Gewöhnlicher scheinen extreme Unwetterlagen zu werden, bei denen die Feuerwehr mitunter über mehrere Tage und Nächte gefordert ist. Bei einem Unwetter hatte Louis Laurösch in einer einzigen Nacht allein in Fischbach 350 Einsatzstellen zu koordinieren. Insgesamt musste der Stadtbrandmeister 17 Kriegsbombenfunde im Stadtgebiet sichern und zu mehreren Öleinsätzen im Hafen ausrücken.

„Das sind Herausforderungen, es ist immer spannend und interessant“, beschreibt Laurösch rückblickend. Ihm bleiben dabei auch die kleinen Einsätze vor Augen: „Ich war dabei, als wir im Strandbad ein Kind wohlbehalten befreit haben, das den Kopf im Drehkreuz eingeklemmt hatte und als ein anderes Kind in der Hochsaison im Brunnen am Hafenbahnhof mit dem Fuß im Ablauf stecken geblieben ist“, berichtet er etwa.

Seit dem Eintritt in die Jugendfeuerwehr hat Louis Laurösch viel erlebt. Am 1. Oktober scheidet er nach 49 Jahren bei der Feuerwehr aus ...
Seit dem Eintritt in die Jugendfeuerwehr hat Louis Laurösch viel erlebt. Am 1. Oktober scheidet er nach 49 Jahren bei der Feuerwehr aus dem aktiven Dienst aus. | Bild: Andrea Fritz

Dem Stadtbrandmeister unterstehen bei der Feuerwehr Friedrichshafen 32 hauptamtliche und 280 ehrenamtliche Einsatzkräfte, die jedes Jahr etwa 900 Mal ausrücken, wobei die Zahl der Einsätze jährlich wächst und rund die Hälfte auf technische Hilfeleistungen entfällt. Manchmal müssen ein Igel gerettet, eine Katze vom Baum geholt oder ein Schwanennest mit Sandsäcken vor den Fluten geschützt werden. Den Alltag der Feuerwehr bestimmen aber Brandeinsätze wie etwa jüngst jener in der Ulrichstraße und Verkehrsunfälle.

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Schwere Unfälle wie jener, der sich kürzlich am Klinikum ereignet hat, brennen sich im Gedächtnis ein. „Glücklicherweise sind die ganz schweren Verkehrsunfälle, mit eingeklemmten Personen, in den vergangenen 20 Jahren zurückgegangen, weil sich die Fahrzeuge verändert haben“, sagt der Kommandant der Häfler Feuerwehr. Messe, Flughafen, Wasserrettung: An anderen Stellen ist das Aufgabengebiet gewachsen.

Louis Lauröschs Nachfolger Felix Engesser wird am 1. Oktober in große Fußstapfen treten.