Der Abschied von Geschäftsführerin Margita Geiger kam überraschend. Damit steht Franz Klöckner, der seit Januar im Dienst und seit mindestens Oktober bereits Vorsitzender der Geschäftsleitung der Klinikum Friedrichshafen GmbH ist, nun in der Alleinverantwortung.
Dabei muss er nun nicht nur die wuchtige „vierte Welle“ der Corona-Pandemie mit all ihren Herausforderungen im Krankenhaus managen, sondern darüber hinaus blicken. Denn der Medizin Campus Bodensee (MCB) mit seinen beiden Standorten in Friedrichshafen und Tettnang hängt nach wie vor am Tropf seines Hauptgesellschafters, der Stadt Friedrichshafen.
Millionen-Zuschüsse nötig
Ein Blick in die jüngste Bilanz zeigt das. Im vergangenen Jahr flossen 16 Millionen Euro aus der Kasse der Zeppelin-Stiftung in den Klinikverbund – jeweils rund 6 Millionen Euro für Investitionen und Betriebskosten, dazu knapp 4 Millionen Euro für Verluste im Vorjahr. Für das laufende Jahr rechnet der MCB mit einem Minus von 7,2 Millionen Euro im Ergebnis. „Das Klinikum braucht einen nachhaltigen Überschuss, um die Anforderungen im Instandhaltungsbereich, die Investitionen und den medizinischen Fortschritt langfristig finanzieren zu können“, steht im Beteiligungsbericht der Stadt. Deshalb sei die strategische Neuausrichtung „konsequent weiter zu verfolgen“.

Daran hält sich Franz Klöckner. „Die Corona-Pandemie, die uns seit 19 Monaten stark in Anspruch nimmt, hat an unserer strategischen Ausrichtung nichts verändert, aber die Umsetzung etwas verlangsamt“, erklärt der Klinikchef auf Anfrage unserer Zeitung. Im kommenden Jahr will der MCB in die Medizintechnik und Sanierung zweier Stationen im Klinikum Friedrichshafen „mehr Geld investieren als in den vergangenen Jahren“, so Klöckner. Auch neue Fernseher für Patientenzimmer sind vorgesehen.
Pläne fürs Versorgungszentrum liegen auf Eis
Der Bau der Zentralen Notaufnahme, die eigentlich schon bis Mai dieses Jahres fertig sein sollte, kommt dagegen nicht voran. „Wir haben den entsprechenden Förderantrag beim Stuttgarter Sozialministerium eingereicht, rechnen aber nicht vor dem zweiten Halbjahr 2022 mit einer Rückmeldung“, so Klöckner. Der Bau eines Zentralen Versorgungszentrums ist kein Thema mehr. „Die Pläne dafür liegen aus Eis und werden gegenwärtig nicht weiterverfolgt“, teilt der Klinikchef mit.

Zur Frage des Sanierungsstaus und ob der Trend eher in Richtung Modernisierung oder Neubau des Häfler Krankenhauses geht, möchte Franz Klöckner aktuell nichts sagen. „Das hängt ab von unserer medizin-strategischen Entwicklung und steht unter Gremienvorbehalt“, antwortet er. Will heißen: Hier muss der Gemeinderat seinen Segen geben. Das könnte bedeuten, dass es zumindest schon ein Papier gibt, welches das künftige Leistungsangebot beschreibt. Nähere Angaben macht Franz Klöckner aber nicht.
Ob diese Zurückhaltung mit der Entwicklung der Oberschwabenkliniken (OSK) zu tun haben könnte, verneint der Klinikchef in Friedrichshafen. „Das spielt dabei für uns keine Rolle“, sagt er. „Erste Annäherungen“ gab und gebe es. Beide Klinikverbünde planen demnach eine gemeinsame Zentralsterilisation. „Hier warten wir aber noch auf eine entsprechende Rückmeldung aus dem Stuttgarter Sozialministerium“, so Klöckner. Absprachen über die Medizinstrategie scheinen aber kein Thema zu sein.
Geldnot auch beim Nachbar-Klinikverbund
Dabei haben beide Klinikverbünde dieselben Probleme. Auch in Ravensburg ist der wirtschaftliche Druck enorm, weshalb auch hier über das künftige Leistungsangebot nachgedacht wird. Seit 2016 machen die OSK pro Jahr rund 5 Millionen Euro Verlust. Der wird in diesem Jahr auf 18 Millionen Euro und danach auf 12 Millionen Euro jährlich taxiert, wenn sich nichts ändert, hieß es bei einer Kreistagssitzung Mitte November.
Und noch eine Parallele gibt es: Zwar ist das Elisabethenkrankenhaus in Ravensburg baulich auf dem neuesten Stand. Doch die über 100 Jahre alten Krankenhäuser in Wangen und Bad Waldsee sind reif für die Abrissbirne oder Generalsanierung.
Neue Medizinstrategie schürt Ängste
Deshalb sollen an den OSK-Kliniken in Ravensburg, Wangen und Bad Waldsee Doppel- und Dreifachstrukturen abgebaut werden. Hier Orthopädie konzentrieren, dort die Chirurgie: Das bleibt allerdings nicht ohne Kritik und schürt Ängste beim Personal. Deshalb bleibt die neue Medizinstrategie der OSK, die Geschäftsführer Christoph Adolph bereits öffentlich vorgestellt hat, vorerst ein Papiertiger: Der Ravensburger Kreistag hat die Pläne vorerst gestoppt und will erst dann wieder darüber diskutieren, wenn sie ein externer Gutachter bewertet hat.