Herr Baldauf, das Bewerberfeld für die OB-Wahl in Friedrichshafen ist mittlerweile ziemlich groß. Wodurch stechen Sie heraus?

Ich bin hier in Friedrichshafen geboren, das ist meine Heimatstadt. Ich habe Herzblut für diese Stadt. Ich will noch irgendwas in meinem Lebensabschnitt für die Stadt Friedrichshafen bewegen, zum Wohle der Menschen, vor allem zum Wohle der Rentner. Viele Leute sagen mir: Baldauf, Du bist nicht auf den Kopf gefallen, Du sprichst das aus, was andere denken, aber nicht aussprechen. Ich möchte die Sachen, die ich verspreche, dann auch halten. Ich will bürgernah sein, dass jeder zu mir herkommen kann. Egal, ob Tag oder Nacht, mein Handy ist 24 Stunden an. Ich will kämpfen, für die Stadt Friedrichshafen.

Warum ist das Amt denn so attraktiv?

Eine Stadt wie Friedrichshafen, wo der Graf Zeppelin gewesen ist, die ist attraktiv. Ich bin hier aufgewachsen, ich könnte jetzt in Rente gehen. Ich will aber wirklich für den letzten Lebensabschnitt noch sagen können: Baldauf, Du hast noch was bewegt in Friedrichshafen. Früher hat mich das nicht interessiert, ich habe so in den Tag reingelebt. Aber ich wäre jetzt wirklich stolz, für die Stadt tätig zu werden.

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Und was macht die Stadt in Ihren Augen besonders?

Das, was der Graf Zeppelin geleistet hat, die Zeppelinstiftung und das Zeppelindorf, was da erbaut worden ist. Was der schon damals für Gedanken hatte, dass die Leute sich alle selbst ernähren können sollen und einen großen Garten gekriegt haben. Das Zeppelindorf ist ein Vorzeigeding, wie es früher gegangen ist. Früher gab es mehr Zusammenhalt, das gibt‘s jetzt nicht mehr und ich will das zurückbringen.

Welchen Zusammenhalt meinen Sie?

Dass man wieder miteinander redet und nicht jeder sein eigenes Süpple kocht. Der Gemeinderat ist frisch gewählt, das sehe ich als Vorteil. Dass der Oberbürgermeister als Frischling mit dem neuen Gemeinderat zusammenarbeitet. Dass man sich mit dem Stadtmarketing und dem Stadtforum und gewissen Institutionen zusammenrauft und gemeinsam die Brennpunkte wirklich abarbeitet.

Und was sind für Sie die Hauptbrennpunkte?

Die Sicherheit, da will ich in Friedrichshafen nicht, dass da irgendwas anbrennt. Ich will, dass wir am Bahnhofszentrum Kameras haben und abends Präsenz von der Polizei. Bevor es dazu kommt, dass jemand mit einem Messer kommt und sowas macht, muss man dagegen vorarbeiten.

Dann muss der Flughafen erhalten werden. Die Zeppelinstadt ohne Flughafen, hallo? Graf von Zeppelin dreht sich im Grab um. Wir brauchen Belebung. Früher hat man hier Sonntagskonzerte gehabt, da sind die Leute gekommen. Wir müssen attraktiv werden. Die Musikmuschel gut gestalten, das GZH. Die alten Leute trauen sich mit ihren Rollatoren gar nicht in die Stadt rein. Sie kommen zum Bahnhof und zum Hafenbahnhof, aber wie kommen sie direkt rein?

Da habe ich gedacht, wir machen ein „Zügle“, so wie am Krankenhaus, wo vom Parkplatz zum Krankenhaus gefahren wird. Für Rentner und Menschen mit Behinderung, nicht für faule Leute. Da kann man dann sagen, ich will beim Juwelier anhalten oder bei der Eisdiele und steigt da aus und kann wieder zusteigen. Dann kommen die alten Leute auch wieder in die Stadt. Klar, das kostet die Stadt was. Aber das muss es wert sein, für die Menschen.

Es gibt aber nicht nur alte Menschen in Friedrichshafen, sondern auch Familien, die andere Sorgen haben. Etwa den Wohnungsmangel.

Das ist das nächste. Der Wohnungsmangel ist ganz klar. Warum haben wir den Mangel an bezahlbaren Wohnungen? Weil Wohnbauunternehmen die Grundstücke aufkaufen und da Geschäftsdinger draufhauen und oben Zwei-Zimmer-Wohnungen für 1000 Euro drin sind. Wir brauchen junge Familien hier, die arbeiten können, die ihre Kinder in die Kita bringen können, das ist auch schon teuer. Wir brauchen Arbeiter hier in Friedrichshafen. Es muss bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

Die Belebung der Innenstadt – wie würden Sie das angehen?

Da muss man mit dem Stadtmarketing zusammenarbeiten. Jeder sagt, Du musst die Idee haben, was Du machen willst. Hallo? Es gibt das Stadtmarketing, es gibt das Stadtforum – zusammensitzen. Man muss das erarbeiten, was man da für Geschäfte hineintun könnte. Man kann auch in anderen Städten, zum Beispiel Lindau, gucken, was die für Läden haben.

ZF hat einen massiven Stellenabbau angekündigt. Der Oberbürgermeister sitzt dort im Aufsichtsrat. Was wären die Hebel, die Sie in dieser Funktion in Bewegung setzen würden?

Ich würde als Aufsichtsratsmitglied der ZF helfen, auf eigenen Beinen zu stehen und den Umgang mit neuen Energien und Technologien in eine sichere Zukunft zu bringen.

Was glauben Sie, könnten Sie aus Ihrem Beruf ins Rathaus mitbringen?

Ausdauer. Absolute Ausdauer. Ich halte immer zu den Leuten, zu meinen Mitarbeitern und würde auch ein Halt für die Bürger von Friedrichshafen sein. Da kann jeder kommen, mich anrufen und sagen: Hey Baldi, jetzt hast Du mal Mist gebaut. Kritik muss man einstecken können.

Sie haben angekündigt, einen Teil ihres Gehalts zu spenden. Was steckt dahinter?

Sagen wir mal so, Geld ist für mich nicht so wichtig. Gut, dadurch, dass ich meine Freundin auf den Philippinen habe, möchte ich schon ein bisschen Geld verdienen, weil ich ihr da drüben helfen will. Sie pflegt dort Katzen, da schicke ich immer Geld rüber, wenn ich kann. Aber ich brauche im Monat nicht viel, ich komme mit 1000 Euro gut klar. Deswegen will ich zehn Prozent spenden für Hospizkinder. Da möchte ich ein bisschen was geben.

Wie wird Ihr weiterer Wahlkampf aussehen? Viele Ihrer Mitbewerber sind auch auf den sozialen Medien sehr aktiv.

Gut, bei Facebook bin ich weniger aktiv. Ich werde versuchen, in einem Gasthaus mal einen Saal zu mieten. Dann gehe ich nach Ailingen auf den Wochenmarkt, hier auf den Wochenmarkt. Ich will machen, was ich machen kann und hoffe auf das Vertrauen der Bürger.

Wo sind sie politisch zu Hause? Fühlen Sie sich irgendeiner Partei zugehörig?

Nein, ich bin absolut parteilos.