Ob beim Interkulturellen Stadtfest in der Innenstadt, beim Allmansweiler Sommerfest oder beim Woizafeschd in Kluftern – Johannes Henne nutzt momentan viele Gelegenheiten, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn: Er will im Herbst Oberbürgermeister werden. Seine Veranstaltungsreihe „Henne hört hin“ startete er am Mittwochabend in der größten Ortschaft von Friedrichshafen und wollte im „Wirtshaus am Bächle“ von den Ailingern wissen, was sie beschäftigt.

„Gemeinsam mehr herausholen“

Die Vereinsgaststätte der TSG Ailingen ist gut besucht, fast alle Plätze sind belegt, als Johannes Henne zum Mikro greift und mit einem Zitat von Ferdinand Graf von Zeppelin – „man muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen“ – den Abend eröffnet. In einer rund 30-minütigen Ansprache stellt der 36-Jährige, der Oberbürgermeister von Friedrichshafen werden will, zunächst sich und seine Ideen vor. So möchte er Verantwortung für die Stadt übernehmen, zusammen mit den Menschen die Zukunft gestalten und Herausforderungen meistern. „Ich glaube, dass wir gemeinsam noch mehr aus Friedrichshafen herausholen können“, betont er.

Johannes Henne, der aus einer Bürgermeisterfamilie stammt, ist seit sieben Jahren Gemeindeoberhaupt in Immenstaad. Er beschreibt sich selbst als „Kommunalpolitiker mit Leib und Seele“ und hebt besonders seinen Erfahrungsschatz in diesem Bereich hervor. „Ich weiß, wie eine Verwaltung funktioniert, habe das von der Pike auf gelernt“, betont er. Er habe aber auch die Prozesse in der Privatwirtschaft kennengelernt und sei in Aufsichtsgremien aktiv. Gleichzeitig sei er nicht nur ein Verwalter. „Ich weiß, wie man ein Team führt, wie man eine Stadt wie Friedrichshafen entwickeln muss, dabei die Menschen im Blick hat.“ Seit er im Januar 2023 mit seiner Familie nach Fischbach gezogen sei, habe er Friedrichshafen noch einmal neu kennengelernt. Seine Frau Emma, die ihn nach Ailingen begleitet hat, bezeichnet er als wichtigste Stütze und Ratgeberin.

Viele Ailinger sind gekommen, um mit Johannes Henne zu diskutieren.
Viele Ailinger sind gekommen, um mit Johannes Henne zu diskutieren. | Bild: Fabiane Wieland

Thema Nummer eins ist für ihn das Gesundheitswesen. Hier will er auf Vernetzung, effizientere Strukturen und verlässliche Partner setzen. Den Standort des Klinikums beschreibt er als geeignet, Gespräche mit dem Landkreis müssten geführt werden, denn „bei der Infrastruktur müssen wir uns gemeinsam aufstellen“. Gleichzeitig müssten Doppelstrukturen abgebaut werden. Auch die Familienfreundlichkeit ist für ihn ein zentrales Thema. Aus eigener Erfahrung wisse er, was es bedeutet, wenn die Kita krankheitsbedingt geschlossen bleibt. Hier müsse man zusätzliche Anreize für Fachkräfte schaffen.

Ein riesengroßes Problem sei die Schaffung von Wohnraum, vor allem bezahlbarer Wohnraum fehle. Hier will er Ideen und Initiativen bündeln. Nachverdichtung und Aufstockung seien hier wichtige Ansätze, aber auch das Einfamilienhaus habe seinen Platz.

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Als der Politiker das Wort den Ailingern übergibt, muss er sich nicht lang gedulden. Knapp eine Stunde löchern sie ihn mit Fragen. Bisher habe er sich als klassischer Bürgermeister präsentiert. Friedrichshafen nehme mit der Zeppelin-Stiftung und den Stiftungsbetrieben aber eine Sonderrolle ein. Was ihn hierfür qualifiziere, will ein Besucher wissen. Henne verweist auf seine Einblicke in die Privatwirtschaft und seine Aufsichtsratsposten, stellt aber gleichzeitig heraus: „An der Spitze dieser Unternehmen sitzen Experten. Sie soll man ihrer Funktion auch machen lassen.“ Der Aufsichtsrat übernehme eine Kontrollfunktion.

Hat er den Mut zum Wandel?

Ob er in der Verkehrspolitik wirklich den Mut zum Wandel habe, will ein anderer wissen. „Ich sehe es so, dass man Verkehrspolitik immer vom schwächsten Verkehrsteilnehmer aus betrachten muss“, antwortet Henne. Gleichzeitig gebe es noch Potenziale im ÖPNV, doch auch der Individualverkehr habe seine Berechtigung. „Viele sind aufs Auto angewiesen.“ Zur Frage nach der Zukunft des Flughafens hebt er hervor: „Der Gesundheitssektor gehört zur Daseinsvorsorge, ein Flughafen nicht.“ Dennoch sei es zu einfach, wenn manche forderten: plattmachen und eine Gartenschau ansiedeln.

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Eine Ailingerin findet, in der Innenstadt ist es „so langweilig geworden“. Die Attraktivierung der Innenstadt will Henne eigenen Angaben zufolge zur Chefsache machen. Schließlich soll die Stadt lebens- und liebenswert sein. Viele Menschen hätten gute Ideen, die wolle er hier verstärkt einbinden. Den von einem Besucher angesprochenen Isek-Prozess findet er eine „gute Sache“. Voraussetzung sei, dass Projekte auch umgesetzt werden. „Da braucht es nicht immer die ganz große Lösung.“ Man können auch mit weniger Mitteln Plätze attraktiver gestalten und für mehr Grün in der Stadt sorgen. Es brauche Kreativität und manchmal auch besondere Lösungen.

Bei den Ailingern kommt das gut an

Ohnehin stellt er klar: In der aktuellen Haushaltslage brauchen wir einen klaren Fahrplan. „Es geht nicht mehr alles“, sagt Henne. Er sei nicht hier, um Versprechungen zu machen oder Geschenke zu verteilen. Er könne sich aber mit einer großen Erfahrung und einem guten Netzwerk einbringen. „Und ich kann Ihnen sagen, meine Tür steht für Sie immer offen.“ Bei den Ailingern kommt das gut an. „Ein bodenständiger Auftritt, so jemanden brauchen wir, er hat den Willen und die Führungskompetenz“, ist am Ende des Abends zu hören.