„Der Verbrennungsmotor wird auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen!“ Das macht Jörg Stratmann, Vorstandsvorsitzender von Rolls-Royce Power Systems (RRPS), bei der Eröffnung eines neuen Montagewerks in Kluftern deutlich. Während die Zeichen vielerorts auf Elektromobilität stehen, setzt der Motorenhersteller vom Bodensee auch künftig auf Verbrennungsmotoren und investiert rund 30 Millionen Euro in ein neues Werk für die MTU-Baureihe 2000.
Es gebe Bereiche, in denen elektrische Antriebe, wie wir sie aus dem Pkw-Bereich kennen, schlicht nicht möglich seien. Etwa, weil Fahrzeuge zu schwer damit werden, sie kaum Last aufnehmen können oder die Reichweite nicht ausreiche, so der CEO. Zudem gebe es Anwendungen, bei denen eine komplette Elektrifizierung auf lange Sicht nicht die optimale Lösung darstelle. „Mit unseren Produkten können wir unsere rund 40.000 Kunden weltweit dabei unterstützen, ihren Weg in die Energiewende zu gestalten, ein Schlüssel ist dabei diese Motorenlegende – die Baureihe 2000“, betont Stratmann.
Denn anders als teilweise in der Öffentlichkeit thematisiert, sei nicht der Verbrennungsmotor das Problem. „Das Problem sind die fossilen Brennstoffe“, erläutert der Vorstandsvorsitzende in seiner Rede. Mit nachhaltigen Kraftstoffen und neuen Technologien sei der Verbrennungsmotor indes ein wichtiger Baustein der Energiewende.
RRPS konzentriere sich daher darauf, Motoren zu entwickeln, die mit verschiedenen nachhaltigen Kraftstoffen betrieben werden können. Der synthetische Dieselkraftstoff HVO sei dabei unter anderem ein wichtiger Schritt. Er könne aus hydriertem Pflanzenöl und Abfallstoffen aus Gastronomie und Lebensmittelindustrie hergestellt werden. Auch Wasserstoff und Ethanol spielten bei der Energiewende eine Rolle. Von der Politik wünscht sich Stratmann die richtigen Rahmenbedingungen. Zudem habe das Unternehmen für Bahn und Schifffahrt bereits Hybridsysteme auf den Markt gebracht.
Im neuen Werk in Kluftern, gleich neben dem MTU-Materialwirtschaftszentrum, finde die für RRPS wichtige Baureihe 2000 jetzt eine neue Heimat. Die Motoren treiben Yachten, Fähren und Schlepper, aber auch Bergbaufahrzeuge und Notstromaggregate an. Die neue Halle bietet auf 10 000 Quadratmetern Platz für Montage und Versand. Bislang waren die Motoren im Werk 2 gefertigt worden. Dort werden die Hallen nun modernisiert und sollen künftig als weitere Produktionsflächen für die Baureihe 4000 dienen.
Im Werk in Kluftern arbeiten rund 110 Mitarbeiter. Anders als am bisherigen Standort kann hier an vier Montagelinien gearbeitet werden. Die Realisierung des neuen Werks hat vom Planungsbeginn bis zur Eröffnung rund dreieinhalb Jahre in Anspruch genommen, betont Michael Fink, Leiter der Montage mittlere Motoren bei RRPS. Die neuen Arbeitsplätze würden RRPS-weit den höchsten Digitalisierungsgrad aufweisen. Aktuell werden pro Jahr rund 1200 Motoren der Baureihe 2000 produziert. Die Mitarbeiter arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb.

Oberbürgermeister Andreas Brand sieht im neuen Werk ein „kraftvolles Zeichen für den Standort“. So könnten Arbeitsplätze und Wohlstand gesichert sowie Zukunft gestaltet werden.