Herrscht bei Rolls-Royce Power Systems (RRPS) ein Investitionsstau? Nach einem Wechsel an der Spitze des angeschlagenen britischen Mutterkonzerns fürchtet der Betriebsrat am Bodensee einen Investitions- und Einstellungsstopp. Bei der Betriebsversammlung vor wenigen Wochen hatte die Beschäftigtenvertreter massive Vorwürfe gegen die Konzernmutter erhoben. Man erwirtschafte am Bodensee seit jeher gute Gewinne, diese seien nicht dazu da, dass die Konzernmutter damit ihre Schulden tilge.
Gute Auftragslage für RRPS
Bei der Bilanzpressekonferenz am Freitagmorgen äußerte sich die RRPS-Geschäftsführung auch zu den Sorgen der Belegschaft. „Unser Geschäft brummt“, machte CEO Jörg Stratmann gleich zu Beginn deutlich. Das Geschäftsjahr 2022 sei trotz großer Herausforderungen mit einem starken Wachstum und einem Höchststand an Aufträgen abgeschlossen worden. Auch 2023 sind laut RRPS die Auftragsbücher bereits zu 76 Prozent gefüllt.
Nach RRPS-Angaben gibt es keinen Einstellungsstopp. Dennoch blieb Stratmann bei konkreten Nachfragen zu Neueinstellungen vage: „In profitablen Wachstumsbereichen wird nach wie vor eingestellt. Wenn wir auch anderswo Bedarf sehe, wird es auch hier noch Einstellungen geben.“ Thelse Godewerth, als Arbeitsdirektorin für den Personalbereich zuständig, ergänzte: Man habe bereits weitere Mitarbeiter eingestellt, 40 Stellen als Sofortbedarf besetzt. Zudem solle Personal auch weiterhin sukzessive aufgebaut werden.
Noch seien allerdings keine Aufträge aus dem Sondervermögen eingegangen. „Natürlich haben wir dahingehend aber bereits Berechnungen zu weiteren Stellen angestellt und sind dabei von 450 Kollegen im direkten Bereich und 150 im indirekten Bereich ausgegangen. „Wir können das aber noch nicht bestätigen“, so Thelse Godewerth. Denn wie viele Stellen geschaffen werden können, hänge von der konkreten Auftragslage ab. Am Stammsitz in Friedrichshafen arbeiten derzeit rund 6000 Mitarbeiter, weltweit sind es 9500.
Zu den geplanten Investitionen sagte Stratmann: „Wir als Vorstand haben ein ureigenes Interesse daran, uns zukunftssicher aufzustellen. Daher investiere man in klassische Technologien ebenso wie in neue Lösungen.“ Zur Warnung des Betriebsrats, dass man blank dastehen werde, wenn große Bestellungen von Panzermotoren kommen, betonte Thelse Gedewerth: „Wir stehen bereit, um zusätzliche Aufträge der Bundesregierung zu bearbeiten.“ Man könne flexibel und schnell reagieren, die Produktionskapazitäten würden vorgehalten und Investitionen in Forschung und Entwicklung ebenso wie in Produktion und Fertigung fließen.