Montag 10.30 Uhr. Es ist beißend kalt. Dennoch haben sich etwa 4000 Beschäftigte von Rolls-Royce Power Systems (RRPS) versammelt, um Thomas Bittelmeyer zuzuhören. Der Betriebsratschef und seine Kollegen haben geladen, um ein Zeichen gegen Sparmaßnahmen des britischen Mutterkonzerns Rolls-Royce zu setzen. Der steckt in den roten Zahlen, der neue Chef Tufan Erginbilgic sprach kürzlich gar von einer ‚brennenden Plattform‘. Auch die Tochter RRPS soll daher ihren Beitrag leisten, um ihren strauchelnden Eigentümer zu stabilisieren. Bittelmeyer befürchtet mangelnde Investitionen in die Häfler Werke.
„Wir sind nahezu ausverkauft!“
„Wir haben das beste Ergebnis aller Zeiten“, ruft er den Beschäftigten zu. „Das liegt nicht an England, sondern an den Kollegen hier vor Ort!“ Dafür erntet er Applaus. Tatsächlich hat RRPS zuletzt glänzende Zahlen vorgelegt. Die Marke MTU produziert unter anderem Panzermotoren für den Leoparden, den Marder, den Puma. Angesichts der geopolitischen Lage rechnet man im Betrieb mit zahlreichen Aufträgen, der Umsatz könnte also steigen. Bittelmeyer: „Wir sind nahezu ausverkauft!“
Entlassungen werde es wegen der Sparpläne nicht geben, räumt der Betriebsratsrat ein. „Die kosten Geld – damit würde es weniger Cash für England geben.“ Allerdings zeige sich die mangelnde Investitionsbereitschaft bereits daran, dass es gar durch die Dächer der RRPS-Werke regne. „Wir haben einen Investitionsstau. Würde es hier stark zu schneien anfangen, hätte ich große Sorge, ob alle Dächer halten.“ Auf die Rückfrage, ob die Hallen noch dicht seien, schüttelt Bittelmeyer den Kopf. „Nein.“ Etwas ironisch fügt er an: Das Geld im Betrieb reiche maximal dafür aus, um Eimer zum Auffangen von Regenwasser zu kaufen. Das nötige Kapital für richtige Sanierungen fließe nach England.
Sprecher dementiert
Tatsächlich bestätigen auch andere Mitarbeiter, dass die Dächer undicht sind. Einer berichtet etwa, dass Wasser gar auf die Fertigungslinien tropfe – und Maschinen gefährde. Ein anderer spricht davon, er habe sich schon selbst einen Unterstand gebaut, um bei der Arbeit nicht nass zu werden. Ganz ernst dürfte er das nicht gemeint haben.
Doch ist es tatsächlich so schlimm? Ein Unternehmenssprecher, der ebenfalls vor Ort ist, sieht das anders. Zwar gibt er zu: „Die eine oder andere Halle ist sanierungsbedürftig.“ Doch von zu geringen Investitionen will er nichts hören. „Ziel ist es, das Unternehmen zukunftssicher aufzustellen. Wir können die Aufregung nicht verstehen.“ Es werde mehr Personal eingestellt, etwa für die Produktion fürs Militär. Zudem fließe Geld in Zukunftsprojekte, etwa in Batterie-Speicher oder Elektrolyse-Systeme. Dass es in Hallen regne, davon wisse er nichts. „Da müssen Sie das Gebäudemanagement fragen.“ Vielmehr investiere RRPS auch in die Bauten. Im Werk 2 fließe ein zweistelliger Millionenbetrag in die Montage- und Fertigungshallen. Auch am Standort Kluftern werde saniert.