Gegen 19.30 Uhr wird es in dieser Silvesternacht kurzzeitig lauter auf den Straßen: Zum einen fahren auf einmal mehr Autos, zum anderen hört man aus unterschiedlichen Richtungen den Klang von gezündeten Knallkörpern, zwei einsame Raketen steigen in den Himmel. Vereinzelt gehen Menschen auf den Straßen, die sich jedoch schnell wieder leeren.

Um 20 Uhr herrscht dann fast wieder Stille. Nur in manchen Hinterhöfen und hinter Hecken knallt es noch vereinzelt. Auf der Straße selbst sind lediglich wenige Taxis und Lieferdienste zu sehen. Erste Spuren, die typisch sind für eine Silvesternacht, sind in den leeren Straßen zu entdecken: da der Überrest einer Rakete, hier das knallrote Einwickelpapier eines Böllers.
Raketen bleiben vor Mitternacht die absolute Ausnahme. Und auch die Knallerei nimmt nicht die Ausmaße der Vorjahre an. In manchen Gegenden herrscht gar komplett Stille. Eine gute Gelegenheit für Hundehalter wie Silke Müller, den Vierbeiner noch einmal auszuführen. „Es ist wirklich viel ruhiger als in den Vorjahren: Ich wohne hier direkt in der Siedlung am Riedlewald und da hat man bis eben fast gar nichts gehört“, schildert sie, als sie Hündin Ella eine halbe Stunde vor Mitternacht ausführt.
„In den letzten Jahren wäre sie um diese Zeit auf gar keinen Fall nach draußen gegangen“, ergänzt Silke Müller. Solche Angst habe die kleine Hündin vor den lauten Geräuschen draußen. „Heute ist sie bisher ganz entspannt“, kommentiert Müller, während die Hündin kurz den Kopf wendet, als aus weiter Ferne ein Knall zu hören ist.

Der weitere Straßenzug bleibt leer und auch ein Blick in die Nebenstraßen offenbart: Die Menschen in Friedrichshafen halten sich offenbar an die verordnete Ausgangssperre.
Immer wieder herrscht komplette Stille; dann sind nicht einmal aus der Ferne Knallgeräusche zu hören. Es ist inzwischen 23.40 Uhr. Auch in der Fußgängerzone bricht niemand die Corona-Verordnung und so ist es hier ebenso menschenleer.

Vom Moleturm aus hört und sieht man vereinzelt Feuerwerkskörper auf der anderen Seeseite, in der Schweiz, den Himmel bunt färben, während dieser über Friedrichshafen weiterhin tiefschwarz bleibt. Erst direkt um Mitternacht beginnt dann ein kleines Feuerwerk über der Stadt.
Dabei scheinen die meisten, die hier Raketen in den Himmel schießen, tatsächlich lediglich die Restbestände aus dem Vorjahr aufzubrauchen. Denn oft kommt aus derselben Ecke nur mit viel zeitlichem Abstand die nächste bunte Lichtexplosion.

Dabei tönen die Kirchenglocken, die den Jahreswechsel feierlich einläuten, selbst kurz nach Mitternacht fast durchweg lauter als das Feuerwerk.
Böller scheinen allerdings doch vermehrt im Umlauf zu sein und so bietet sich im Licht der Straßenlaterne an mancher Straßenecke ein gewohntes Bild: Die Überreste der Böller liegen auf dem Boden.

Slavko Hohos führt Hund Jack spazieren, als eine halbe Stunde nach Mitternacht wieder Stille draußen herrscht. „Er hat noch ein bisschen Angst“, sagt er und deutet auf den kleinen Hund, der seinen Schwanz schützend nach unten biegt. Allerdings sei er in diesem Jahr deutlich ruhiger geblieben als in den Vorjahren: „Nur um Mitternacht hat er kurz gebellt, als die Böllerei losging. Das war sonst immer viel schlimmer.“ Hohos zeigt aber auch Verständnis dafür, dass trotz der Einschränkungen der Jahreswechsel mit Feuerwerk begangen wird: „Die Leute müssen auch mal feiern. Es ist jetzt schon so lange Lockdown.“
Der Neujahrsmorgen offenbart, dass sich auch das Böllerwerfen auf öffentlichen Straßen oder auf Privatgrundstücken deutlich reduziert hat. Selbst bei Tageslicht ist nur inselweise Abfall aus der Nacht zu finden. Die meisten Wohngegenden sehen so aufgeräumt aus wie vor dem Jahreswechsel.

In manchen Wohngegenden, wie in Windhag, muss man sogar ganz genau hinsehen, um überhaupt eine Spur von der Silvesternacht entdecken zu können.