Seit Andreas Brand im März sein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Amt verkündet hat, war spekuliert worden, wer als neuer Oberbürgermeister oder neue Oberbürgermeisterin für Friedrichshafen kandidiert, wer sich als Erster oder Erste aus der Deckung wagt. Jetzt ist das Rätsel gelüftet. Ein in der Bodenseeregion bekannter Kandidat hat seinen Hut in den Ring geworfen. Simon Blümcke kündigte am Donnerstag in einer Mitteilung an: „Ich möchte in Friedrichshafen Oberbürgermeister werden.“ Amtsinhaber Brand wird nicht noch einmal kandidieren, hört sieben Monate früher auf als geplant und tritt am 31. Oktober vorzeitig in den Ruhestand.
Simon Blümcke (Jahrgang 1974) ist seit 2015 Erster Bürgermeister in Ravensburg. Zuvor war er zwölf Jahre Rathauschef der Bodenseegemeinde Hagnau, von 2003 bis 2015. Bei seiner Wiederwahl 2011 hatten stolze 95,71 Prozent der Hagnauer für ihn gestimmt. Jetzt die Kandidatur für den höchsten Posten in Friedrichshafen. „Was ich in einer Reihe von persönlichen Gesprächen bereits ausgesprochen habe, mache ich heute öffentlich: Ich möchte Oberbürgermeister in Friedrichshafen werden. Bei der Wahl am 29. September werde ich als unabhängiger und parteiloser Kandidat antreten“, teilt er am 16. Mai mit. Vor dieser OB-Wahl im Spätsommer stehen aber noch die für Friedrichshafen wichtigen Kommunalwahlen am 9. Juni an. Das sei auch der Grund, warum er seine Kandidatur bereits zu diesem frühen Zeitpunkt öffentlich mache.

Zunächst keine Termine vor Ort
Weiter erklärt er: „Ich möchte nicht, dass in den Wochen bis zur Kommunalwahl Gerüchte über meine Ambitionen kursieren und möglicherweise von anderen Themen ablenken.“ Vielmehr wolle er, dass sich in der nächsten Zeit jedes Interesse und alle Aufmerksamkeit auf diese Kommunalwahlen und die Bewerberinnen und Bewerber fokussiere. „Ich werde mich aus diesem Grund in den kommenden Wochen nicht weiter öffentlich positionieren und auch keine Termine vor Ort anbieten. Im Anschluss an die Kommunal- und Europawahlen ist bis zum Wahltag am 29. September noch Zeit“, betont Blümcke.
Warum OB in Friedrichshafen?
„Ich bin mit dem See und der Region seit 20 Jahren eng verbunden – auch mit der Kommunalpolitik“, sagt er am Telefon über seine Kandidatur in Friedrichshafen und fügt hinzu: „Das prägt einen.“ Was ihn gefreut und gleichzeitig überrascht habe, war, wie viele Menschen nach der Erklärung von Andreas Brand, nicht wieder kandidieren zu wollen, auf ihn zugekommen seien. Darunter nicht nur Honoratioren, sondern auch viele Menschen aus der Stadtgesellschaft. Er habe lange über eine Kandidatur nachgedacht und etliche Gespräche geführt, bis er zur Entscheidung gekommen sei, seinen Hut in den Ring zu werfen.
Friedrichshafen ist für ihn die „spannendste Stadt, die ich kenne“. Es gibt unheimlich viele Vereine, die Lage, die Bedeutung als Wirtschaftsstandort, die engagierte Stadtgesellschaft, zählt er nur einige Beispiele auf. Für ihn sei ein Ort nur dann wirklich reizvoll, wenn im Zusammenspiel mit den Bürgern vor Ort etwas passiert, man gemeinsam etwas entwickelt. Das sieht er in der größten Stadt des Bodenseekreises gegeben.
Auf die Herausforderungen und Krisenfälle angesprochen, die einen neuen OB in Friedrichshafen erwarten, meint er: „Ganz Deutschland steckt mitten in der Transformation.“ Hinzu kämen Konflikte und Kriege in der Welt. Herausforderungen warteten im Grunde überall. Für ihn sind diese dazu da, „angegangen zu werden“. Er selbst sei in seinem Berufsleben schon mit vielen Herausforderungen konfrontiert worden. Gemeinsam mit den Bürgern und dem Gemeinderat gelte es, Lösungen zu finden. Das sei ihm in der Vergangenheit oft genug gelungen.
Am 29. Juni wird er Bewerbungsunterlagen einreichen
Blümcke wird eigenen Angaben zufolge seine Kandidatur 100 Tage vor der Oberbürgermeisterwahl, am 21. Juni, öffentlich erläutern. „Dann werde ich mich in der Stadt vorstellen und freue mich darauf, die Häflerinnen und Häfler kennenzulernen“, sagt er. Am 29. Juni werde er dann seine Bewerbungsunterlagen im Rathaus einreichen. Besonders freue er sich auf die vielen Gespräche und Begegnungen in den folgenden Wochen und Monaten mit den Bürgern. Seine Mitteilung schließt er mit der Bitte zur Kommunalwahl: „Bleiben Sie der Demokratie gewogen und machen Sie am 9. Juni von Ihrem Wahlrecht Gebrauch.“
OB-Wahl findet am 29. September statt
Die Oberbürgermeisterwahl findet am 29. September statt. Dann werden rund 46.000 Wahlberechtigte über die Nachfolge von OB Brand entscheiden. Der Termin für eine Stichwahl wäre zwei Wochen später, also am 13. Oktober. Der Posten wird am 29. Juni ausgeschrieben und die Wahl vier Wochen später öffentlich bekannt gemacht. Bewerber haben bis 2. September Zeit, ihre Unterlagen einzureichen. Am 23. September findet die öffentliche Vorstellung der OB-Kandidaten statt.