Es ist Tag 204 der Lauf-Aktion „Armut eine Stimme geben“ von Feuerwehrmann Kai Eichler. Sein Ziel ist es, ein Jahr lang täglich eine Stunde in Schutzausrüstung öffentlich zu laufen – um so auf die Situation von wohnungslosen Menschen aufmerksam zu machen. Aber heute ist es anders, er läuft auf einem Band am Bahnhof in Friedrichshafen, gleich hinter der Bahnhofsmission. Dort klopfen immer mehr Menschen an, um eine Tasse Kaffee zu bekommen.

„Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Diakonin und Sozialarbeiterin Angelika Zanzinger. Sie leitet die Mission seit zwei Monaten und weiß, dass viele wohnsitzlose Menschen unter den Hilfesuchenden sind. Manchmal, aber nicht allzu oft, kommt jemand und bringt Kaffee vorbei. „Das ist besonders schön“, sagt die Diakonin. „An Weihnachten haben uns ein paar Frauen sogar selbst gemachte Socken, Mützen und Schals gebracht“, erzählt Peter Reiser. Er ist seit 2009 ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission in Friedrichshafen tätig und glüht wie am ersten Tag dafür, etwas für hilfesuchende Mitmenschen zu tun.

Was Kai Eichler macht, findet er spitze, er sei ein Held. Längst wisse nicht jeder, dass und wo es die Bahnhofsmission gibt. Auch Diakonin Zanzinger schätzt die wertvolle Außenwirkung. Für Kai Eichler dagegen ist der Marsch mit Ausrüstung quasi Alltag. Früher hat er Rekorde aufgestellt, heute bringt er Passanten auf diese Weise sein Herzensthema näher. Die wahren Helden seien die Helfer in der Mission, sagt er und wird nicht müde, zu erklären, dass jeder Mensch Respekt verdiene – auch wenn er auf der Straße sitze.

„Es muss nicht immer Geld sein, man kann die Leute auch einfach nett ansprechen“, sagt er. Seit 10 Uhr läuft Eichler an diesem Samstag auf dem Band, das er aus dem Sportraum von Rolls Royce Power Systems ausleihen durfte. Seine Kameraden der Werksfeuerwehr haben es ihm mit dem LKW gebracht. Bis 16 Uhr wird er noch durchhalten, in Handykameras lächeln und über Armut in Deutschland sprechen.