Die Idee, ein Kulturhaus aufzubauen, bewegte Claus-Michael Haydt bereits zuvor. „Ich hatte schon fünf Projektoren aus Berlin organisiert gehabt. Unter den Linden, im damaligen deutsch-sowjetischen Freundschafts-Haus, hatten wir 35-Millimeter-Projektoren aufgetan“, schildert er. Und als 1993 das Cinéma, das französische Kino, nach dem Abzug der Franzosen aufgelöst wurde, habe er dort die Möglichkeit bekommen, die Kinosessel auszubauen. „Und obendrein gab es dann am Fallenbrunnen die Möglichkeit, die Materialien und Stühle einzulagern“, so Haydt.

Schon mit 16 Jahren habe er in Langenargen eine Theatergruppe aufgebaut. „Und dann war da diese Idee, ein eigenes Kulturzentrum oder auch erst einmal ein eigenes Theater, also eine Spielstätte zu gründen.“ Eine Idee, die er später mit Frank Przybilla teilte. Gemeinsam beschafften sie die Kinomaterialien und lagerten sie zunächst ein.

Lager im Gebäude mit der Nummer 1
Vor dem Kulturhaus deutet Haydt auf eine Stelle, an der einst Pförtnerhäuschen stand. Ein Tor verschloss den Zugang zum Gelände von der Glärnischstraße aus kommend.
„Es ist eigentlich schade, dass so viel abgerissen wurde“, kommentiert Haydt. „Ich finde es wichtig, an die Geschichte des Ortes zu erinnern.“ Immerhin eine blaue Tafel erinnert an die Vergangenheit als Flak-Kaserne, die später vom französischen Militär übernommen wurde. Doch zurück zur Gründung des Kulturhauses.
Przybilla und Haydt kamen öfter ins Gebäude mit der Hausnummer 1. Das war ganz legal: Hier hatten sie die Materialien eingelagert. Dann fingen sie an, die Gegend genauer zu erkunden. Einfach sei das nicht gewesen, schildert Haydt. Nicht nur das Tor habe es damals gegeben, sondern auch einen Wachmann, der einmal die Stunde vorbeigekommen sei. „Wenn man Pech hatte, musste man also lange warten.“ Gleichzeitig sei so aber auch die Chance für ihre Erkundungstour da gewesen.
„Wir waren so ergriffen und begeistert“
„In einer wunderschönen Sternennacht haben wir uns auf die Suche gemacht auf diesem Gelände, was es sonst noch gibt und sind hier auf die Nummer 17 gestoßen“, schildert Haydt. „Ganz illegalerweise“ seien sie dort, wo nun das Theater Atrium ist, durch ein Fenster eingestiegen und durch die Räume gelaufen. „Und wir waren so ergriffen und begeistert hiervon, dass wir gesagt haben: ‚Hier muss etwas passieren.‘“
Mit dieser Nacht-und-Nebel-Aktion wurden die Pläne für ein eigenes Kulturhaus konkreter. Zunächst war aber noch ein Kampf durchzustehen. Ihre erste Station sei das Bundesverwaltungsamt gewesen, um eine Genehmigung für die Gebäudenutzung einzuholen, sagt Haydt. Dort hätten sie schnell Unterstützung erhalten, aber von der nächsten Hürde erfahren: Die Stadt hatte den Generalmietvertrag für das gesamte Gelände.


„Daher mussten wir dann auch den Gemeinderat von uns überzeugen“, erzählt Haydt. Einfach sei das nicht gewesen. Schließlich habe man ja gar nicht gewusst, was er und sein Freund Frank Przybilla genau vorhaben und was dann tatsächlich passieren würde.
Erst als diese organisatorischen und rechtlichen Hürden geschafft waren, ging die eigentliche Arbeit an der Kulturstätte los. Heute sind Haydt und Przybilla die beiden Geschäftsführer einer gemeinnützigen GmbH, die das Kulturhaus in der Nummer 17 betreibt. Gefördert wird das Projekt unter anderem von der Stadt Friedrichshafen und dem Land Baden-Württemberg. Die Zweifel von einst scheinen nun weit weg zu sein.