Wo bringe ich mein Kind zur Welt? Das ist eine der wichtigsten Fragen, die sich Schwangere stellen. Doch selbst solch eine Entscheidung lässt sich mitten in einer Pandemie nicht mehr unbedingt in die Tat umsetzen.
Erstens kommt es anders...
Diese Erfahrung mussten dieser Tage nicht nur drei Frauen, sondern auch das Klinikum Friedrichshafen machen. Hier wurden binnen weniger Tage drei Babys geboren, die ganz woanders auf die Welt kommen sollten: im 100 Kilometer entfernten Villingen-Schwennigen, in Tuttlingen – 70 Kilometer weit weg – und im bayrischen Lindau.
„Die Geburt ist immer noch ein biologischer Prozess, der sich schlecht bis ins letzte Detail planen lässt“, sagt Maximilian Bosch. Er leitet das zentrale Aufnahme- und Belegungsmanagements beim Medizin Campus Bodensee und muss derzeit oft schauen, ob es freie Betten im Krankenhaus gibt – auch auf der Wöchnerinnen-Station im Mutter-Kind-Zentrum. Die ist seit Monaten dauerhaft hoch ausgelastet. „Wir haben in diesem Jahr so viele Geburten wie in den zwei Jahren vorher nicht“, erzählt er. Auch das sei ein Corona-Effekt. „Nicht nur Klopapier und Nudeln, auch Verhütungsmittel wurden in der ersten Welle knapp.“
Doch die Pandemie bringt Krankenhäuser noch an ganz andere Grenzen. So war im Schwarzwald-Baar-Klinikum die Corona-Station vor wenigen Tagen so voll, dass für eine mit Covid-19-infizierte Schwangere kurz vor der Niederkunft kein Platz mehr war. Bei der jungen Frau aus Lindau war der PCR-Test zwar negativ. Trotzdem nahm sie das Krankenhaus dort nicht auf, weil sie Kontakte zu Infizierten hatte und der Verdacht bestand, dass die Krankheit auch bei ihr ausbrechen könnte. Ähnlich war der Fall der werdenden Mutter in Tuttlingen gelagert.

Und so bekam das Klinikum Friedrichshafen erstmals Anfragen, ob man diese Frauen quasi hilfsweise aufnehmen könne. „Bisher mussten wir noch keinen Covid-19-Patienten abweisen“, ist Maximilian Bosch auch froh darüber, den Schwangeren ein „sicheres Plätzchen“ für die Geburt und die Nachsorge anbieten zu könne. Die Frauen bekamen ein isoliertes Zimmer. Das klappt räumlich gut, weil eine Corona-Station im Klinikum ans Mutter-Kind-Zentrum grenzt.
Die Kinder kamen letztlich per Kaiserschnitt zur Welt. Auch wenn das Klinikum derzeit viele Eingriffe und Operationen verschieben muss: „Die OP-Kapazitäten für Sectios werden nicht reduziert. Wir wollen die bestmögliche Versorgung für Schwangere auch in der Pandemie“, sagt Maximilian Bosch.