Keine Dividende für die Zeppelin-Stiftung? Weil die ZF im Jahr 2020 ein Minus nach Steuern von 741 Millionen Euro in der Bilanz stehen hatte, schüttete der Stiftungskonzern erstmals nach vielen Jahren keinen Gewinn aus. Dabei hatte sich die Stadt erst 2017 fortan 18 Prozent des Jahresüberschusses gesichert. Bis dahin gab es jährlich 50 Millionen Dividende – egal, ob die Geschäfte bei ZF gut oder schlecht liefen.

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Schon 2018 zahlte sich die neue Regelung aus: 60 Millionen Euro schüttete ZF aus. Und für das Rekordjahr 2019 zahlte das Unternehmen stolze 163 Millionen Euro an die Stadt – so viel wie noch nie. Davon ging aber nur rund die Hälfte direkt an die Stiftung. Die andere floss in die neu gegründete Ferdinand gGmbH. Hier wird das Geld gebunkert, das die Stiftung nicht für den laufenden Betrieb braucht.

OB Andreas Brand mit einem Sparschwein. Ein Teil der Dividende von ZF fließt seit 2018 in die Ferdinand gGmbH (Archivbild)
OB Andreas Brand mit einem Sparschwein. Ein Teil der Dividende von ZF fließt seit 2018 in die Ferdinand gGmbH (Archivbild) | Bild: Mommsen, Kerstin

Zwei „Sparschweine“ für die Stiftung

Nach Angaben des Rathauses lagern aktuell rund 160 Millionen Euro in diesem „Sparschwein“. Eine Milliarde sollen es binnen zehn Jahren werden, gab Oberbürgermeister Andreas Brand bei der Gründung der Ferdinand gGmbH zur Zielmarke aus. Die Stiftung selbst verfügt laut Plan Ende dieses Jahres über Rücklagen von 238 Millionen Euro – obwohl im letzten Jahr das ZF-Dividenden-Loch zu stopfen war.

Jedem Häfler gehören quasi rund 22 000 Euro des Stiftungsvermögens

Doch selbst diese Summen klingen niedlich, wenn der Wert der Zeppelin-Stiftung insgesamt ins Spiel kommt: 1,366 Milliarden Euro standen in der doppischen Eröffnungsbilanz zum Stichtag 1. Januar 2019. Umgerechnet auf alle Einwohner der Stadt gehören faktisch jedem Häfler rund 22 000 Euro am Stiftungsvermögen. Allein das Finanzvolumen wurde mit 1,24 Milliarden Euro ausgewiesen. Dabei ist dieser Wert nur ein rechnerischer: Allein ZF dürfte einen Marktwert im zweistelligen Milliardenbereich haben. Der Buchwert liegt bei „nur“ 831 Millionen Euro.

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Diese schwindelerregenden Zahlen machen deutlich, dass die Stiftung mindestes ein Jahr ohne ZF-Dividende gut um die Runden kommt – zumal die Zeppelin GmbH mit ihrem Gewinnanteil im vergangenen Jahr 15,2 Millionen Euro an Einnahmen beisteuerte. In diesem und nächstem Jahr rechnet die Stadt wieder mit Erträgen von 85 Millionen Euro „plus“. Anfang März wird ZF über das Geschäftsergebnis im vergangenen Jahr berichten.

Bild 2: Was die Stadt Friedrichshafen mit ihrem Milliarden-Vermögen aus Stiftungsgeldern macht
Bild: Schönlein, Ute

Soviel braucht die Stiftung auch pro Jahr, um alle Einrichtungen zu betreiben, die über den „Sonderhaushalt“ der Stadt finanziert werden. Im Haushaltsplan ist genau aufgelistet, wie hoch die Zuschüsse sind.

Ohne die Stiftung müsste Friedrichshafen in diesem Jahr rund 28 Millionen Euro allein für den Betrieb der Kitas sowie Kinder- und Jugendtreffs aus dem städtischen Haushalt bezahlen – mit Abstand der größte Posten.

11,7 Millionen Euro sind für Kunst und Kultur reserviert. Allerdings fließt der Großteil davon zurück in städtische Einrichtungen: in den Betrieb des Graf-Zeppelin-Hauses (5,2 Millionen Euro), ins Zeppelin- und Schulmuseum (2,8 Mio. Euro) oder in die Veranstaltungen des städtischen Kulturbüros (3,1 Mio. Euro).

Die Zeppelin-Universität, hier der Campus im Fallenbrunnen, wird jährlich mit über 8 Millionen Euro gefördert.
Die Zeppelin-Universität, hier der Campus im Fallenbrunnen, wird jährlich mit über 8 Millionen Euro gefördert. | Bild: Wieland, Fabiane

Enorm gewachsen ist das Budget für die Förderung der Zeppelin-Universität. 2019 flossen noch 1,8 Millionen Euro in die private Hochschule. In diesem Jahr sind es – genau wie 2021 – 8,9 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Wissenswerkstatt für junge Forscher aus den Schulen erhält einen Zuschuss von 227 000 Euro.

Zu den Einrichtungen für „Bildung und Erziehung“ zählen das Medienhaus samt Ortsbüchereien (2,8 Mio. Euro) und die Musik- und die Volkshochschule (jeweils 1,5 Mio. Euro) mit dem höchsten Zuschussbedarf. Der Gesamtetat liegt bei rund 6 Millionen Euro.

Auch das Klinikum bekommt Zuschüsse

Das Klinikum Friedrichshafen verbuchte mit Betriebskosten-Zuschüssen von 8,6 Millionen Euro im vergangenen Jahr mit den größten Einzelposten. In diesem Jahr sind im Haushalt 3,8 Millionen Euro vorgesehen, doch dieser Betrag wird nicht ausreichen. Am 21. Februar soll der Gemeinderat zusätzlich 4 Millionen Euro bewilligen, um hauptsächlich die Corona-Folgen im Häfler Krankenhaus zu finanzieren.

Mit der Eröffnung des neuen Sportbads haben sich auch die Betriebskosten für die Bäder in der Stadt erhöht.
Mit der Eröffnung des neuen Sportbads haben sich auch die Betriebskosten für die Bäder in der Stadt erhöht. | Bild: DLRG, Patrik Gleich

Mit rund 6 Millionen Euro ist der Sport-Etat im Stiftungshaushalt ausgestattet. Allein fürs Sportbad wird ein Zuschuss von 3,4 Millionen Euro für den Betrieb gebraucht; fürs Frei- und Seebad sind es knapp eine Million Euro. Vor drei Jahren zählten die Bäder noch zur Sparte „öffentliches Gesundheitswesen“. Da lag der Etat bei knapp 3 Millionen Euro. Für die Sportförderung in der Stadt sind in diesem Jahr erneut 1,5 Millionen Euro eingeplant.

Kräftig angewachsen ist auch der Betriebskosten-Zuschuss für das Karl-Olga-Haus, der in diesem Jahr 2,6 Millionen Euro beträgt. Vor drei Jahren waren 400 000 Euro verbucht.

ZF-Arena: Zuschüsse zum laufenden Betrieb

Obwohl die ZF-Arena seit Oktober 2020 geschlossen ist, sind für die beiden Folgejahre Zuschüsse zum laufenden Betrieb von jeweils rund 400 000 Euro veranschlagt. 2019 standen hier lediglich 80 600 Euro zu Buche. Ordentlich angestiegen sind auch die Posten für die Verwaltung der Gebäude, die im Stiftungshaushalt finanziert werden. Im Vergleich zu knapp 70 000 Euro, die 2019 eingeplant waren, nehmen sich 1,1 Millionen in diesem Jahr als üppige Steigerung aus.

Vergleichsweise gering ist der Posten für mildtätige Zwecke. Mit knapp 1,1 Millionen Euro pro Jahr werden soziale Vergünstigungen und Hilfen für Menschen in Not aus dem Stiftungshaushalt gezahlt. Mehr als doppelt so hoch ist nach Angaben der Stadt der Zuschussbedarf für die Verwaltung der Stiftung selbst, zu dem auch der Stiftungsrat gehört. Kostenpunkt: 2,6 Millionen Euro.

Rekordzuschuss von knapp 74 Millionen Euro

Damit summiert sich der Zuschussbedarf für alle Stiftungs-Einrichtungen in diesem Jahr auf 73,6 Millionen Euro – ein Rekordwert. Im Vergleichsjahr 2019 waren es noch 49,1 Millionen Euro, also rund ein Drittel weniger. Laut Haushaltsplan ist dieser Zuschussbedarf seit 1990 – damals reichten 6,1 Millionen Euro – kontinuierlich angestiegen.

Doch warum ist das so? Zum Einen wurden städtische Einrichtungen wie Stadtbücherei/Medienhaus oder die Musikschule in den Stiftungshaushalt übertragen. Seit Änderung der Stiftungssatzung 2007 werden auch die Kitas über die Stiftung finanziert. Dies sei seither „eine zentrale Aufgabe der Zeppelin-Stiftung“, die allerdings jede andere Stadt über ihren regulären Haushalt abwickeln muss. Und: „In den letzten Jahren kamen auch höhere laufende Zuschüsse dazu“, so für das Zeppelin-Museum, die Zeppelin-Uni oder das Krankenhaus, nimmt das Rathaus Stellung.