Donnerstag, 17 Uhr: Während eine Blechlawine an Pendlern im Berufsverkehr über die B31-neu gen Überlingen vielerorts mehr stockt als rollt, fährt ein einsamer Kleinwagen die Zeppelinstraße in Fischbach entlang. Von der Hektik vergangener Tage ist auf der Ortsdurchfahrt des Friedrichshafener Stadtteils kaum noch etwas zu spüren.

Noch vor wenigen Jahren ein gewohnter Anblick in Fischbach: Der Verkehr auf der B31 staut sich 2020 nach einem Unfall durch den ganzen Ort.
Noch vor wenigen Jahren ein gewohnter Anblick in Fischbach: Der Verkehr auf der B31 staut sich 2020 nach einem Unfall durch den ganzen Ort. | Bild: Lena Reiner I SK-Archiv

Bis 2021 verlief dort nämlich die alte Strecke der Bundesstraße. Ständiger Motorenlärm, ein Lastwagen nach dem anderen, Staus sowie Gefahren für Radfahrer und Fußgänger gehörten lange Zeit zum Leben der Anwohner von Fischbach.

ADFC will mehr Platz für Radfahrer

Das neue Bild von der deutlich weniger befahrenen Straße sorgt nun ausgerechnet beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) für Ärger. Dieser stört sich an den Überbleibseln der B31. Für Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des Bodenseekreises beim ADFC, ist die Ortsdurchfahrt überdimensioniert und sollte mehr für Fahrradfahrer und Fußgänger genutzt werden. „Ich weiß nicht, warum die Stadt nichts macht“, sagt Glatthaar.

Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des Bodenseekreises beim ADFC.
Bernhard Glatthaar, Kreisvorsitzender des Bodenseekreises beim ADFC. | Bild: Lisa Sperlich

Vor allem die Zeppelinstraße mit ihrer langen Abbiegespur in der Mitte haben die Radfahrer ins Auge gefasst. Eine Fahrbahn brauche für den neuen Verkehr laut Glatthaar nur 3,25 Meter Breite. Außerdem sei die mittlere der drei Spuren unnötig geworden und ein Teil der Straße könne zum Radweg umfunktioniert werden. Auch am Donnerstagabend zeigt sich: Die langen Abbiegestreifen auf der Zeppelinstraße werden von Autofahrern in beiden Richtungen kaum genutzt.

Umgestaltung hat für Stadt keine Priorität

Neu ist das Thema nicht. Auch der Gemeinderat wollte die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Fischbach schon 2021 in Angriff nehmen. Doch die Stadt dämpfte früh die Erwartungen. Grund damals wie heute: es fehle das Geld. Andere Dinge haben „aufgrund der Finanzsituation, aber auch personeller Kapazitäten Vorrang“, erklärt Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt, auf Anfrage.

Bernhard Glatthaar lässt diese Erklärung nicht gelten. Er sieht keinen Grund dafür, dass etwa die neue Nutzung von Fahrbahnen oder kleinere Maßnahmen, wie das Herabsenken von Bordsteinen, nicht möglich seien. „Provisorien sind oft nicht so teuer, dass es ein großes Kostenthema ist. Sie sind kein Hexenwerk, wenn sie Priorität haben. Aber die hat der Radverkehr in Fischbach offenbar nicht“, sagt Glatthaar.

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Konkrete Pläne gibt es nicht

Dass die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt Fischbach auf der Prioritätenliste nicht ganz oben steht, gibt die Stadt selbst zu. Untergehen soll die Angelegenheit im Friedrichshafener Rathaus jedoch nicht. Einige „temporäre Maßnahmen“ könnten noch in diesem Jahr in Angriff genommen werden: „Aktuell planen wir eine Umsetzung der temporären Maßnahmen, vorwiegend Markierungsarbeiten, für Ende 2024“, sagt Monika Blank. Aber eben nur, wenn für die Stadt wichtigere Themen bis dahin erledigt sind.

„Nur ein paar Markierungen würden nicht ausreichen“, sagt Bernhard Glatthaar. Auch Bordsteine müssen abgesenkt werden. Ihn stört, dass immer noch keine klaren Pläne für die Umgestaltung existieren. Auch laut Stadt handelt es sich nur um Maßnahmen im Vorentwurf. Für Glatthaar bleibt der Stillstand unverständlich: „Sowas plant man eigentlich ein Jahr, bevor die neue Straße fertig wird.“