In einer dürren Pressemitteilung verkündet die ZF Friedrichshafen AG den erneuten Abgang eines hochrangigen Managers. Schon zum 1. Oktober verlässt der bisherige Vertriebschef Matthias Benz das Unternehmen. Er gehe „auf eigenen Wunsch, um seine Karriere außerhalb des ZF-Konzerns fortzusetzen“, heißt es in der Mitteilung. Sein Nachfolger ist Michael Neumann, der die Vertriebsleitung bei ZF bereits am 1. September übernommen hat. Neumann war ZF-Angaben zufolge zuletzt Vertriebschef bei Delphi Technologies und Geschäftsführer der Delphi Powertrain Systems Germany GmbH.

Wichtige Führungskräfte gehen von Bord
Damit setzt sich erneut das Personalkarussell in Bewegung, dass sich im vergangenen Jahr immer schneller zu drehen scheint. Vier Topmanager, darunter drei Divisionsleiter haben in den vergangenen Monaten hingeworfen. Pikant: Sie alle sind – so heißt es aus bestens unterrichten Kreisen – Mitglieder des sogenannten „Global Executive Teams“, das aus zehn Personen besteht, und direkt unter dem ZF-Vorstand angesiedelt ist.
Drei Divisionsleiter, ein Standortleiter und ein Vertriebschef gehen auf eigenen Wunsch
Michael Büchsner, ehemaliger Divisionsleiter Passive Safety, ging im Oktober 2019. Er wechselte als CEO zum Autozulieferer Stabilus. Ihm folgte im April 2020 der Divisionsleiter Industrietechnik, Klaus Geissdörfer. Für Schlagzeilen sorgte auch der Abgang des Divisionsleiters für E-Mobilität, Jörg Grotendorst, im März 2020, der mittlerweile im Vorstand von Rheinmetall sitzt.
Auch Dirk Hanenberg, Standortleiter am Friedrichshafener Stammsitz der ZF und Produktionsverantwortlicher für die Nutzfahrzeug-Sparte, verließ im September 2019 nach einer offen ausgetragenen Meinungsverschiedenheit mit ZF-Chef Scheider das Unternehmen. Aus gut informierten Kreisen ist zu hören, dass zwei weitere Mitglieder des Global Executive Teams „auf dem Absprung“ seien.
Ein ZF-Sprecher äußert sich auf Nachfrage dieser Zeitung zur Personalie Matthias Benz: „Im ZF-Konzern mit weltweit 160 000 Mitarbeitern gibt es auch bei den Führungskräften bis hin zum Top Management eine Vielzahl an handelnden Personen. Auf allen Ebenen ist die Fluktuation nicht ausgeprägter als in anderen Unternehmen ähnlicher Größe. Der in den vergangenen Jahren größer gewordene Bekanntheitsgrad von ZF weckt Begehrlichkeiten, mit attraktiven Karrierechancen Führungskräfte von ZF abzuwerben. Den Wunsch, sich persönlich weiter zu entwickeln und neue Karrierepfade zu gehen, respektiert ZF. Wie zuletzt obliegt es auch im Fall des scheidenden ZF-Vertriebschefs dem aufnehmenden Unternehmen, seine neue Position zu verkünden.
Steter Wechsel in Top-Positionen
Seit dem durch die ZF-Eigner – die Zeppelin-Stiftung der Stadt Stadt Friedrichshafen – erzwungenen Abgang von Ex-ZF-Chef Stefan Sommer scheint es demnach in der ZF-Top-Etage einige Unruhe zu geben. Schon nach dem Rückzug Stefan Sommers hatten sich 2018 der damalige Personalchef und Arbeitsdirektor Jürgen Holeksa sowie Vertriebsvorstand Peter Lake zurückgezogen. Auch im Aufsichtsrat kam es zu Neubesetzungen. Im Zuge der Verwicklungen in den Abgasskandal trennte sich ZF zudem von mehreren Konzernforschern. So mussten der langjährige Entwicklungschef Harald Naunheimer sowie der Leiter der Pkw-Getriebeentwicklung Jürgen Greiner ihren Hut nehmen.