Zwei Mal hat der Gemeinderat von Friedrichshafen gegen ein potenzielles Gewebegebiet in Hirschlatt gestimmt. Ohne Erfolg: Im neuen Regionalplan für die Region Bodensee-Oberschwaben ist die 30 Hektar große Fläche nun als „Schwerpunkt für Industrie und Gewerbe“ ausgewiesen. Das heißt, dass die Stadt auf diesem Areal zwischen Messe und der Ortschaft Baurecht schaffen könnte – obwohl sie das erklärtermaßen nicht will.

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Allerdings ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. In seiner jüngsten Stellungnahme weist das Ministerium für Landesentwicklung darauf hin, dass dieses Areal in Hirschlatt vorerst nicht mit einer Vorgabe im Landesentwicklungsplan übereinstimmt. Der legt fest, dass eine Anbindung ans überregionale Verkehrsnetz da sein muss. Zwar soll die künftige Trasse der B 30 nach Ravensburg hier entlang führen, doch aktuell fehlt der Anschluss.

Anbindung ans Verkehrsnetz fehlt

Aus diesem Grund hatte der Regionalverband bereits im Januar ein sogenanntes Zielabweichungsverfahren auf den Weg gebracht. Hier prüft das Regierungspräsidium (RP) Tübingen, ob das Gewerbegebiet Hirschlatt sowie drei weitere in Leutkirch, Kißlegg und Pfullendorf trotz fehlender Anbindung ausgewiesen werden können. Dieses Verfahren sei noch nicht abgeschlossen, stellte das Ministerium in seiner Stellungnahme fest. Und: Gibt das RP kein grünes Licht, behalte sich Stuttgart „die Herausnahme einzelner Gebiete“ aus dem Regionalplan vor. Mit anderen Worten: Dann kippt das Ministerium die Entscheidung des Regionalverbands.

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Eine Herausnahme der Potenzialfläche in Hirschlatt würde die künftige Gewerbeentwicklung im Bodenseekreis zusätzlich beschränken, sagte Landrat Lothar Wölfle in der Verbandssitzung am vergangenen Freitag. Hier sei „gerade mal noch die Hälfte der Bedarfsflächen“ im Plan. Aktuell stünden noch 120 Hektar Vorrangfläche und 75 Hektar für die kommunale Gewerbeentwicklung im Kreisgebiet zur Verfügung, führte Rainer Bauerle vom Regionalverband aus. Der Bedarf bis zum Jahr 2035 wird auf mindestens 225 Hektar taxiert. Die im Regionalplan ursprünglich vorgesehenen Gewerbestandorte in Kressbronn und Uhldingen wurden bereits gestrichen. Hirschlatt sei „ein wichtiger Standort“, so Bauerle.

Gewerbeflächen-Dialog angeschoben

Die Knappheit zwinge dazu, mit vorhandenen Gewerbeflächen anders umzugehen, führte Wölfle in der Verbandsversammlung aus. So hat die Wirtschaftsförderung Bodenseekreis ganz aktuell zum „Gewerbeflächen-Dialog“ am 23. Juli eingeladen. Hier sollen Gemeinde- und Kreisräte, Rathaus-Mitarbeiter sowie aus der Bau- und Immobilienwirtschaft informiert und inspiriert werden, welche flächensparenden Kompromisslösungen gibt. „Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass künftige Gewerbegebiete und Gewerbebauten noch so aussehen wie die der Vergangenheit“, wird Geschäftsführer Benedikt Otte in einer Pressemitteilung zitiert. Zukunftsweisende Beispiele gebe es, über die diskutiert werden sollte.