Nur noch bis zur Neuwahl der Bodensee-Weinprinzessin am Weinfest-Freitag darf Angela Staneker sich mit diesem Titel schmücken. Dann muss sie auf dem Meersburger Weinfest die Insignien ihres Amts, die Krone und die Kette mit dem Weinblatt, an ihre Nachfolgerin abgeben. Ein Jahr war die Hagnauerin, die Botschafterin für den Wein der Bodenseeregion.

„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt sie im Wohnzimmer des elterlichen Bucherhofs. Das Jahr habe ihr super viel Spaß gemacht und so tue es auch ein wenig weh aufzuhören, erklärt sie. „Aber ich habe gerade Abitur gemacht und möchte für mich rausfinden, wie es weitergeht.“ So wolle sie erst einmal etwas jobben und im Winter mit einer Freundin nach Asien fliegen. Im nächsten Jahr wolle sie dann studieren, eventuell Public Management, aber das sei noch flexibel.

19-Jährige schwärmt von ihrer Amtszeit

Gefragt nach dem zurückliegenden Jahr, gerät die junge Frau ins Schwärmen. „Ich habe Erfahrungen gemacht, zu denen ich sonst nie Zugang gehabt hätte“, erzählt die Winzertochter. Sie habe viele nette Menschen kennengelernt, habe allein schon vom Zuhören viele Erfahrungen gesammelt und habe auch gelernt vor einer großen Menschenmenge zu reden. „Ich bin eigentlich ein ruhiger Mensch und bin so über mich hinausgewachsen“, erklärt die 19-Jährige. Neben dem Kontakt zu regionalen Winzern habe sie viele Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete kennengelernt.

Einer ihrer Auftritte fand in Berlin im Bundesministerium für Digitales und Verkehr statt. Dorthin fuhr sie mit der Verkehrsinitiative zum B31-Umbau. Sie habe dort aber kein politisches Statement abgegeben, sondern nur den Bodenseewein und dessen Bedeutung für die Region vorgestellt, da viele Winzer von Umbauplänen betroffen wären.

Das könnte Sie auch interessieren

Weinprinzessin wählt die Mode selbst aus

Andere Termine weiter entfernt waren die Touristikmesse CMT in Stuttgart und der europäische Weinsommer in Brüssel. Ansonsten war sie überwiegend in der Bodenseeregion unterwegs. Rund 30 Auftritte habe sie in dieser Zeit absolviert und diese naturgemäß überwiegend im Sommer. „Letztes Wochenende war ich Freitag in Immenstaad und Samstag in Bermatingen auf den Weinfesten“, berichtet sie von dem teils engen Terminkalender. Die Nachfrage, ob sie sich dafür viele verschiedene Dirndl habe anschaffen müssen, verneint sie.

„Ich habe nur vier oder fünf Dirndl, aber ich trage sie auch privat gerne“, sagt Staneker. Zudem sei keine Verpflichtung, sondern Ermessenssache, ob die Prinzessin im Dirndl auftreten wolle. Bei den offiziellen Auftritten in Berlin und Brüssel habe sie einen geschäftsmäßigen Blazer vorgezogen. Aber sie fände das Auftreten in Tracht für Weinfeste traditioneller. „Mit Dirndl und Krone wird man schneller erkannt und kommt einfacher ins Gespräch mit den Leuten“, findet sie.

Angela Staneker bei ihrer Krönung vor einem Jahr beim Weinfest in Meersburg.
Angela Staneker bei ihrer Krönung vor einem Jahr beim Weinfest in Meersburg. | Bild: Santini, Jenna

Hoheit bringt viel Grundwissen mit

Und so findet sie auch, dass der Titel Weinprinzessin zur Tradition der Region gehört. Mancherorts wird ja darüber nachgedacht, dies zur Weinbotschafterin umzubenennen. Auf Nachfrage, was sie davon halte, meint sie, sie könne die Gedanken dahinter verstehen. Zumal viele Menschen gar nicht wüssten, wie viel Grundwissen die Weinprinzessin mitbringen müsse.

„Das wird vor der Wahl auch abgefragt“, erklärt sie das Prozedere, zu dem auch eine Blindverkostung gehört. „Aber Prinzessin klingt schön und auch wie mit dem Amt umgegangen wird, ist schön“, sagt Staneker. Ob sie sich wie einige ihrer Amtsvorgängerinnen auch zur Wahl der Badischen Weinkönigin stellen wolle, beantwortet sie diplomatisch: „Das will ich mir noch offen halten.“