Die Waldrappe kommen gut voran: Vergangene Woche startete die inzwischen 14. menschengeführte Migration des Wiederansiedlungsprojekts Richtung Süden. Am gestrigen Mittwoch stand der Flug von Valle Gaffaro nach Borgo San Lorenzo an. „Wir mussten wenige Kilometer nach dem Start wegen zunehmendem Nebel landen. Wir warten ab, bis die Sicht besser wird, dann geht es weiter“, vermeldete das Waldrappteam jedoch eine Stunde nach dem Abflug. Erst am frühen Nachmittag wagten sie den Weiterflug. Verfolgt werden können die Etappen, die in das Winterquartier in der Toskana führen, über einen Lifetracker. Der Weblink zu diesem wird immer auf der Facebookseite des Waldrappteams veröffentlicht.
Bisherige Flughöhe übertroffen
Ein außergewöhnlicher Flug war nach Angaben der Biologen der über den Arlberg und Reschenpass nach Schluderns im italienischen Vinschgau. „Bei diesem Flug wurden gleich mehrere Rekorde gebrochen: Wir erreichten eine Flughöhe von bis zu 2900 Metern und flogen damit annähernd 300 Meter höher als jemals zuvor im Rahmen des Projektes“, berichtet das Waldrappteam. Zudem hätten unterstützende Winde das Vorwärtskommen begünstigt, „sodass wir mit 57 Kilometern pro Stunde eine sehr hohe mittlere Geschwindigkeit erreichten und die Strecke von 126 Kilometern in nur 2.13 Stunden zurücklegten. Und schließlich überflogen wir die Grenze nach Italien früher im Jahr als jemals zuvor in unserem Projekt“.
Es sei zwar nicht das Ziel des Projektes sportliche Höchstleistungen zu liefern, aber die immer neuen Rekorde zeigten das große Potenzial der menschengeführten Migration als Methode für den Artenschutz und seien ein Zeugnis für das Leistungsvermögen der Waldrappe. Alle 31 Vögel sind während der Flüge mit Messgeräten ausgestattet. So werden die Position, die Flügelschlagfrequenz und die Fluggeschwindigkeit aufgezeichnet. Vier Vögel sind zusätzlich mit Klebeelektroden ausgestattet, um die Herzfrequenz zu messen. Diese Daten werden im Rahmen eines österreichischen Forschungsprojektes von zwei Wissenschaftlerinnen ausgewertet und sollen neue Einblicke in die Funktion und Energetik des Formationsfluges bei Zugvögeln ermöglichen.
Ankunft eventuell Ende der Woche
Erst kurz vor dem Start würden die Sensoren den Vögeln angelegt, wie Projektleiter Johannes Fritz noch in Heiligenberg berichtete. Denn die Waldrappe sind so interessiert aneinander, dass sie sich die Technik gegenseitig von den Körpern reißen würden. Unterwegs ist bislang alles gut gegangen: Das zwischenzeitlich verloren gegangene Waldrapp-Weibchen Hedwig wurde geortet und wieder von Ziehmutter Helena Wehner eingefangen und der Angriff eines Steinadlers ohne Schäden überstanden. Schon Ende der Woche könnte das Waldrappteam die Laguna di Orbetello erreichen. Von Borgo San Lorenzo bis dorthin sind es gerade einmal noch knapp 250 Kilometer.