Sozial ausgewogen, ökologisch nachhaltig, familien- und altersgerecht: Das sind die Etiketten, mit denen das Bauprojekt auf der Gewerbebrache in der Ortsmitte, dem früher so genannten Herbst-Areal, auftrumpfen will. Nachdem die Gemeinde bereits im Dezember 2022 ihre Zustimmung gab und inzwischen auch das Landratsamt die Baugenehmigung erteilte, steht einem Baubeginn nach der Handwerkerpause im Herbst nichts mehr im Wege.

Bürgermeister spricht von einem „ein Glücksfall“

Bauherrin ist die eigens gegründete Firma Wohnquartier Heiligenberg. Deren Gesellschafter sind der Lindauer Projektentwickler Rhomberg Bau, der Sohm Objektbau aus Alberschwende sowie die oberschwäbische TMG Immobilien. In den Vorverhandlungen mit der „Wohnquartier“ hat die Gemeinde vertraglich wesentliche Rahmenbedingungen festgeschrieben, etwa die Sozialbindung, die Naturverträglichkeit und die städtebauliche Angemessenheit der Bebauung. Die Gemeinde musste nicht selber als Bauträger in Aktion treten, konnte aber ihre Vorstellungen erfolgreich einbringen. Insgesamt „ein Glücksfall“, wie Bürgermeister Denis Lehmann im Gespräch betonte.

70 Prozent des Wohnraums für Mieter mit Berechtigungsschein

Der Bauherr kann mit Zuschüssen nach dem Landeswohnraumförderungsprogramm rechnen, da mindestens 70 Prozent des geschaffenen Wohnraumes 30 Jahre lang unter sozialen Aspekten vergeben werden. Die ortsübliche Vergleichsmiete von derzeit 12,70 Euro ist um 33 Prozent zu unterschreiten, sodass sich der Mietpreis anfänglich wohl bei rund 8,50 Euro pro Quadratmeter einpendeln wird. Zielgruppe sind damit Mieter, die aufgrund ihrer Einkommenslage einen Wohnberechtigungsschein beanspruchen können. „Das reicht ja inzwischen bis in die Mittelschicht hinein“, hob Rhomberg-Vertreter Manuel Weiner beim Vorort-Termin hervor.

Eine Visualisierung des geplanten Projekts an der Hohensteinstraße.
Eine Visualisierung des geplanten Projekts an der Hohensteinstraße. | Bild: Fahlbusch, Karlheinz

Die bauökologischen Besonderheiten erläuterte Rhomberg-Planer Urs Enßlin. Da sei zunächst der flächensparende Ansatz der Innenverdichtung im Ort durch kompakte Mehrfamilienhäuser zu nennen. Enßlin sagte: „Die Zeiten der Einfamilienhaus-Siedlungen an neu erschlossenen Ortsrändern gehen zu Ende, zumal angesichts der riesigen Nachfrage nach Wohnraum.“ Die Energie für die geplanten Häuser werde aus Luft-Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaik gewonnen.

Zwei Tiefgaragen sollen angrenzende Straßen vom Parken entlasten

Und schließlich werden die Bauten mit Ausnahme der Kellergeschosse im KfW-55-Standard aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gefertigt. Zwei Tiefgaragen sollen den Parkdruck aus den angrenzenden Straßen nehmen. Aufzüge machen die Anlage alten- und behindertengerecht, mit zwei kleinen Spielplätzen sei an die Kinder gedacht worden.

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Anfängliche Empfindlichkeiten einiger Anlieger gegenüber dem Projekt hätten sich, so sieht es jedenfalls der Bürgermeister, weitgehend ausräumen lassen. Ohnehin erlaube der seit Jahrzehnten dort geltende Bebauungsplan bei geringen Abweichungen die vorgesehenen Abmessungen, die man folglich hinzunehmen habe. Und die frühere Anmutung des Areals sei nun auch keine Augenweide gewesen.

Ursprünglich dreigeschossige Häuser optisch „abgespeckt“

Rhomberg-Mitarbeiter Rorben Nakoinz erklärte, man habe die ursprüngliche Absicht einer dreigeschossigen Bauweise zugunsten eines Staffelgeschosses geändert, sodass das Obergeschoss in der Grundfläche deutlich zurücktritt und der Baukörper weniger massiv wirke. Die im Holzhybrid-Systembau vorgefertigten Decken- und Fassadenelemente würden Bauzeit und Baulärm reduzieren.

Insgesamt geben sich alle Beteiligten sicher, mit dem Bauprojekt den Ortskern bedeutend aufzuwerten. Dass dem Investor angesichts steigender Bauzinsen und Preise noch „die Luft ausgeht“, können die Rhomberg-Leute entschieden ausschließen. Ab Herbst gibt es in Heiligenbergs Mitte eine Großbaustelle.