Mit einem großen Festtag hat die Schreinerei und Zimmerei Adi Hummel in Wintersulgen mit rund 130 geladenen Gästen in den weitläufigen Produktionshallen das 75-jährige Betriebsjubiläum gefeiert. Firmenchef Rolf Hummel gab dabei Einblicke in die Geschichte des Unternehmens.

1979 konnte der Hummel-Betrieb in den Sennhof umziehen und neben der Schreinerei auch die Zimmerei gründen.
1979 konnte der Hummel-Betrieb in den Sennhof umziehen und neben der Schreinerei auch die Zimmerei gründen. | Bild: Adi Hummel

So erzählte Rolf Hummel beispielsweise, dass die Meisterstunde anfangs nur 1,60 D-Mark kostete. Beim Rundgang über das Firmengelände zeigten sich Besonderheiten des Hummel-Betriebs: einerseits die Spezialisierung auf das Konservieren und Restaurieren historischer Holzsubstanz, andererseits die Auffächerung des praktischen Portfolios auf weitere Handwerke wie Schlosserei, Kunstglaserei, Malerei und Maurerei.

Im Wohnhaus an der Betenbrunner Straße startete Adi Hummel 1948 seine kleine Schreinerei.
Im Wohnhaus an der Betenbrunner Straße startete Adi Hummel 1948 seine kleine Schreinerei. | Bild: Hartmut Ferenschild

Beides hängt miteinander zusammen, denn bei der rettenden Beschäftigung mit den alten Gebäuden greifen etliche Gewerke ineinander, die die Hummels aus einer Hand anbieten. Zwar können hier auch die üblichen Zimmerer- und Schreinerarbeiten bewerkstelligt werden, aber der ganze Betrieb hat sich im handwerklichen Geist der Nachhaltigkeit hauptsächlich dem Kerngeschäft der rettenden Wiederherstellung überkommener Baudenkmale verschrieben.

Serielle, massenhafte Vorfertigung von hölzernen Bauelementen sucht man hier vergebens. „Wir pflegen die individuelle Hingabe an das Werkstück und die Aufgabe“, betont Restauratorin Sylvia Hummel. Dazu gehöre auch der enge persönliche Kontakt zur Kundschaft.

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Betrieb restaurierte auch die Schlösser Salem und Mainau

Beispielhafte Arbeiten des Betriebs gibt es viele: in der Region etwa die Schlösser Salem und Mainau, die Münsterkirchen in Konstanz und Radolfzell, der Salemer Gasthof Schwanen, die Lohmühle in Leustetten, das Speicherhaus hinter dem Petershauser Hof in Frickingen, ein alter Torkel in Bodman und das Kloster Weingarten.

Überregional hat das Unternehmen Spuren etwa im Schwetzinger Schloss oder in der Abtei Münsterschwarzach hinterlassen. Vor allem erneuern die Mitarbeiter der Schreinerei und Zimmerei Dachkonstruktionen, Glockenstühle und Fachwerkbestände – oder stellen diese wieder her.

Seit 1998 liegt der weitläufige Hummel-Betrieb an den Wintersulger Öhmdwiesen.
Seit 1998 liegt der weitläufige Hummel-Betrieb an den Wintersulger Öhmdwiesen. | Bild: Adi Hummel

Eine spezielle Kunst sei die Anfertigung und Ausbesserung von Fußböden aus Breitdielen, heißt es von Hummels. Die Holzstämme dazu werden in der betriebseigenen Bohlensägerei vorgefertigt. In einigen Fällen sind außerdem die Belange des Denkmalschutzes zu berücksichtigen.

In der Werkstatt lagert derzeit ein großes Kruzifix, das kürzlich vom Sturm gefällt und dabei stark beschädigt wurde. Im Auftrag des Grafen von Bodman soll das uralte Objekt genauer analysiert und nach Möglichkeit wiederhergestellt werden. Möbelstücke werden dagegen eher selten gefertigt oder ausgebessert.

Medea und Stefan Conrad, Sylvia Hummel, Erwin Zweifel und Rolf Hummel (von links) begutachten ein umgestürztes Kruzifix, das ...
Medea und Stefan Conrad, Sylvia Hummel, Erwin Zweifel und Rolf Hummel (von links) begutachten ein umgestürztes Kruzifix, das wiederhergestellt werden soll. | Bild: Hartmut Ferenschild

Nachhaltigkeit in der Werkstatt

Auch Nachhaltigkeit spielt in der Adi-Hummel-Werkstatt eine Rolle. So werden etwa die Stämme in den heimischen Wäldern selbst ausgesucht und im Betrieb gelagert und getrocknet. Sämtliche Holzabfälle dienen zur Beheizung der Werkstätten und der Trocknungsanlage. Die PV-Technik auf den Dächern liefert Strom zur Eigennutzung. Und letztlich ist der Erhalt alter Gebäudesubstanz ein Beitrag zum nachhaltigen Bauen. „Die Gebäude sollen dann wieder ein weiteres Jahrhundert halten“, betont Rolf Hummel.