Hinter dem Tagesordnungspunkt Baugesuche in jüngster Sitzung des Gemeinderates steckt ein Projekt, das in der Gemeinde für viele Diskussionen gesorgt hat, nicht unumstritten ist und nun doch anders gebaut werden soll, als ursprünglich geplant: das Postareal. Für eine kleine Gemeinde wie Heiligenberg ein großes Projekt – nicht nur von der Kubatur her, sondern auch in finanzieller Hinsicht. Denn wenn das Bauvorhaben genehmigt wird, dann fließt endlich auch das Geld für den Verkauf des Areals an Betz und Weber Baupartner in die Gemeindekasse. Es handelt sich um rund 1,25 Millionen Euro.

Die beantragen Befreiungen, die für eine Baugenehmigung nötig sind, wurden sowohl von der Gemeindeverwaltung als auch vom Gemeinderat als geringfügig bewertet und genehmigt. Im Juli 2020 gab es schon einmal einen Bauantrag. Dann wurde vom Landratsamt ein zusätzliches geologisches Gutachten gefordert. Dieses hat ergeben, dass auf dem Grundstück nicht fünf Häuser mit Wohnungen, ein Hotel und eine Skybar entstehen dürfen, sondern nur drei. „Hotel und Skybar sind gecancelt“, stellte Bürgermeister Frank Amann fest. Das sei nun wirklich schade, aber die Sicherheit gehe vor. Immerhin liege der Baugrund nahe an einer Abbruchkante.

Architekt erläutert Ablauf

Wie es weitergehen soll, erläuterte Architekt Jörg Aldinger aus Stuttgart. „Wir haben mit den Behörden alles durchgearbeitet“, betonte er. Der Dialog mit dem Landratsamt und der Gemeinde sei sehr konstruktiv und zielführend gewesen. Es sei nun alles in Bearbeitung und man rechne mit einer baldigen Genehmigung. „Es kommt natürlich auch darauf an, ob es Einsprüche seitens der Anlieger gibt“, machte der Architekt deutlich. Es gab einen Termin mit dem Landesdenkmalamt wegen der Nähe zum Schloss. Daraufhin musste die Fassadengestaltung geringfügig geändert werden. Die Außenanlagen der Gastronomie sind im Plan bereits eingearbeitet. Statt eines Hauses gibt es dort Stellplätze. Die Abstandsflächen zu den Nachbarn werden eingehalten.

Eine Kombination von Photovoltaik und Pelletheizung soll dafür sorgen, dass es in den Gebäuden nicht kalt wird. 60 Prozent aller Dachflächen müssen laut Vorgabe des Landes mit Solarmodulen belegt sein. „Herr Weber ist da sehr konsequent und macht sogar mehr Module drauf“, lobte Aldinger. Es werde kein „Fake-Ziegeldach“ geben, sondern mittelgrau eingefärbte Module.

Das Baugelände (mit rotem Strich umrandet) grenzt direkt an den Landschaftspark, den Planer Johann Senner als einen der schönsten in ...
Das Baugelände (mit rotem Strich umrandet) grenzt direkt an den Landschaftspark, den Planer Johann Senner als einen der schönsten in Europa bezeichnet. | Bild: Planstatt Senner

Die gesamte Nutzfläche des Vorhabens misst 4400 Quadratmeter. Die Tiefgarage wird nur für Hausbewohner zur Verfügung stehen, aber nicht für Besucher der Gaststätte. Zu der gehören 14 Stellplätze im Außenbereich, von denen sich sieben auf dem Postplatz befinden, wo die Flächen auch jetzt schon von Autos belegt werden.

Johannes Senner von Planstatt Senner ist mit seinen Mitarbeitern schon ein Jahrzehnt in das Projekt involviert. Er erläuterte die Freiflächenplanung. Dazu gehören ein öffentlicher Spielplatz und auch eine Auffahrt nur für die Feuerwehr und die Müllfahrzeuge. Dass die Flächen direkt an den bestehenden Landschaftspark angrenzen (Senner: „Einer schönsten in ganz Europa“), freute den Planer besonders. Sogar die Postadresse ist bereits festgelegt: Postplatz 1a, b und c. Vermarktet werden soll zunächst an Heiligenberger, wobei es auch das Modell „Haus gegen Wohnung“ geben soll. Wohnungen, die dann keinen Käufer finden, sollen auf dem freien Markt angeboten werden.

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In der kurzen Diskussion machte Gemeinderat Michael Moser (CDU) das deutlich, was wohl das komplette Gremium dachte: „Wir sind nach dem Absturz vor zwei Jahren echt froh, dass jetzt vielleicht bald gebaut werden kann.“ Auch Thorsten Schneider (Bürgerliste) war froh, „dass ein Haken dran ist. Ich kenne das gar nicht, dass ein Projekt so lange dauert“. „Von der Bürgerwerkstatt ist wenig übrig geblieben“, merkte Florian Kopp (Bürgerliste) an. Sein Listenkollege Sebastian Sailer war zwar froh, dass es jetzt vorwärts gehe, fragte aber nach, ob man die Stellplätze auf dem Postplatz wirklich brauche. Für eine Neugestaltung des Postplatzes solle man sich alle Möglichkeiten offenhalten. Bürgermeister Frank Amann entgegnete, dass diese bereits als Stellplätze genutzt werden.

Gebaut werden muss innerhalb von vier Jahren. So steht es im Vertrag zwischen der Gemeinde und dem Bauträger Betz und Weber. Alexander Weber hatte gegenüber dem SÜDKURIER mehrfach betont, dass auch in abgespeckter Form gebaut werde. Man werde nicht vertragsbrüchig werden. Er saß im Zuhörerraum und zeigte sich sehr zufrieden.