Die Nachricht vom Tod Heinrichs Fürst zu Fürstenberg hat sich am 11. Juli wie ein Lauffeuer in Heiligenberg verbreitet. Erstes äußeres Anzeichen war die am Morgen auf Halbmast gesetzte Fürstenflagge, welche die Farbenfahne auf dem Schlossturm abgelöst hatte.

Fürst Heinrich wurde am 17. Juli 1950 auf Schloss Heiligenberg geboren, hat aber den ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert stammenden Adelssitz kaum je als Wohnstätte genutzt. Dennoch war er über die Jahrzehnte hinweg als Chef des Hauses Fürstenberg auf vielfältige und oft praktische Weise mit den Belangen der Gemeinde verbunden, sodass seine Spuren und Einflüsse in Heiligenberg Bestand haben werden.

Seit dem frühen Donnerstagmorgen weht über dem Schloss das Fürstenwappen auf Halbmast.
Seit dem frühen Donnerstagmorgen weht über dem Schloss das Fürstenwappen auf Halbmast. | Bild: Hartmut Ferenschild

Flaggen auch am Rathaus auf Halbmast

Darauf zielt das von Bürgermeister Denis Lehmann unterzeichnete, im Namen der Bürgerschaft an Fürst Christian gerichtete Kondolenzschreiben, in dem es heißt: „Der Geist von Heinrich Fürst zu Fürstenberg lebt nicht nur im Hause Fürstenberg, er lebt auch in der Gemeinde Heiligenberg weiter, dessen bin ich mir sicher.“ Von solcher Anteilnahme zeugt auch das am Heiligenberger Rathaus auf Halbmast gesetzte Fahnenensemble.

Zum 60. Geburtstag von Fürst Heinrich setzte die Gemeinde vor dem Rathaus eine Blutbuche.
Zum 60. Geburtstag von Fürst Heinrich setzte die Gemeinde vor dem Rathaus eine Blutbuche. | Bild: Hartmut Ferenschild

Schon die Rotbuche, die 2010 in Rathausnähe anlässlich des 60. Geburtstages Heinrichs zu Fürstenberg gepflanzt worden war, betonte die „Verbundenheit der Gemeinde“, wie es auf einer Tafel heißt.

Ein Anlass ist dem Altbürgermeister besonders im Gedächtnis

Während Denis Lehmann Fürst Heinrich nie persönlich begegnet ist, kann Altbürgermeister Frank Amann im Gespräch auf eine Reihe von – stets amtsbedingten – Zusammenkünften zurückblicken. Besonders lebhaft in Erinnerung ist ihm aus dem Jahr 2004 die Enthüllung der Gedenkstele auf dem Postplatz zu Ehren des Heiligenberger Ehrenbürgers Fürst Joachim, des Vaters des jetzt Verstorbenen.

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Anlässlich dieser Feier beendete Fürst Heinrich nämlich die jahrelange „Eiszeit“ – so titelte der SÜDKURIER damals – zwischen ihm und der Gemeinde. Vorausgegangen waren die Jahre, in denen Schloss und Gärten zum Ärger vieler Heiligenberger für Besucher verschlossen blieben. „Wie Sie alle gemerkt haben in den letzten Jahren“, so zitiert der SÜDKURIER Fürst Heinrich bei jener Feier, „ist meine Person bei Ihnen etwas umstritten.“ Im nächsten Satz gab er dann zur Freude aller bekannt, die Verriegelung des Schlosses – unter bestimmten Bedingungen – aufzuheben.

Am Postplatz steht die Stele zur Erinnerung an Fürst Joachim, bei deren Einweihung im Jahr 2004 sein Sohn Heinrich die „Eiszeit“ ...
Am Postplatz steht die Stele zur Erinnerung an Fürst Joachim, bei deren Einweihung im Jahr 2004 sein Sohn Heinrich die „Eiszeit“ zwischen ihm und Heiligenberg beendete. | Bild: Hartmut Ferenschild

Im Übrigen beschreibt Frank Amann den Fürsten als „lebensfrohen Genussmenschen“, ausgestattet mit einer freundlich-offenen Aura und einer bemerkenswert volltönenden Bassstimme. Geschäftliches und Amtliches habe er freilich stets mit den Bevollmächtigten des Adelshauses verhandelt.

Berta Schweizer hat ihr ganzes Berufsleben im Schloss verbracht

Noch heute leben in Heiligenberg Menschen, die in früheren Jahren Angestellte des Schlosshaushaltes waren, so etwa Berta Schweizer, die ihr ganzes Berufsleben im Schloss verbracht hat und sich sogar noch an die nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Osten vertriebenen Adligen erinnert, die dort Unterschlupf fanden. Auch die Schülergottesdienste und sonntäglichen Messen in der Schlosskapelle sind ihr noch gegenwärtig.

Vera Herrenknecht spielte mit den Fürstenkindern

Vera Herrenknecht als Enkelin des damaligen Schlossverwalters Horatschek hat sogar die ganzen 50er Jahre hindurch im Schloss gewohnt: „Da mussten wir mit den Fürstenkindern spielen“, freilich nur mit den älteren Schwestern Amelie und Marie Antoinette, Prinz Heinrich trat da eher selten in Erscheinung.

Manfred Hornstein war viele Jahre Forstamtsleiter

Besondere Verbundenheit mit dem Adelshaus bekundet im Gespräch Manfred Hornstein. Ende der 50er Jahre war der gebürtige Denkinger als Lehrling in den Fürstlichen Forstbetrieb eingestiegen. Sofort nach dem Forstdienst-Studium wiesen ihm die Fürstenberger ein Revier im Schwarzwald zu. Erst im Jahr 1990 berief ihn Fürst Heinrich nach Heiligenberg, um das dortige Fürstenbergische Forstamt zu leiten. Um ihm den Wechsel schmackhaft zu machen, habe Heinrich eigens für ihn ein neues Forsthaus – heute angrenzend an den Parkplatz Sennerei Schläge – bauen lassen.

Der Forst- und Jagdleiter Manfred Hornstein ist stolz aus den „Fürstenberger Grenadier“, den ihm Fürst Heinrich zum Eintritt in den ...
Der Forst- und Jagdleiter Manfred Hornstein ist stolz aus den „Fürstenberger Grenadier“, den ihm Fürst Heinrich zum Eintritt in den Ruhestand schenkte. | Bild: Hartmut Ferenschild

Er war mit Fürst Heinrich oft auf der Jagd

Seinen Dienstherrn beschreibt Manfred Hornstein als freundlich zugewandten Mann, aber weniger herzlich als dessen Vater Joachim. Gleichwohl sei er mit Heinrich oft auf der Jagd gewesen, in den Augustmonaten immerhin war das sonst leere Schloss stets von größeren Jagdgesellschaften bewohnt und beherbergte Prominente wie Gloria von Thurn und Taxis oder Caroline von Monaco. In diesen Jahren war Hornstein so etwas wie Heinrichs „Repräsentant des Hauses in Heiligenberg“.

Zu seinem Ruhestand überreichte ihm der Fürst persönlich die Skulptur eines „Fürstenberger Grenadiers“. Bis heute ist der 84-Jährige, der auch lange Jahre im Gemeinderat saß, noch bei der Jagd, der Jagdverwaltung und Gästeführung aktiv. Seine Jagdleidenschaft wird er in Zukunft mit Christian teilen, nunmehr Fürst zu Fürstenberg.