Der Eindruck hatte sich schon in den Monaten zuvor verfestigt: Dem Heiligenberger Dorfladen schien seit dem Eröffnungstag Ende Juli dieses Jahres ein guter Auftakt gelungen zu sein. Das Interesse der Kundschaft blieb konstant auf hohem Niveau, sodass sogar gelegentliche Staus an der Kasse nicht zu vermeiden waren. Nun war zur ersten ordentlichen Gesellschafterversammlung der „einLaden Heiligenberg Unternehmergesellschaft (UG)“ in den Sennhof eingeladen, wo die ermutigenden Eindrücke mit Zahlen unterlegt werden sollten.
Viele Mitspieler machen Dorfladen möglich
Zuvor gab Holger Buchholz als Mitglied im Gesellschafter-Beirat nicht ohne Stolz einen Rückblick auf das bisher Erreichte: von der Gründung der UG im April 2023 über die Mobilisierung der vielen Anteilszeichner und den aufwendigen Umbau der Ladenräume ab Anfang 2024 bis hin zum Betriebsbeginn im Sommer. Buchholz hob auch den Beitrag der „Mitspieler“ hervor, etwa des Gemeinderats, der Sparkasse Salem-Heiligenberg, der Kosa-Architekten oder der ortsansässigen Firmen, die sich beim Umbau kostensparend eingebracht hätten, unter ihnen Holz Kopp und Elektro Winkler. Besonderes Lob gab es für das „Macher“-Ehepaar Carolin Ast und Thomas Hinke, aber auch für die rund 50 ehrenamtlichen Helfer, die beim Herrichten des Ladens Unschätzbares geleistet hätten. Buchholz‘ Resümee: „Es war gewaltig viel Arbeit bis hier hin, aber es ist ein Erfolg geworden!“

Danach übernahm Wolfgang Gröll die Versammlungsleitung, der in der Szene als „Dorfladen-Papst“ gilt. Gröll hat als Vorstandsmitglied des Bundesverbands des Vereins Bürger- und Dorfläden das Heiligenberger Ladenprojekt seit den ersten Planungsschritten mit großer Fachkompetenz und Überzeugungskraft begleitet. Die nun von ihm präsentierte Übersicht über die vorläufigen Zahlen attestierte dem Laden auch betriebswirtschaftlich einen ermutigenden Start: „Gemessen an den Planungen haben wir eine Punktlandung hingelegt!“ In den ersten Monaten erzielte „einLaden“ einen Umsatz von 320.000 Euro, das Betriebsergebnis landete bei minus 44.000 Euro.
Sorgen wegen der Negativzahl wusste Gröll zu zerstreuen: Es sei völlig im Plan und zu erwarten, dass der investive Aufwand in der Anlaufphase hoch sei, etwa durch vorab schon fällige Miet- und Personalkosten und Anpassungen bei Innenausstattung und Sortiment. Gröll verglich die Lage mit einem Güterzug, der beim Anfahren besonders viel Kraft einsetzen müsse. Solche Anfahr-Kosten würden beim Laden schnell abnehmen, man werde hier überdurchschnittlich rasch die Gewinnzone erreichen. Für das Jahr 2025 prognostizierte Gröll einen Umsatz von 720.000 Euro, bei bereits gesunkenem Betriebsminus von 13.200 Euro.
So soll sich das Angebot weiterentwickeln
Einen Ausblick auf die weitere operative Entwicklung des Ladens gab Gesellschafter-Beirätin Christiane Kragh. Demnach soll ab Januar vor allem der Bistrobetrieb ausgebaut werden. Schon ab Dezember soll es zwei Mal wöchentlich ein erweitertes Kuchenangebot geben, das klassische Fleischkäsweckle wird durch Bockwurst und Suppe ergänzt. Regionale Anbieter von Bio-Produkten sollen sich einmal im Monat mit einem Aktionstag vorstellen. An Sonntagnachmittagen ist eine Öffnung für die Kaffee-Kuchen-Zeit geplant.
Eine zweite Scannerkasse soll in Zukunft das Nadelöhr beim Bezahlen öffnen. Zu den kommenden Feiertagen besteht die Möglichkeit, im Laden Fleischportionen von regionalen Anbietern vorzubestellen. An den Freitagnachmittagen bis Weihnachten wird es einen Glühwein- und Punschausschank geben. Der Dorfladen mit seiner gemütlichen Bistro-Atmosphäre soll sich in Zukunft noch mehr zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs entwickeln und auch ausgewählten Veranstaltungen Platz bieten.
Bürgermeister Denis Lehmann, für die Gemeinde zugleich im Beirat der UG vertreten, nahm schließlich Gelegenheit, sich bei den vielen Aktiven des Ladenprojekts im Namen der Gemeinde zu bedanken: „Sie haben die Nahversorgung hier auf neue Füße gestellt.“