In einer verzierten Blechdose hatten Melanie und Paul Lohmeyer allerhand Zeitzeugnisse gesammelt, darunter Geldmünzen aus diversen Ländern und eine aktuelle Ausgabe des SÜDKURIER. Im Beisein vieler Projektbeteiligter, etwa ihrer Mitarbeiter, der bisher schon aktiven Handwerker, der Sparkasse Salem-Heiligenberg, des Architekten und des Bürgermeisters versenkten sie diese Dose im Baugrund, wo in Kürze die Bodenplatte gegossen werden wird.

Nicht immer ist das Vorhaben bisher so reibungslos verlaufen. Der Baustart war schon viel früher geplant, aber Corona und diverse Kostensteigerungen machten zunächst einen Strich durch manche Rechnung, sodass der Bau komplett neu geplant und genehmigt werden musste. Als Übergangslösung zog Melanie Lohmeyer, nachdem sie ihre Praxis in Stuttgart aufgegeben hatte, mit ihren Fachkräften im Jahr 2022 zunächst in eine Wohnung am Postplatz ein. Die gebürtige Heiligenbergerin muss dort mit einem sehr überschaubaren Raumangebot vorliebnehmen.
Umso größer die Vorfreude darauf, demnächst auf großzügigem Terrain alle Therapieformen und körperertüchtigende Großgeräte vorhalten und Expansionspläne realisieren zu können, etwa in Richtung pädiatrischer und neurologischer Therapieansätze, wo mit stark wachsender Nachfrage zu rechnen sei. Auch die Gründung einer Fortbildungsakademie für die einschlägigen therapeutischen Berufsbilder wird erwogen. Für mehrtägige und hochfrequente Behandlungen setzt man auf das Zusammenwirken mit der örtlichen Gastronomie.
Architekt: „Wir bauen ein Haus im Haus“
Baulich betrachtet erhält der Neubau gegenüber den ersten Planungen allerdings etwas zurückgenommene Umrisse. Sollte anstelle der großen, rund 100 Jahre alten Scheuer, die mitsamt dem Grundstück am Ortsausgang Richtung Betenbrunn vom Haus Fürstenberg erworben werden konnte, ursprünglich eine komplette Neukonstruktion entstehen, so werden große Teile des historischen Holzgebälks nach statischer Prüfung nun erhalten bleiben und den Rahmen für moderne Baukultur abgeben. „Wir bauen ein Haus im Haus“, so bringt es der ortsansässige Kosa-Architekt Sebastian Sailer auf den Punkt.
Die ehemalige Fürstenbergische Maschinen- und Forsthalle wird sich in einen zeitgemäßen Baukörper verwandeln, ohne die bisherigen Abmessungen und Konstruktionsideen preiszugeben. Sailer schwärmt geradezu von dieser einzigartigen Aufgabe: „Unser Konzept schafft einen Zwischenraum zwischen der ursprünglichen Struktur und dem neuen Innenraum, der dem Gebäude eine einzigartige Note verleiht. Die Zeiten, in denen alte Gebäude einfach durch neue ersetzt wurden, sind längst vorbei. Auch unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit sind solche Abriss- und Neubauprojekte nicht mehr tragbar. Und für uns eröffnen sich zahlreiche spannende Gestaltungsmöglichkeiten, die nur darauf warten, mutig angegangen zu werden.“
Auch die Handwerker aus der Region, unter ihnen Holzbau Kopp und Marcos Baugeschäft, hätten ihre Freude an diesem nicht alltäglichen Projekt. Die Lohmeyers hoffen auf einen Einzugstermin schon im August dieses Jahres. Architekt Sailer mochte dies nach leichtem Zögern bestätigen. Bürgermeister Lehmann freute sich in seinem Grußwort auf die Bereicherung der örtlichen Infrastruktur und auf den neuen architektonischen Akzent.