Torsten Schneider gehört dem neuen Heiligenberger Gemeinderat nicht mehr an, freilich nicht etwa, weil er die erforderliche Stimmenzahl verfehlt hätte. Er hatte auf der Bürgerliste nicht mehr kandidiert, weil er Anfang 2026 sein Haus in Betenbrunn verlassen und sich gemeinsam mit seiner Frau einem generationenübergreifenden Wohnprojekt in Ravensburg anschließen wird. Die Vorfreude darauf ist dem 67-Jährigen im Gespräch anzumerken.
Die erste Wahlperiode war für ihn schwierig
Sein Rückblick auf die intensiven zehn Jahre im Rat fällt ganz überwiegend positiv aus, wobei Torsten Schneider zwischen den beiden von ihm erlebten Wahlperioden unterscheidet. Im Jahr 2014 gehörte er einer Gruppe von neu ins Gremium eingezogenen Räten an, die sich mit ihren „Frischer Wind“-Projekten zunächst an der Dominanz der Alteingesessenen abzuarbeiten hatte.
Erst in seiner zweiten Legislatur sei über die beiden Wahllisten hinweg ein sehr angenehmer Zusammenhalt entstanden. Das habe es ihm enorm erleichtert, seinen größten Gewinn aus der Gremienarbeit zu ziehen: „Man lernt, dass auch konträre Standpunkte, mit denen man konfrontiert wird, ihre Berechtigung haben können. Und man trägt Entscheidungen tolerant mit, die man selber so nicht getroffen hätte.“
Unterschiedliche Schwerpunkte in den Amtszeiten
In den ersten Jahren standen dabei größere Projekte im Vordergrund, etwa das Baugebiet Amalienhöhe, die Sanierung des Freibads oder der Glasfaserausbau. Seine zweite Ratszeit sei vor allem durch die Bewältigung der Pandemie bestimmt worden und durch die Erledigung gemeindlicher Pflichtaufgaben wie des migrationsbedingten Wohnraumproblems.
Oft half ihm dabei sein beruflicher Hintergrund: Torsten Schneider leitete zwei Jahrzehnte lang das Markdorfer Baurechtsamt und konnte daher bei Bauthemen auf breite Expertise zurückgreifen. „Außerdem“, so fügt er süffisant hinzu, „weiß ich, wie Verwaltungen ticken.“ Auch heute noch ist er im kommunalen Gutachterausschuss und freiberuflich als Immobilienwertgutachter tätig.
Freude über mehr Frauen und Junge im neuen Gremium
Die neue Besetzung des Gemeinderats stimmt ihn froh. Die jüngere Generation sei stärker zum Zuge gekommen, besonders freut ihn der gewachsene Frauenanteil. Mit Befremden hingegen habe er zur Kenntnis genommen, sagt Torsten Schneider, dass die CDU entgegen bisheriger Gepflogenheiten einen beinahe aggressiven Wahlkampf geführt habe. „Genutzt hat das freilich nichts.“ Dem Verein Musik und Kultur Heiligenberg wird er weiterhin verbunden bleiben.