Fast wie ein Seufzer der Erleichterung klingt es, wenn Bürgermeister Denis Lehmann im Gespräch auf das zu Ende gehende Jahr schaut, auf die Ereignisse und Aufgaben, die nun wenigstens zum Teil hinter ihm liegen: „Das war für mich ein extrem vollgepacktes Jahr!“ Persönliches Glück hatte sich im August mit der Geburt der zweiten Tochter eingestellt, aber im Amt gab es auch manches Spannende, Anstrengende und Schwierige zu bewältigen. Beruflich herausragend war natürlich die Wahl zum Bürgermeister im April.

Zwar war er mit den Themen im Rathaus als Mitarbeiter seit Längerem gut vertraut, und an seiner Entschlossenheit, das Amt zu erringen, habe es nie gemangelt. Aber bis zum Wahlabend seien, so bekennt er, „Nervosität und Anspannung“ nicht von ihm gewichen. Am Ende wurde er ohne Gegenkandidat mit hohem Prozentwert gewählt. „Da ging ein beruflicher Traum in Erfüllung.“ Seinem Vorgänger Frank Amann – der übrigens für seinen Teil am Amtsjahr 2023 aus Termingründen als Gesprächspartner nicht zur Verfügung stand – bleibt er für wegweisende Unterstützung dankbar. Herzlich war die Aufnahme in der Runde der Kreisbürgermeister. Mit Landrat Luca Prayon, fast zeitgleich ins Amt gekommen, verbindet ihn eine Art „Greenhorn-Gefühl“.
Bürgermeister lobt sein Rathausteam
Aber sofort warteten, neben dem alltäglich laufenden Geschäft, großflächige „Baustellen“ auf ihn, meist im wahren Wortsinn. Zugleich waren seine früheren Aufgaben der Hauptamtsleitung bis zur Neubesetzung der Stelle auf mehrere Schultern zu verteilen, vieles davon drückte als Aktenberg weiterhin auf seinen Schreibtisch. Hier lobt der Bürgermeister sein Rathausteam, das die Phase des Übergangs unterstützend begleitet und auch den Umstand sehr professionell mitgetragen habe, dass da ein früherer Mitarbeiter sich plötzlich die Krawatte des Vorgesetzten umgebunden hatte.
Größte Herausforderung über das Jahr hinaus ist für Lehmann die Wiederbelebung der dörflichen Infrastruktur, nachdem in den vergangenen Jahren fast alle Angebote zur Nahversorgung weggebrochen sind. In der Gründung der privaten Zukunftswerkstatt im Februar sieht er daher einen „Glücksfall“, wie denn überhaupt das ehrenamtliche Engagement der Bürger in den Vereinen und Initiativen nicht hoch genug zu schätzen sei. Pilotprojekt der Werkstatt ist der Dorfladen.
Weitere Großbaustellen sind das Post- und das Herbstareal. Letzteres, mit 40 neuen – großenteils mietpreisbeschränkten – Wohnungen aus Sicht des Bürgermeisters ein „Sechser im Lotto“ – ist auf gutem Wege. Vor Kurzem gab es dort die ersten Baggerbewegungen. Stillstand herrscht hingegen immer noch auf dem Postareal. Eine neue geologische Analyse der Hanglage hatte zwischenzeitlich bewirkt, dass das Projekt im Umfang reduziert werden musste. Seit Mai liegt die Baugenehmigung vor, aber ein Anlieger erhob umgehend Einwände. Nun liegt die Sache zur Entscheidung bei den Baurechtsbehörden. Lehmann geht zwar davon aus, dass die Beschwerde abgewiesen wird, aber einstweilen bleibt die Lage misslich. Denn die für den Verkauf des Grundstücks erlösten 1,2 Millionen Euro fließen vom Bauträger erst, wenn alle Bescheide rechtskräftig sind. Bis dahin fehlen sie dem Gemeindesäckel für gewichtige Vorhaben, etwa die Sanierung der Grundschule, der Mensaneubau oder die Neustrukturierung der Feuerwehr.

Echte Sorgenpunkte gibt es für den Optimisten Denis Lehmann, der demnächst für die Freien Wähler zum Kreistag kandidieren will, kaum. Der Zustrom an Flüchtlingen war bisher in Heiligenberg gut zu bewältigen. Dennoch gehörte er zu den Unterzeichnern des Brandbriefes, den alle Kreisbürgermeister kürzlich an die Ministerinnen Nancy Faeser und Marion Gentges geschickt haben. Im geweiteten Blick schaut er besorgt auf die gesamtgesellschaftliche Tendenz, das Gemeinwohl gegenüber den Eigeninteressen hintanzustellen und sich von spalterischen Wut- und Hass-Botschaften vereinnahmen zu lassen. In solchen Stürmen habe sich Heiligenberg aber bisher gut geankert gezeigt.