Die Verkehrsinsel vor der Airbus-Niederlassung erweist sich als Müllhalde: zu kaputten Glasflaschen, Verpackungen und Zigarettenstummeln kommen Teile von Scheinwerfern, Stoßstangen und ein Tankdeckel. Auch ein Haufen blauer Einweghandschuhe liegt zwischen den Steinen. „Das war bestimmt ein Unfall, da kümmert sich nachher keiner um so etwas“, vermutet Rita Koch.
An der Bushaltestelle ein paar Meter weiter findet Erwin Filzinger jede Menge Bonbonpapierchen an der gleichen Stelle. „Da hat einer wohl ein Ritual, dass er immer hier steht und immer die gleichen Bonbons isst“, nimmt er an. Die beiden helfen bei der diesjährigen Dorfputzte in Immenstaad.
Rita Koch und Erwin Filzinger bilden eins von 19 Teams, die die Gemeinde von herumliegendem Müll befreien. „Wir fühlen uns sehr gestört durch den offensichtlichen Müll, wir wollen unser Dorf sauberhalten“, erklärt Erwin Filzinger sein Engagement. Rita Koch ergänzt: „Wir haben schon oft mitgemacht. Für uns ist das keine Arbeit, sondern Bewegung im Freien.“ An der Linzgauhalle bekommt jedes Team von der Gemeinde bestimmte Straßenzüge zugewiesen. Team Koch/Filzinger ist für die Friedrichshafener Straße, einen Teil der B 31 inklusive der Radwege und die Straße L 207 bis zur Siedlung zuständig.
Schon auf dem Weg zum Einsatzgebiet pickt Koch immer wieder Zigarettenstummel und Papiertücher auf, die Zange dafür hat sie extra angeschafft. „Wenn ich etwas sehe, nehme ich es mit“, sagt sie. Die Straße durch den Ort finden sie verhältnismäßig sauber. Oberhalb vom Campingplatz und an den Radwegen hat er mehr Müll erwartet. „Da merkt man, dass die Gemeinde mit dem Kehrwagen durchfährt“, sagt Filzinger. Auch liegen nicht so viele Einwegmasken herum, wie er befürchtet hatte.
Rita Koch liest in der Unterführung ein paar Flachmänner auf. An der B 31 ändert sich das Bild: Zigarettenstummel säumen die Fahrbahn, immer wieder fischen sie Verpackungen und Kunststoffkleinteile aus dem Gras.
Erwin Filzinger ärgert die Gedankenlosigkeit der Wegwerfenden: „Ein Zigarettenstummel verseucht 40 Liter Trinkwasser“, sagt er. Gifte wie Nikotin, Arsen und Blei werden ausgeschwemmt und landen über kurz oder lang in Grundwasser und Bodensee. Er hält ein Stück Plastik hoch. „Das braucht hunderte Jahre, bis es verrottet – und dann wird es zu Mikroplastik, und das bleibt auch nicht hier. Wir trinken jetzt schon Mikroplastik im Trinkwasser.“

Auf dem Rückweg sammeln die beiden noch ein Paar Schuhe, eine Jacke und eine Mütze ein. „Die hängen schon seit vier bis sechs Wochen hier, die kommen jetzt weg“, entscheidet Rita Koch.
Zurück an der Linzgauhalle treffen Rita Koch und Erwin Filzinger andere Teams, die von ihren Erfahrungen berichten. „Kippen, Kippen, Kippen“, sagt ein Vater, der mit seiner kleinen Tochter unterwegs war. Eine Frau berichtet, dass sie an den Naturstränden auf viele Hinterlassenschaften der Notdurft von Mensch und Tier gestoßen ist. Bürgermeister Johannes Henne war mit Familie am Landesteg im Einsatz. „Wir haben ein paar Pizzakartons und Ähnliches gefunden. Aber alles in allem waren wir überrascht, wie sauber es war. Da macht der Bauhof einen hervorragenden Job“, sagt er. Zum Schluss gibt es für jeden Helfer einen Essensgutschein für die Immenstaader Gastronomie.
