Beim zweiten Teil des Bürgerdialogs stand am Freitagabend das Rathaus im Mittelpunkt. Wie vom Gemeinderat beschlossen, sollten sich die Bürger einen Eindruck vom baulichen Zustand machen. Unter der Moderation der Konstanzer Agentur „translake“ wurde den Besuchern ein Überblick über vorhandene Planungen und Kostenszenarien gegeben. Nach dem Rundgang waren die Teilnehmer aufgefordert, Ideen zur Zukunft des Rathauses zu entwickeln. Sie gehen als Empfehlungen an den Rat.
Drei Optionen stehen zur Debatte
Im Raum stehen drei Optionen: Das Rathaus wird saniert und nach Süden erweitert. Zum zu sanierenden Rathaus kommen weitere Räume für die Verwaltung an anderer Stelle, etwa im Bischofsschloss. Und drittens – es entsteht ein Neubau am gleichen oder an einem anderen Standort.
Stadtkämmerer beleuchtet Haushaltssituation
Kämmerer Michael Lissners Rolle war es, den Bürgerdialog-Teilnehmern die bestehenden Kostenrahmen zu erläutern. Lissner skizzierte die Haushaltssituation, bevor er die Konsequenzen der drei diskutierten Rathaus-Optionen beleuchtete. Saniert die Stadt ihr Rathaus, kann sie auf bereits vom Land bewilligte Fördergelder zurückgreifen – 4,6 Millionen aus dem Landessanierungsplan. Eine Option, die demnächst ausläuft. Entschließt sich die Stadt zu einem Neubau, müsste sie erst neue Zuschüsse beantragen. Die dann geringer seien und – wie Bürgermeister Georg Riedmann erläuterte – mit einem zeitlichen Verzug von etwa drei Jahren verbunden wären. Dadurch würden andere Projekte beeinträchtigt.
Rundgang mit Ernüchterungseffekt
Für den Weg von der Stadthalle zum Rathaus gab Moderator Himmel den Bürgern ein „Geh-Sprächs“-Thema mit: „Welche Anforderungen haben wir an ein modernes bürgerfreundliches Rathausgebäude?“ Die möglichen Antworten mussten im Rathaus einer Ernüchterung weichen. Nicht, weil der Zweckbau aus den 1960ern heute wenig repräsentativ wirkt, sondern weil er den aktuellen Standards des Brandschutzes nicht mehr genügt. Auch, weil Heizungs- und Sanitäranlagen marode sind, ebenso Fenster, Dach und Fassade. Zudem fehlen Besprechungs- und Sozialräume für die Mitarbeiter.
Mängel des Rathausgebäudes
Das Rathausgebäude wurde Mitte der 1960er-Jahre geplant, gebaut und 1967 eingeweiht. Es weist inzwischen zahlreiche Mängel auf.So dringt durch die innen liegende Rinne vom Rathausdach Wasser hinter die Fassade. Undicht ist auch die Dachterrasse, sodass Regenwasser ins Bürgermeisterbüro läuft. Die Natursteine auf der Fassade sind zum Teil verrutscht und müssen statisch überprüft werden. Darüber hinaus bestehen erhebliche Schäden am Putz. Eine Wärmedämmung fehlt vollständig. Die Bausubstanz an sich befindet sich offenbar in einem vergleichsweise guten Zustand. Zu den wichtigsten Mängeln gehören der unterdessen unzureichende Brandschutz, die fehlende Barrierefreiheit, die veraltete Heizanlage, die mangelnde Belüftung, die veraltete Raumaufteilung, die ungenügenden Sanitäranlagen, die veraltete Elektroinstallation sowie etliche inzwischen erblindete Fenster in den Büros.
Möglichkeiten im Rathausumfeld
Eines der städtebaulichen Ziele für jede Veränderung auf dem Rathausareal ist, dass der historisch gewachsene „städtebauliche Dreiklang Kirche, Gasthaus Adler, Rathaus“ erhalten bleibt. Wobei das Gasthaus Adler nicht unter Denkmalschutz steht. In jedem Falle sollen die Blickbeziehungen zwischen Kirche beziehungsweise zwischen Hexenturm und Rathaus erhalten bleiben. Angestrebt ist auch, den Hexenturm als Teil der alten Stadtumfassung wieder freizustellen. Unmittelbar bebaubar, also für eine Rathauserweiterung nutzbar, wären zum jetzigen Zeitpunkt die Parkfläche hinter dem Rathaus, außerdem die Grundstücke Ravensburger Straße 17 und 19. Für die Grünfläche östlich des Rathauses braucht es erst einen weiteren Bebauungsplan. Der Treppenaufgang bei der WC-Anlage zeigt Frostschäden und muss erneuert werden. Zu beseitigen ist auch noch ein 80 000-Liter-Öltank.
Die Nutzbarkeit für die Bürger
Erhebliche bauliche Defizite sind das eine. Es fehlt im Markdorfer Rathaus inzwischen auch an vielem, was heute für eine bürgernahe Verwaltung selbstverständlich ist. Statt in einer offenen Empfangszone im Eingangsbereich tritt der Bürger vor eine Art geschlossene Pförtnerloge, die zugleich Fundbüro und Information ist. Barrierefreiheit fehlt völlig. Der Sitzungssaal entspricht in seiner Dimension den Anforderungen der Bauzeit in den 60er-Jahren. Heute ist er jedoch entschieden zu klein, bietet auch viel zu wenig Platz fürs Publikum bei Sitzungen. Ebenfalls fehlt ein Besucher-WC. Die Innenausstattung der Büros stammt noch aus der Zeit der Erbauung. Es fehlt an Sozialbereichen für die Mitarbeiter der Verwaltung, ebenso an Besprechungsräumen. Ein erheblicher Mangel besteht in der fehlenden Barrierefreiheit für Besucher wie für Mitarbeiter der Verwaltung. Der Aufzug entspricht nicht der Norm.
Am Ende keine klaren Handlungsvorgaben
Klare Handlungsvorgaben konnten die Teilnehmer des Bürgerdialogs am Ende des dreistündigen Arbeitstreffens nicht geben. Das Stimmungsbild zeigte ein Patt an.