Wofür steht Markdorf und wohin wird oder soll sich die Stadt bis in zehn Jahren entwickeln?
Markdorf steht für eine Kleinstadt mit stolzem und selbstbewusstem Blick auf Geschichte und Gegenwart, für einen starken Zusammenhalt und außerordentlich hoher Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement in Sport, Brauchtum, Kultur und vor allem auch im sozialen Bereich. Was wir in den vergangenen Tagen wieder an ehrenamtlichem Engagement der Stadtkapelle erfahren durften, das halte ich für beispiellos in der Region. Das zeichnet Markdorf aus. Markdorf steht aber auch typisch für die Entwicklung der Kommunen am Bodensee und im direkt anliegenden Bodenseehinterland in den vergangenen vier bis fünf Jahrzehnten. Eine Entwicklung, die durch den wirtschaftlichen Erfolg sowie die Attraktivität als Wohnort und Tourismusregion geprägt ist. Die eigentlich durch und durch positive Entwicklung bringt aber auch große Aufgabenfelder mit sich: Verkehr, Infrastruktur, Wohnraumknappheit, Flächenkonkurrenzen zwischen Siedlungsentwicklung, Natur und Landwirtschaft.

Nicht zuletzt wurden und werden immer wieder Identifikations- und Integrationsaufgaben deutlich. Eine Bevölkerung, die innerhalb von fünf Jahrzehnten beinahe um den Faktor drei wächst, von 5000 Einwohnern auf knapp 15 000 Einwohner, verändert die Selbstwahrnehmung natürlich sehr deutlich. Obwohl der Zuzugsdruck weiter anhält, ist absehbar, dass die Geschwindigkeit der Entwicklung sich reduzieren wird, da die notwendigen Flächen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Stadt Markdorf hat also innerhalb der kommenden zehn Jahre vor allem die Aufgabe, das Erreichte für die Zukunft zu sichern: Die wirtschaftliche Stabilität für Industrie, Gewerbe und Handel zu erhalten, den Zusammenhalt unter den Menschen, auch das Ehrenamt weiter zu stärken, das Stadtbild respektvoll weiter zu entwickeln und so den Bewohnern in der moderner und bunter gewordenen Stadt den Begriff von Heimat zu bewahren.
Seitens der Stakeholder von Markdorf Marketing ist eine deutliche Positionierung Markdorfs gewünscht. Wie kann ein dynamischer und zielführender Prozess entstehen?
Über die Sommerpause sammelt Markdorf Marketing am Büro in der Hauptstraße die Ideen der Bürger. Und zwar unter der Überschrift: Was sind die Stärken unserer Stadt und welche dieser Stärken müssen noch besser herausgearbeitet werden? Mit dieser Materialsammlung wollen wir die Diskussion mit den Mitgliedern von Markdorf Marketing starten. Gut möglich, dass dort dann der Vorschlag Zustimmung findet, diese Vorschläge in einer Bürgerwerkstatt zu verfeinern und so der Weg zur Suche nach dem "Markenkern" von Markdorf vorgezeichnet wird.
Es sollen alle Interessen gebündelt und gleichwertig behandelt werden. Schafft man das, wenn man sich auf einen "Leuchtturm", also ein Alleinstellungsmerkmal festlegt?
Markdorf ist keine Stadt, die sich aus einem einzigen Identifikationsmerkmal heraus erklärt. Markdorf ist vielfältig. Markdorf liebt Traditionen, ist aber auch dynamisch, Markdorf setzt auf alle Generationen und verbindet Natur mit erfolgreichem Handel und stabiler Wirtschaft. Mit Sicherheit wird sich die "Marke Markdorf" nicht aus einem Standbein heraus entwickeln lassen. Aber natürlich wird am Ende eines solchen Prozesses auch nicht die Aussage stehen können, dass man auf allen genannten Gebieten gleichermaßen Alleinstellungsmerkmale für die Stadt benennen kann. Die Stärke und Attraktivität unserer Stadt bildet sich vielmehr aus der Summe und dem Zusammenwirken dieser Einzelthemen und daraus, dass für die Bürger nicht nur eines, sondern ein Großteil dieser Themen eine hohe Bedeutung hat.
Könnte auf lange Sicht das Bischofsschloss als Bürgertreffpunkt zur "Marke Markdorf" werden?
Natürlich spielt das Bischofsschloss für das Selbstverständnis von Markdorf eine große Rolle. Bereits bevor das Ensemble ins städtische Eigentum kam, wurde mit Bildern vom Schloss und vom Schlosshang Standortwerbung gemacht. Das Bischofsschloss ist Teil der Markdorfer Geschichte und unser wichtigstes Kulturdenkmal und die Markdorfer Geschichte wird sich mit Bestimmtheit in der Diskussion um die "Marke Markdorf" selbstbewusst bemerkbar machen. Aber auch das Bischofsschloss alleine wird am Ende nicht die Marke Markdorf ausmachen. Natürlich ist es aber unser Ziel, das Bischofsschloss mit dem Rittersaal, mit einer Gastronomie, dem Gewölbekeller und dem Innenhof zusammen mit allen Dienstleistungen eines Rathauses zum Bürgertreffpunkt zu machen.
Georg Riedmann (52) ist seit 2013 als Nachfolger von Bernd Gerber Bürgermeister von Markdorf. Im Herbst wird er den Vorsitz der CDU-Kreistagsfraktion übernehmen. Riedmann ist verheiratet und hat drei Kinder.