Die Grundschule Leimbach liegt nicht weit entfernt von der Gemeinschaftsunterkunft Staibensteg, in der geflüchtete Familien leben. Auch von der Unterkunft in der Rudolf-Diesel-Straße aus ist sie gut zu erreichen. Bereits vor drei Jahren hat die Schule eine sogenannte Vorbereitungsklasse (VKL) für die Kinder der Geflüchteten eingerichtet. „Auch damit die Kinder vom Staibensteg nicht mehr den gefährlichen Weg hoch zur Jakob-Gretser-Grundschule über die Anton-Reichle-Straße gehen müssen“, erklärt Franziska Schlee, kommissarische Leiterin der Leimbacher Grundschule.
Nicht alle wissen, dass es das Angebot gibt
In der VKL werden die Kinder auf den Unterricht in den Regelklassen vorbereitet. Vor allem aber geht es darum, dass sie die deutsche Sprache lernen. Franziska Schlee bedauert, dass längst nicht alle Eltern in den Gemeinschaftsunterkünften um das Angebot in Leimbach wissen. „Das ist schade“, so die kommissarische Schulleiterin, „denn bei uns finden die Kinder die optimale Betreuung."

Christina Schenk steht im Zentrum des Unterrichtsgeschehens
Was Franziska Schlee damit meint, erkennt man schnell, wenn man das freundlich eingerichtete Klassenzimmer der VKL-Schüler im Leimbacher Schulhaus betritt. Hier haben die zehn Sechs- bis Neunjährigen viel Platz. Doch viel entscheidender scheint die Rolle von Christina Schenk. Die junge Grund- und Hauptschullehrerin stellt das Zentrum des Unterrichtsgeschehens dar. Sie kümmert sich um jedes Kind einzeln.

Kinder mussten am Anfang Regeln kennenlernen
„Es ist nicht immer so ruhig bei uns, das liegt auch am Besuch der Zeitung“, erzählt Christina Schenk. Tatsächlich sitzen die Mädchen und Jungen ruhig an ihren Tischen. Die einen malen, die anderen schreiben – je nach Auftrag. Doch auch die sonst herrschende Lebhaftigkeit habe ihre Grenzen, erklärt die Lehrerin. Diese Grenzen zu vermitteln habe allerdings ein großes Stück Arbeit gekostet. Denn längst nicht allen Kindern sei von Beginn an bewusst gewesen, dass es im Klassenzimmer gewisse Regeln geben müsse, damit ein störungsfreier Unterricht möglich sei.

Eltern sind sehr am Lernfortschritt interessiert
Dabei geholfen, diese Regeln zu vermitteln, hat Christina Schenk der Umstand, dass die Kinder ihr vertrauen. Das erzählt Veronika Boll, die stellvertretende kommissarische Schulleiterin in Leimbach. „Für uns war es ein Glücksfall, denn sie engagiert sich in der Kirche und im Markdorfer Freundeskreis Flucht und Asyl." Darüber hinaus sei Christina Schenk selber Patin einer geflüchteten Familie, was als Türöffner gewirkt habe: bei den Familien, aber auch in der Schule. Einige der Eltern der VKL-Schüler gehen in der Klasse ein und aus, erzählt Franziska Schlee. „Wir stellen fest, dass den Vätern und Müttern sehr am Lernfortschritt gelegen ist."
Vorleser gesucht
Zum guten Lernklima trage auch die ausgeglichene Atmosphäre an der Grundschule bei. „Unsere Kinder und Eltern reagieren durchweg wohlwollend auf die VKL-Schüler“, sagt Franziska Schlee. Jene Schüler, die bereits in die Regelklassen gewechselt haben, seien gut integriert. „Sie sind aber auch selber ganz offen, berichten von ihren Erlebnissen im Sportverein oder dem jüngsten Fußballspiel." Das A und O von Integration sei die Sprache. „Es wäre schön, wenn wir noch ein paar Eltern fänden, die bei uns oder bei sich zu Hause vorlesen."
Wer dazu Lust hat, kann sich telefonisch melden: 0 75 44/732 31
Vorbereitungsklassen
In den Vorbereitungsklassen (VKL) werden Kinder beziehungsweise Jugendliche unterrichtet, die noch über keine ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen. In der Regel bleiben die Schüler mindestens sechs Monate lang in der VKL, solange wie ihnen die Grundlagen in Deutsch vermittelt werden.
Anschließend nehmen sie Stück für Stück mehr am Unterricht in den Regelklassen teil. Anfangs besuchen sie beispielsweise Musik- oder Kunststunden gemeinsam mit den anderen Kindern. Kommen die VKL-Schüler dann fest in eine Regelklasse, werden die sprachlich bedingten Lernerschwernisse berücksichtigt. Schulen mit Vorbereitungsklassen bemühen sich ausdrücklich um eine Willkommens- und Anerkennungskultur, die die soziale Integration von Schülern mit Migrationshintergrund erleichtern soll.
Weitere VKL gibt es an der Realschule Markdorf. Dort werden etwa 30 Schüler ab Klasse fünf unterrichtet. In Oberteuringen und im Deggenhausertal gibt es keine VKL. Unterricht speziell für Kinder mit Migrationshintergrund wird seit etwa einem Jahr an der Grundschule Bermatingen angeboten. VKL-Klassen gibt es des Weiteren in Salem, Meersburg, Friedrichshafen und Überlingen. (büj)