„Das Ergebnis ist nicht Null, sondern minus Null“, sagte CDU-Stadtrat Alfons Viellieber im und seine CDU-Ratskollegin Susanne Sträßle kritisierte: „Wir machen drei Schritte voraus, und vier Schritte zurück“. Doch die CDU-Fraktion stand mit ihrer Ansicht, die Erweiterung und Sanierung der Jakob-Gretser-Grundschule weiterzuführen, allein auf weiter Flur.
Die anderen Fraktionen des Gemeinderates beauftragten die Verwaltung alternative Möglichkeiten für einen dritten Schulstandort zu überprüfen. Das bedeutet für die Jakob-Gretser-Schule, dass alle Pläne zurückgestellt werden. Was war passiert? Seit April 2014 – laut Sitzungsvorlage in 16 Gemeinderatssitzungen – wird über die Erweiterung der Jakob-Gretser-Grundschule und dem Neubau einer Turnhalle diskutiert.
Allerdings sind die Kosten laut dem für die Planung beauftragten Architektenbüro „Weinbrenner.Single.Arabzadeh“ aus dem Ruder gelaufen. Zuletzt lag die Kostenberechnung bei rund 27, 8 Millionen Euro. Und da auch an der Grundschule Leimbach erweitert werden muss, liegt die Gesamtsumme für beide Schulen bei rund 35 Millionen Euro. „Das ist eine Summe, mit der wir uns verheben könnten“, so Bürgermeister Georg Riedmann. Kleinere Maßnahmen über einen längeren Zeitraum seien allerdings machbar.
Vier Flächen werden geprüft
Die Stadtverwaltung schlug deshalb vor, vier Flächen für einen dritten Schulstandort zu überprüfen. Hierbei handelt es sich um die südöstlich des Bildungszentrums angrenzende Fläche entlang der Bahnlinie, die im Flächennutzungsplan als landwirtschaftliche Fläche sowie in Teilen als Wertstoffhof und Bauhoflagerfläche dargestellt ist.
Die Grünfläche zwischen dem Bildungszentrum und der westlich angrenzenden Wohnbebauung an der Ensisheimer Straße könnte in Betracht gezogen werden. Des Weiteren kann der Standort der Gehrenbergsportanlage im Bereich der Parkplätze und des Vereinsheims mitangedacht werden sowie eine westliche Wohnbauerweiterungsfläche in Markdorf-Süd.
Stadt ist nicht im Besitz der Flächen
Alle alternativen Standorte müssen auf die baurechtlichen- und standortverträglichen Möglichkeiten untersucht werden. Außerdem: Bis auf die Fläche an der Gehrenbergsportanlage ist die Stadt nicht im Besitz der Grundstücke, sodass Grunderwerbsverhandlungen und -käufe hinzukommen.
Für Alfons Viellieber schwer vorstellbar, dass die dann entstehenden Kosten die bisherigen nicht überschreiten werden. „Wir haben nun so viel Arbeit, Zeit, Ideen und Kosten in das Projekt gesteckt“, betonte Viellieber. Allein die Planungskosten für die Grundschule haben bislang laut Susanne Sträßle rund eine Million Euro gekostet.
Anders die Stimmen aus der Umweltgruppe, die als einzige Fraktion immer für einen dritten Schulstandort plädiert hatte. „Eine neue Schule im Süden der Stadt wäre ideal“, so Christiane Oßwald. „Lernen in kleinen Einheiten; kurze Füße, kurze Wege“. Ein Neubau würde das Quartier weiteraufwerten und der Verkehr an der Jakob-Gretser-Schule würde sich entspannen.
Die Option eines dritten Standortes solle man „sofort und schnell angehen“, gab Oßwald der Verwaltung mit auf den Weg. Auch Dietmar Bitzenhofer war der Meinung, dass es ein „Weiter so“ nicht mehr geben kann. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler mahnte ebenfalls an, die vier möglichen Standorte schnellstmöglich zu untersuchen.
Wolfgang Zimmermann (SPD) wollte wissen, was die Grundstückserwerbe auf dem freien Gelände kosten. Diese sollten in die Gesamtbilanzierung miteinbezogen werden.
Arnold Holstein (FW) kritisierte die Architekten, dass sie den Gemeinderat nicht zu einem früheren Zeitpunkt über die Kostenexplosion informiert hätten. „Alles was wir dort oben bauen, ist nicht vorhersehbar. Wir wissen nicht, was uns aufgrund des Baugrundes erwartet“, so Holstein, der von einer „wahnsinnigen Summe“ sprach und für den Bau auf der grünen Wiese votierte.
Stellungnahme der Schulleitung
An der Jakob-Gretser-Schule hat die Schulleitung mit einer Stellungnahme reagiert und sieht die Kostenexplosion ebenfalls als „großes Problem“. Für die Organisation an der Grundschule sei nicht in erster Linie nur die Modellvariante vom Schulbau maßgeblich, heißt es in der Stellungnahme der Schulleitung.
Man mache sich aber Gedanken und Sorgen in Bezug auf die daraus resultierenden Konsequenzen. Die Kosten dürfen nicht dazu führen, diese Argumentation als Hauptfeld der Diskussion und letztlichen Entscheidung festzulegen.
„Hier sind auch Zeit-, Raum-, Sanierungs- und Organisationsaspekte gleich zu berücksichtigen, wenn es darum gehen soll, die Grundschullandschaft in Markdorf nachhaltig und für die nächsten Jahre ausreichend aufzubauen“, so Rektor Andreas Geiger und Konrektor Timo Metzger. Man wünsche sich für alle Beteiligten und Betroffenen eine „optimale Lösung in naher Zukunft“.
Was ist geplant?
Die Stadtverwaltung möchte nun das Gespräch mit dem Regierungspräsidium suchen, das laut Georg Riedmann bereits Signale gesendet hat, die Pläne eines neuen Schulstandortes zu begleiten – ob als Außenstelle der Jakob-Gretser-Schule oder als selbstständige Grundschule ist noch offen. Die neue Grundschule soll zweizügig werden – mit Ausbaumöglichkeit auf drei Züge. Hier könnte dann auch der Neubau einer Sporthalle angedacht werden.
Die Jakob-Gretser-Grundschule soll dann auf drei Züge reduziert und im Bestand saniert werden. Die Grundschule Leimbach soll im Bestand 1- bis 1,5-zügig werden und neue Räume für Mensa und Betreuungsangebote bekommen. Bis zu einer Einschulung an einem dritten Schulstandort könnten zwischen acht bis zehn Jahre vergehen