Die Schulleitung der Jakob-Gretser-Grundschule wehrt sich gegen den Vorwurf des FDP-Vorsitzenden Rolf Haas, die nach der jüngsten Kostensteigerung gestoppten Pläne zur Sanierung und Erweiterung der Schule seien Pläne für einen „Luxusbau„ gewesen. Haas hatte diese Formulierung, gepaart mit einer allgemeinen Kritik am Finanzgebahren und Kostenbewusstsein von Stadt und Gemeinderat, in der Hauptversammlung des FDP-Ortsverbandes vor einer Woche geäußert. In einem Schreiben an die Redaktion weist Schulrektor die Formulierung von Haas entschieden zurück.
„Fehlende Wertschätzung“
Leider, so schreibt Geiger, gehöre es „zur politischen Tradition, davon zu sprechen, dass Bildung unser höchstes Gut sei“, deren Umsetzung in optimale Voraussetzungen aber „in ihrer Notwendigkeit immer wieder negiert, verschoben, abgelehnt oder verharmlost“ werde: „Es gehört für Grundschulleute zur alltäglichen Erfahrung hier keinen besonders beachteten Status mit der angemessenen Wertschätzung zu haben“, zeigt sich der Rektor enttäuscht über die Auslassung des FDP-Chefs.

„Äußerst seriöse Arbeit am Konzept“
Intensiv und äußerst seriös seien über Jahre ein pädagogisches und räumliches Konzept erarbeitet worden, die nicht nur Lücken provisorisch schließen sollten. Vielmehr sei mit dem Ziel einer „nachhaltigen und zukunftsorientierten Bildungslandschaft im Grundschulbereich“ beraten und geplant worden. Diese Konzeption, so Geiger, sei nach wie vor gültig und nicht durch die Probleme bei der Umsetzung der Pläne überholt. Im Gegenteil seien der Schulträger und die Schule auch aktuell noch sehr intensiv an der Realisierung der Pläne interessiert und würden kooperativ dabei zusammenarbeiten.
Sanierungsstau, nicht Luxusdenken
Die Kostenexplosion auf zuletzt prognostizierte knapp 30 Millionen Euro seien nicht dem „luxuriösen und unverhältnismäßigen Anspruchsdenken von Schulleitung, Lehrerkollegium oder Schulträger“ zuzuschreiben, sondern dem Sanierungsstau am Hauptgebäude und den unvorhergesehenen immensen Problemen bei einer Baugründung am dortigen Hang, schreibt Geiger: „Ob es nun einer Art Dilettantismus oder einer besonderen Form der Ignoranz zuzuschreiben ist, wenn hier von „Luxusbau“ gesprochen wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Aber die Wirkung, die mit dieser Begrifflichkeit erzielt werden soll oder schlimmstenfalls erzielt wird, ist ein verheerendes Zeichen“, findet der Rektor deutliche Worte: Und: „Hier von Luxus zu sprechen, grenzt an eine Form von Hohn, die niemand von an diesen Gremien Beteiligten verdient hat.“

Stopp sei nachvollziehbar
Auch in der Schulleitung und im Kollegium sei man von der Kostensteigerung geschockt gewesen und könne von daher den vorgenommenen „Stopp zur Besinnung“ nachvollziehen. Statements wie jenes von Haas seien aber kontraproduktiv, wenn es um die Beantwortung der „drei großen Fragen“ hinsichtlich von Sanierung und Erweiterung der Schule gehe, so Geiger. Für die Schulleitung würden diese wie folgt lauten: „Wo und wann bekommen wir für die Jakob-Gretser-Schule die seit 1997 angekündigte(n) Sporthalle(n) in angemessener Größe? Wo, wie und wann werden die Raumdefizite, mit der die Schule seit mittlerweile dreizehn Jahren provisorisch umgeht, behoben und was passiert an der Jakob-Gretser-Schule so lange, bis die noch zu planenden Maßnahmen zur Standortfrage in tatsächlich abgeschlossenen Baumaßnahmen umgesetzt sind?“
FDP-Kritik und
Neubau-Pläne
- Was bei der FDP gesagt wurde: Der Ortsverbandsvorsitzende der Markdorfer FDP, Rolf Haas, kritisierte in der Hauptversammlung sowohl die Stadtverwaltung und den Gemeinderat wie auch die Schulleitung. Der Stadt fehle bei Großprojekten das Kostenbewusstsein. Trotz eines allgemein hohen Investitionsbedarfs in den nächsten Jahren habe die Stadt aus der Anforderung zum Bau einer neuen Turnhalle den Plan für einen „Luxusbau“ entwickelt, so Haas. Darauf antwortet nun der Rektor der Jakob-Gretser-Schule, Andreas Geiger. (gup)
- Wie es weiter geht: Nachdem der Gemeinderat im Oktober entschieden hatte, die Pläne zur Schulerweiterung auf Eis zu legen, wird die Stadt nun vier Flächen für einen dritten Grundschulstandort überprüfen. Alle Standorte müssen auf die baurechtlichen- und standortverträglichen Möglichkeiten untersucht werden. Außerdem: Bis auf eine Fläche ist die Stadt nicht im Besitz der Grundstücke, sodass Grunderwerbsverhandlungen und -käufe hinzukommen. Die neue dritte Grundschule soll zweizügig sein – mit Ausbaumöglichkeit auf drei Züge. Dort könnte auch der Neubau einer Sporthalle angedacht werden. Die Jakob-Gretser-Schule soll auf drei Züge reduziert und im Bestand saniert werden. Die Grundschule Leimbach soll im Bestand 1- bis 1,5-zügig werden und neue Räume für Mensa und Betreuungsangebote bekommen. Bis zu einer Einschulung an einer dritten Grundschule könnten bis zu acht Jahre vergehen. (shn)