Unter den Eltern der Jakob-Gretser-Grundschule hat sich Resignation breitgemacht. Nachdem der Gemeinderat die Pläne zur Erweiterung und Sanierung der Schule inklusive Turnhallen-Neubau aufgrund der enormen Kostensteigerung aufs Eis gelegt hat, ist die Enttäuschung groß.

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Zwar könnten Teile der Elternschaft die Entscheidung nachvollziehen, auf der anderen Seite würde aber auch Unverständnis über den Stopp herrschen. So zumindest beschreiben die beiden Elternbeiratsvorsitzenden der Jakob-Gretser-Schule, Heiko Frick und Carsten Jonas, die derzeitige Stimmung. Der SÜDKURIER hat sich mit den Vätern zu einem Gespräch getroffen.

Heiko Frick und Carsten Jonas, Elternbeiratsvorsitzende der Jakob-Gretser-Grundschule.
Heiko Frick und Carsten Jonas, Elternbeiratsvorsitzende der Jakob-Gretser-Grundschule. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Was beiden Sorgen macht, sei die Tatsache, dass niemand weiß, was in den nächsten Jahren nun an der Schule passieren oder nicht passieren wird. Denn an den Schulbau war auch das neue pädagogische Ganztageskonzept geknüpft, dass bereits in diesem Schuljahr umgesetzt werden sollte.

„Wir waren nun auf eine Interimslösung eingestellt“, sagt Carsten Jonas, dessen Sohn die dritte Klasse besucht. Seine Tochter ist gerade von der Grundschule auf die weiterführende Schule gewechselt.

Chronologie der Ereignisse

Jahrelange Diskussion ist „zermürbend“

Seit Jahren verfolgt er nun die Diskussionen, die sehr „zermürbend“ seien. „Es wird nun schon seit langer Zeit geprüft, nun wird es Zeit, dass endlich geplant wird“, so Jonas. Damit meint er auch die Prüfung eines dritten Schulstandortes. Dies würde die Problematik an der Jakob-Gretser-Schule kurz- und mittelfristig nicht lösen. „Wir haben immer noch die Schule von vor zehn Jahren und seit fünf Jahren wird diskutiert“, sagt Heiko Frick.

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Die Stadt wachse, die Schule nicht. Für Carsten Jonas bleibt die Stadt in Sachen Bildung unter ihren Möglichkeiten. In Markdorf ist das staatliche Schulamt angesiedelt, die Jakob-Gretser-Grundschule ist die größte Grundschule im Bodenseekreis und das Bildungszentrum wird von Kindern und Jugendliche aus der ganzen Region besucht. „Das muss man für einen attraktiven Standort viel mehr nutzen“, meint Jonas. Denn für Familien seien die Betreuungsmöglichkeiten nach Wohnort und Arbeitsplatz ein entscheidender Faktor.

Für die Eltern sei die Entscheidung des Gemeinderates sehr „überraschend“ gekommen, berichtet Heike Frick. Man habe sich auf eine Schule mit „Wow-Effekt“ gefreut, so wie sie bei einer offiziellen Informationsveranstaltung im Februar vorgestellt worden sei. Zwar habe man sich zu diesem Zeitpunkt bereits über die hohe Investition gewundert, sah diese aber in eine „tolle, moderne, zukunftsorientierte“ Schule gut angelegt.

Wie geht es an der Jakob-Gretser-Schule weiter?

„Es ist nicht schön, dass nun alles gestoppt worden ist“, sagt Heiko Frick, dessen Kinder die zweite und vierte Klasse besuchen. Gespräche mit dem Bürgermeister Georg Riedmann und den Stadträten habe es keine gegeben, dabei haben die Eltern vor allen eine ganz wichtige Frage: Wie soll es nun weitergehen?

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Frick und Jonas sind skeptischer geworden. „Oder sagen wir mal so: Die Herangehensweise fördert nicht gerade das Vertrauen“, so Carsten Jonas. So habe der Gemeinderat die Auflösung des Hortes und die Veränderung der Betreuungsstrukturen beschlossen.

Carsten Jonas: „Die Herangehensweise fördert nicht gerade das Vertrauen.“
Carsten Jonas: „Die Herangehensweise fördert nicht gerade das Vertrauen.“ | Bild: Nosswitz, Stefanie

Es wurde ein pädagogisches Konzept von Schulleitung und Kollegium gefordert, das nur mit den Möglichkeiten eines Schulneubaus umgesetzt werden kann. „Der Ganztag soll die Zukunft sein“, sagt Frick. Dies funktioniere aber nicht, wenn keine Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, denn Räume sind an der Grundschule Mangelware. Das Gebäude ist für die heutigen Lernanforderungen zu klein und dringend sanierungsbedürftig.

Kompliment an Schulleitung und Lehrer

„Ein großes Kompliment aber an die Lehrer, wie sie mit der Situation umgehen. Sie tun ihr bestmögliches für einen guten Unterricht“, sagt Heiko Frick. Für die Kinder seien die Verhältnisse nicht belastend, betonen die Väter.

„Sie vergessen wieder schnell Dinge oder wie soll man ihnen zum Beispiel erklären, dass das vergangene Schulfest zu den Themen Hausputz und Flohmarkt stattgefunden hat“, fragt Jonas, der sich gut an die Veranstaltung erinnert. Heiko Frick berichtet, dass seine Kinder wenig erfreut darüber seien, zum Sportunterricht extra nach Kluftern fahren zu müssen. „Das kostet Zeit und das finden sie nicht so gut“.

Heiko Frick: „Das kostet Zeit und das finden sie nicht so gut.“
Heiko Frick: „Das kostet Zeit und das finden sie nicht so gut.“ | Bild: Nosswitz, Stefanie

Für Carsten Jonas ist die Zeit als Vater eines Grundschulkindes in zwei Jahren vorbei. Er erklärt auch, warum die Lobby der Grundschuleltern in der Öffentlichkeit kaum vorhanden sei. „Die Zeit ist einfach zu kurz. Vier Jahre vergehen schnell. In der ersten Klasse kommt man gerade an und in der vierten Klasse beschäftigt man sich gedanklich bereits mit der weiterführenden Schule.“ So blieben letztlich zwei Jahre, um sich zu engagieren.

Eltern wünschen eine „feste, fixe Entscheidung“

„Es bleibt einfach das Gefühl, dass man wenig Einfluss nehmen kann“, sagt Jonas, denn der Gemeinderat sei in seinen Entscheidungsprozessen zu langsam. Es werde zu viel gesprochen, aber zu wenig umgesetzt. Beide fordern eine „feste, fixe Entscheidung“, damit sich eine Entwicklung in die falsche Richtung nicht wiederhole. „Etwas zu verschieben, macht es nicht besser“, so Frick.

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Heiko Frick hat den Wunsch, dass die Schule in einem „Rutsch durchsaniert“ wird, wenn es nicht anders auch mit Abstrichen bei der Turnhalle. „Das ewige Hin und Her regt die Eltern auf“, so Frick. Er wird sich weiterhin als Vater mit der Grundschulentwicklung beschäftigen dürfen – das dritte Kind ist unterwegs.