Frau Streif, die Jahresausstellung der Markdorfer Malerinnen und Maler ist kürzlich zu Ende gegangen. Es waren wieder eine ganze Reihe von Bildern zu sehen. Dieses Mal zum Thema „Licht\Schatten\Spiel“. Haben Sie das Thema für die kommende Herbstausstellung in der Stadtgalerie schon im Köcher?

Mit fertigen Themenvorschlägen in der Tasche gehe ich immer zu unseren Jahresversammlungen. Es sind meistens drei. Wir halten das so, dass alle Malerinnen und Maler bei unserer Herbstausstellung Vorschläge abgeben. Daraus treffe ich dann eine Auswahl. Und dann stimmen wir gemeinsam ab. In diesem Jahr wird das aber vermutlich anders ablaufen. Ich würde gerne auf unser ursprüngliches Verfahren zurückgreifen.

Das hat wie funktioniert?

Ich lege ein Thema fest. So wie ich das seinerzeit immer gemacht hab, als wir unsere Bilder noch im Rathaus ausgestellt haben.

Und warum wollen Sie das?

Weil wir in diesem Jahr ein großes Jubiläum feiern. Da bietet es sich auch für uns, die Markdorfer Malerinnen und Maler, einfach an, etwa zum Thema Geschichte, Stadt-Geschichte, zu machen.

Haben Sie eigentlich nie Angst, dass die Markdorfer Malerinnen und Maler bei einem Themenvorschlag alle etwas Ähnliches, also die gleichen Motive abliefern?

Ach was, da brauche ich mir nun wirklich keine Sorgen machen. Das ist ja gerade das Spannende bei uns. Alle haben ihren eigenen Stil. Und alle haben ihren ganz eigenen Zugang zu einem Thema. Für mich ist es immer wieder überraschend, wenn ich kurz vor der Ausstellung beim Auspacken sehe, was da wieder herausgekommen ist, wie unterschiedlich wir doch malen. Und ich glaube, dass das Publikum das auch sieht. Und dass es den Leuten gefällt.

Wie ist das bei Ihnen selbst, gibt es auch Themen, zu denen Ihnen nichts einfällt?

Beim Thema „Weiß“ hat es jedenfalls sehr, sehr lange gedauert, bis ich eine zündende Idee für meinen roten Faden hatte. Der ist mir damals in einem Überlinger Café gekommen. Plötzlich war's mir klar: Du malst diese weiß geschminkten Gesichter von japanischen Geishas. Und dann lief es gut mit der Arbeit.

Sehen sich die Mitglieder der Gruppe in einer Konkurrenz-Situation?

Nicht wirklich. Aber wir machen uns schon ein bisschen Stress. Jeder will sein Bestes geben und möchte etwas Besonderes zeigen. Und ich finde, dass dieser Ehrgeiz sogar noch zugenommen hat, seitdem wir in den Räumen der Stadtgalerie ausstellen.

Sehen Sie da auch eine Weiterentwicklung? Mir kommt das so vor, oder täusche ich mich da?

Natürlich gibt es bei allen von uns eine Entwicklung. Das kann gar nicht ausbleiben in diesem langen Zeitraum. Allein in der Stadtgalerie stellen wir ja nun schon zehn Jahre lang aus. Die meisten von uns bilden sich weiter, besuchen Kurse. Man sammelt seine Erfahrungen. Und die Technik, die reift auch immer weiter aus. Wenn ich meine alten Bilder anschaue, dann sehen die doch ziemlich anders aus als heute.

Wie sind Sie zum Malen gekommen, Frau Streif?

Gemalt hab ich immer schon. Schon als kleines Kind. Zeichnen, wie das damals hieß, war mein Lieblingsfach in der Schule. Und irgendwann, viele Jahre später, hab ich mir wieder mehr Zeit fürs Malen genommen. Damals noch mit einem Wasserfarbkasten für Schüler. Die Bilder hab ich dann bei uns im Treppenhaus aufgehängt. Und dann kam da der Zuspruch von einer Nachbarin, der gefiel, was ich gepinselt habe. Dann wollte ich es wissen, habe mir richtiges Material gekauft, gute Aquarell-Farben und gutes Papier. Sechs Jahre später gab's dann die erste Ausstellung. Direkt gegenüber, schauen Sie, dort im Torkel-Keller. Die Rede hat übrigens Hermann Zitzlsperger gehalten, unser Redner für die Herbstausstellungen. Damals war ich extrem fleißig, hatte aber auch dementsprechend viele Einzelausstellungen.

Und wie ist es dann zu den Rathausausstellungen der Markdorfer Malerinnen und Maler gekommen?

Das war im Nachgang zu einem großen Auftritt von ganz vielen Markdorfer Künstlern in der Stadthalle und in den Schaufenstern der Stadt. Den hatte die Claude Harpprecht veranstaltet – und auch mich dazu eingeladen. Mir ist damals der Gedanke gekommen: Wir wär's, wenn die Markdorfer Maler öfter ausstellen würden? Ich habe dann bei Bürgermeister Gerber angefragt. Und der war einverstanden, sofern ich alles organisiere. Was ich dann auch gemacht hab. Erstmals für unsere Ausstellung 1999. Und seither sind wir am Ball geblieben.

Sie organisieren aber auch den künstlerischen Austausch mit Markdorfs Partnerstadt Ensisheim?

Ja, das habe ich von Edwin Röttele übernommen. Die Ensisheimer stellen alle zwei Jahre bei uns aus und wir alle zwei Jahre bei ihnen. 2017 kommen die Ensisheimer wieder zu uns nach Markdorf.

Fragen: Jörg Büsche

Zur Person:

1950 in Immenstaad geboren, wuchs Erika Streif in Markdorf auf und besuchte die Jakob-Gretser-Schule. Sie machte eine Ausbildung zur Friseurin. 1970 hat sie geheiratet. Sie ist Mutter eines Sohnes. Seit 1989 befasste sie sich intensiver mit der Malerei, vor allem der Aquarellmalerei. Seit 1998 organisiert sie die Ausstellungen des von ihr ins Leben gerufenen Künstlerkreises „Markdorfer Malerinnen und Maler“. (büj)